Welchen Beitrag leisten der österreichische Wald und das daraus entnommene Holz zum Klimaschutz und zur Erreichung der Pariser Klimaziele? Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), des Kompetenzzentrum Holz GmbH (Wood K plus) und des Umweltbundesamtes untersuchten im Forschungsprojekt "Care for Paris" anhand von unterschiedlichen Szenarien die Auswirkungen des Klimawandels bis 2150.
Wir ließen uns von den beteiligten Experten – Klemens Schadauer (BFW), Martin Braun und Peter Schwarzbauer (BOKU und Wood K plus), Peter Weiss und David Fritz (Umweltbundesamt) – die Resultate persönlich erklären. Ihre wichtigsten Aussagen haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Entwicklungen bis 2150 in unterschiedlichen Szenarien
Vorratsentwicklung
Eine an den Klimawandel angepasste Bewirtschaftung des Waldes ist ein wichtiger Beitrag zur Lösung der Klimakrise.
Der Wald kann nicht unendlich wachsen und dementsprechend nicht beliebig Vorrat aufbauen. Selbst im Szenario Vorratsaufbau wird ein Maximum erreicht. Werden die Pariser Klimaziele nicht eingehalten, sorgen die daraus resultierenden Folgen vor allem ab 2060 für einen Zuwachs- und Vorratsrückgang. Das heißt aber auch, dass der Wald auf die Einhaltung der Pariser Klimaziele und die Dekarbonisierung des Wirtschaftssystems angewiesen ist.
Kohlenstoffspeicherung/-emissionen des Waldes
Die Entwicklung von Zuwachs und Nutzung beeinflusst die Kohlenstoff-Senkenwirkung des Waldes.
Diese Senkenwirkung ist in allen Szenarien zeitlich begrenzt und zudem reversibel. Der Wald wird langfristig in allen Szenarien zur Kohlenstoffquelle. Bereits in den letzten Jahren haben Kalamitäten und entsprechend große Schadholzmengen die Verletzbarkeit des Waldes verdeutlicht. Nur wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten und den Wald weiterhin nachhaltig bewirtschaften, kann er einen positiven Beitrag zur Treibhausgas-Bilanz leisten (Szenario moderater Klimawandel).
Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten
Je mehr und je länger wir Holz nutzen, desto größer wird der Kohlenstoffspeicher in den Holzprodukten.
Durch die Verwendung von Holzprodukten können der Kohlenstoffspeicher und mit ihm die Senkenwirkung vergrößert werden. Aber auch Holzprodukte haben eine begrenzte Lebensdauer, am Ende geben sie den gespeicherten Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre ab. Einen dauerhaften, maßgeblich treibhausgasmindernden Effekt gibt es dann, wenn fossile Rohstoffe durch Holzprodukte ersetzt werden.
Vermiedene Emissionen durch Ersatz fossiler Materialien mit Holz
Durch die Verwendung von Holzprodukten werden dauerhaft Emissionen vermieden.
Holz hat einen großen Treibhausgas-Vorteil gegenüber fossilen Materialien. Das bedeutet aber auch, dass bei einer Nutzungsreduktion im Wald zur Erhöhung der CO₂-Senkenwirkung das Material zur Holzverwendung fehlt. In weiterer Folge kommen andere Materialien zum Einsatz, die einen größeren CO₂-Fußabdruck haben. In den nächsten Jahrzehnten werden erneuerbare Energien im Energiemix in der Emissionsberechnung den Kohlenstoff-Fußabdruck der fossilen Materialien verringern und damit den Treibhausgas-Vorteil von Holz gegenüber diesen Materialien.
Legende
Beitrag des Waldes und der Holznutzung zum Klima
Das Zusammenspiel von Waldwachstum, Holznutzung und vermiedenen Treibhausgas-Emissionen durch Holzprodukte führen zu einer positiven Treibhausgasbilanz.
Senkenwirkungen durch Wald und Holznutzung
in Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e)
Fazit
Der österreichische Wald, dessen Bewirtschaftung und die stofflich und energetisch verwendeten Holzprodukte spielen eine wichtige Rolle in der Treibhausgas-Bilanz. Die Senkenwirkung des Waldes ist jedoch begrenzt. Der größere Hebel für den Klimaschutz ist der Ersatz fossiler Rohstoffe und Energieträger durch Holz (stofflich und energetisch) sowie die damit vermiedenen Emissionen. Es ist dringend notwendig, die Pariser Klimaziele einzuhalten, weil stärkere Klimawandelfolgen die Treibhausgas-Bilanz des Waldes deutlich verschlechtern werden und der Wald zusätzlich zum atmosphärischen Treibhausgasanstieg beitragen wird. Zudem macht eine Reduktion des Holzvorrats und der Holznutzung durch Klimawandel und -anpassung die ersatzweise Verwendung von fossilen Rohstoffen notwendig und erhöht auch derart die fossilen Treibhausgas-Emissionen.