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Die Rolle des Rohstoffs Holz für den Klimaschutz

erschienen in
Zuschnitt 91 Wald und Holznutzung, Dezember 2023

Holz ist ein nachwachsender, regionaler Rohstoff, der – wenn er aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – die Atmosphäre nicht zusätzlich mit CO2 belastet. Per se ist Holz kein klimafreundlicher Rohstoff, sondern die nachhaltige Waldbewirtschaftung im ­Herkunftsgebiet ist eine Voraussetzung für dessen Klimafreundlichkeit. In Österreichs Wald nahm während der letzten Jahr­zehnte der Kohlenstoffvorrat laufend zu. Somit war der Wald in Österreich (trotz Holzernte) eine Netto-Kohlenstoff-Senke und das ­geerntete Holz daraus hat somit die Atmosphäre nicht mit CO2 ­beauf­schlagt, wie auch die österreichische Treib­hausgasinventur1 ausweist.

Wird Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in langlebigen Holzprodukten genutzt und nimmt der ­Vorrat an diesen Produkten zu, stellt auch dies eine Netto-Senke an Kohlenstoff dar. Der Kohlenstoff in diesem Vorrat bleibt der Atmosphäre entzogen. Ähnlich den Kohlenstoffvorräten in der Natur gibt es aber auch hier eine Sättigung, über der keine weitere Netto-Senke an Kohlenstoff mehr möglich ist. Die Produkte haben eine Lebensdauer und ein Ersatz des ausscheidenden Holzprodukts durch ein neues stellt keine Netto-Senke, sondern eine Netto-Null dar. Dazu kommt, dass der Rohstoff Holz nur begrenzt zur Verfügung steht. Somit ist insgesamt der Vorrat an Holzprodukten nicht endlos aufbaubar.

Verbesserte Klimaschutzleistung

Damit ergeben sich bei den Holzprodukten (neben der Bewirtschaftung des Waldes) weitere wichtige Hebel für eine verbesserte Klimaschutzleistung des eingesetzten Rohstoffs: Das Holz sollte bevorzugt für langlebige Produkte genutzt werden und natürlich muss auch der Rohstoff Holz sparsam und effizient genutzt werden (beispielsweise durch geeignetes Recycling), da er ebenfalls eine begrenzte Ressource darstellt. Eine aktuelle Recherche aus sämtlicher, verfügbarer Literatur2 zeigt, dass die Lebensdauer von Holz als Konstruktionselement im Bau durchschnittlich deutlich höher ist als bei anderen Holznutzungen. Die nationalen Treib­haus­gas­inventuren unter der UN Klimarahmenkonvention (UN FCCC) ­berechnen und berichten auch die nationale Treib­hausgasbilanz des Holz­produkte­pools (wie Schnittholz, Platten, Papier) für die einzel­nen Staaten, wobei Holz aus heimischem Einschlag und heimischer Weiterverarbeitung zu diesen Produkten angerechnet wird (auch wenn die Produkte nachfolgend ­exportiert werden). Der Kohlenstoffvorrat der Holzprodukte aus österreichischem Einschlag und österreichischer Weiter­verarbeitung hat seit 1961 stetig ­zugenommen und ist derzeit mehr als doppelt so groß wie 1961. Entsprechend stellte diese Vorratszunahme eine Netto-Senke an CO2 dar, die sich in der ­öster­reichischen Treibhausgasbilanz niederschlägt (im Mittel 2,3 Mio. t CO2/Jahr seit 1961).

Holz sollte daher zuerst (langlebig) stofflich und erst am Ende der Lebensdauer und aller Recycling-Möglichkeiten energetisch genutzt werden. Am Ende sämtlicher stofflicher Nutzungs- und Recyclingmöglichkeiten ist eine energetische Verwertung möglich, die (wiederum unter der Prämisse nachhaltiger Forstwirtschaft) die Atmosphäre nicht mit zusätzlichem CO2 belastet. ­Unmittelbar bei der Herstellung von Holzprodukten fallen aber auch Reststoffe an (Späne, Schwarzlauge etc.), die einer energetischen Nutzung zugeführt werden. Derzeit stammen in Österreich etwa die Hälfte des energetisch genutzten Holzes aus Koppelprodukten der stofflichen Holznutzung.3

Substitution fossiler Rohstoffe

Ein weiterer Beitrag des Holzes zum Klimaschutz ist der geringere Treibhausgasfußabdruck in Holzprodukten im Vergleich zur gleichen Dienstleistung durch Produkte aus anderen Rohstoffen. ­Damit vermeiden Holzprodukte Treibhausgasemissionen durch Substitution. Der Treibhausgasfußabdruck entspricht den Treib­hausgasemissionen eines Produkts von der Wiege bis zur Bahre, also von der Rohstoffbereitstellung, Erzeugung, Verwendung bis zur Entsorgung. Im Rahmen von zwei Projekten wurde das Ausmaß der vermiedenen Treibhaugasemissionen durch Holzprodukte bzw. energetisch genutztes Holz aus österreichischem Einschlag und heimischer Produktion untersucht. Es zeigte sich, dass durch diese Holzprodukte bzw. -energiedienstleistung aktuell Emissionen von rund 12 Mio. t CO2-Äquivalent pro Jahr gegenüber der Verwendung von Ersatz aus anderen Rohstoffen vermieden werden.4 Das entspricht etwa 15 Prozent der aktuellen jähr­lichen Treib­hausgasemissionen Österreichs. Dieser Klimaschutzbeitrag von Holz ist daher sehr bedeutend und übertrifft auch die aktuelle Senkenleistung des österreichischen Waldes. Holz kann somit – allerdings nur in begrenztem Umfang, solange die Nachhaltigkeit des Waldes nicht gefährdet ist – Produkte aus anderen Rohstoffen ersetzen und ­dadurch Treibhausgasemissionen vermeiden. Dieser Effekt reduziert sich naturgemäß mit zunehmender Defossilisierung des Wirtschaftssystems, wie sie für ein Abwenden dauerhafter, schwerwiegender Klima­wandelfolgen gemäß dem Übereinkommen von Paris der UN erforderlich ist. Holzprodukte aus nach­haltiger Waldwirtschaft können aber bei diesem erforderlichen Treibhausgasreduktionspfad unterstützen. Selbst bei vollständiger Defossilisierung unseres Wirtschaftens ist es wichtig, dass mit Rohstoffen und Energie sparsam umgegangen wird, denn auch die Herstellung erneuerbarer Energie ist mit Umweltwirkungen verbunden und erfordert Ressourcen, die beschränkt verfügbar sind. Hier offenbart sich ein weiterer Vorteil von Holz, da auch der Energiefußabdruck (von der Wiege bis zur Bahre) bei Holzhäusern geringer ist als bei Häusern aus anderen Rohstoffen.5

Holznutzung ist Teil der Lösung

Gemäß der aktuellen Ressourcennutzung Österreichs stellen mehr als die Hälfte der eingesetzten Ressourcen nicht metallische Mineralstoffe (vor ­allem für den Bau) dar und etwas weniger als ein Viertel sind nachwachsende Biomasse (davon aber ein ­signifikanter Anteil aus Import). Das aktuelle Ressourcennutzungsbudget Österreichs ist zudem dreimal höher als es das nachhaltige wäre.6 Somit ist es zwar ein wichtiger Beitrag, treibhaugasintensive Rohstoffe durch weniger intensive (etwa Holz) zu ersetzen, die Grenzen der verfügbaren Ressourcen (auch bei Holz) erfordern jedoch vor allem Strategien einer höheren Suffizienz, eine effizientere Rohstoffnutzung, eine Erhöhung der ­Lebensdauer von Produkten und das Ausschöpfen der Recyclingmöglichkeiten, damit die Transformation hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Wirtschaften gelingen kann.

1 Umweltbundesamt, 2023: Austria’s National Inventory Report 2023, Reports, Bd. 0852, Wien 2023. www.umweltbundesamt.at
2 Umweltbundesamt, 2023: Recherche zu den Lebensdauern von Holzprodukten im Zuge des Projekts CareforNetZero. Noch unveröffentlicht.
3 Lorenz Strimitzer et al.: Holzströme in Österreich, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (Hg.), Wien 2023. www.klimaaktiv.at
4 David Fritz, Werner Pölz: Vermiedene Treibhausgas-Emissionen durch Holzprodukte aus dem österreichischen Wald, Bundesforschungszentrum für Wald (Hg.), BFW Praxisinforation, Nr. 51/2020, S. 17 – 19.
5 Daniela Schenk, Ali Amiri: Life cycle energy analysis of residential wooden buildings versus concrete and steel buildings: A review, Front, Nr. 8/2022.
6 Nina Eisenmenger, Barbara Plank, Eva Milota, Sylvia Gierlinger: Ressourcennutzung in Österreich, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (Hg.), Bd. 3, Wien 2020. www.bmk.gv.at


verfasst von

Peter Weiss

arbeitet seit 1988 im Umweltbundesamt und ist dort u. a. seit rund 25 Jahren für die Treibhausgasbilanzierungen des Landnutzungssektors Österreichs im Rahmen der UN Klimarahmen­konvention zuständig. Zudem leitete er Simula­tionsprojekte zu Szenarien der zukünftigen Treibhausgasbilanz des wald­basierten Sektors Österreichs (Holzkettenprojekt, Projekt CareforParis und aktuell Projekt CareforNetZero).

Erschienen in

Zuschnitt 91
Wald und Holznutzung

Wald und Holznutzung im Spiegel der Zeit und im Kontext des Klimawandels

8,00 €

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Zuschnitt 91 - Wald und Holznutzung