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Relevante Gefühle
Bewohnerbefragung

Die Ergebnisse einer Diplomarbeit zur Wohnzufriedenheit in mehrgeschossigen Holzwohnbauten zeigte, dass das Schallproblem geringer als befürchtet ist, Trittschallprobleme jedoch existieren.

erschienen in
Zuschnitt 18 Schallschwellen, Juli 2005
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Mehrgeschossige Wohnbauten in Holzbauweise sind zwar nach wie vor nicht in der Überzahl, ihre Menge nimmt jedoch – in der Schweiz ebenso wie in Österreich – kontinuierlich zu. Nach wie vor fehlen aber genaue Erfahrungswerte bezüglich der Wohnbefindlichkeit von Mietern und Eigentümern, obwohl entsprechende Untersuchungen und Veröffentlichungen sowohl für Architekten und Planer als auch für ausführende Firmen und Bewohner hilfreich wären und dazu beitragen könnten, den Standard von mehrgeschossigen Holzwohnbauten zu optimieren.

Mit dem Ziel, diese Lücke zumindest teilweise zu schließen, verfasste Iwan Besmer im Rahmen seines einjährigen Praktikums im Ingenieurbüro Pirmin Jung eine Diplomarbeit, die allerdings ausschließlich 21 mehrgeschossige Wohnbauprojekte des Ingenieurbüros Pirmin Jung erfasst und daher nicht als allgemeingültige Aussage zum mehrgeschossigen Holzbau gewertet werden kann. 
Trotzdem können die Ergebnisse als generelle Gradmesser für die Wohnzufriedenheit von Mietern und Eigentümern in Holzwohnbauten betrachtet werden, wie sie auch für österreichische Verhältnisse gelten würden.

Die für die Arbeit angewandte Methodik einer Umfrage mittels Fragebogen zielte darauf ab, durch einfache Grundsatzfragen allgemeine Tendenzen und allfällige Schwachpunkte zu erkennen. Die Fragen betrafen die generelle Berechtigung des Einsatzes von Holz im Mehrfamilienhausbau, die subjektive Wohnbefindlichkeit sowie die Beurteilung von Schallschutz-, Lüftungs-, Energie- und Sicherheitsfragen, wobei eine ausgezeichnete Rücklaufquote von 75% der ausgesandten Fragebögen erreicht wurde und generell eine sehr positive Einstellung zu Holzwohnbauten ablesbar war. Besonders hervorzuheben ist die Beurteilung der Brandsicherheit: 95% aller Bewohner betrachten ihre Wohnung als ebenso brandsicher wie Wohnungen in Massivbauweise.
Der Schallschutz hingegen ist das wohl anspruchsvollste Teilgebiet im mehrgeschossigen Holzbau und wurde differenzierter bewertet.

  • Luftschall: 87% der Befragten gaben an, das Sprechen ihrer Nachbarn nicht zu hören. Von den verbleibenden 13% empfanden 7% es als nicht störend, wobei es bei dieser Frage keine erkennbare Abhängigkeit des Resultats von den Objekten gab. 
  • Trittschall: 64% hören die Schritte ihrer Nachbarn. 34% fühlen sich dadurch nicht gestört, 8% jedoch sehr gestört. Bei der Untersuchung der Verbindung zwischen Antwort und Wohnobjekt konnte festgestellt werden, dass sich Bewohner von Häusern mit Holz-Beton-Verbunddecken weit weniger durch Trittschall belästigt fühlen, als solche von Häusern mit reinen Holzdecken. Allerdings relativierten viele der Befragten ihre Aussagen, indem sie angaben, sich »nur nachts« oder »nur bei hüpfenden« Kindern gestört zu fühlen bzw. sich trotz des Trittschalls in der Wohnung sehr wohl zu fühlen.
  • Knarren: 87% nehmen beim Gehen kein Knarren wahr, 6% hören ein Knarren, fühlen sich davon aber nicht gestört. 7% fühlen sich gestört, wobei die Hälfte dieser Antworten aus einer einzigen Wohnanlage stammt, wo das Knarren weniger mit der Konstruktion der Holzdecke als vielmehr mit dem Unterlagsboden zu tun hat.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im mehrgeschossigen Holzwohnbau das Schallproblem geringer als befürchtet, jedoch gerade bezüglich des Trittschalls durchaus vorhanden ist. Die Wahl geeigneter Deckenaufbauten und der Einsatz von Masse ist unter dem Aspekt des Schallschutzes sinnvoll, weitere Untersuchungen zur Erlangung von umfassenden Erfahrungswerten ebenso. Insgesamt wurde die Befindlichkeit in Holzwohnbauten mit 38% der Antwortenden, die sich in Holzbauten behaglicher und mit 33%, die sich in Holzbauten viel behaglicher als in Massivbauten fühlen, extrem positiv bewertet und der gerechtfertigte Trend zum mehrgeschossigen Holzwohnbau, der sich bereits auch in der Gesetzgebung niederschlägt, bestätigt.


verfasst von

Eva Guttmann

ist Autorin, Lektorin und Herausgeberin im Fachbereich Architektur

Erschienen in

Zuschnitt 18
Schallschwellen

Holz lebt und bewegt sich. Dabei knarrt es, ächzt es, knackt es. Es schwingt, gibt nach und passt sich an. Holz ist leicht und Holz ist hörbar, Holz ist kommunikativ. Aber nicht alles ist für fremde Ohren bestimmt, es gibt „Hör-Schwellen“, die nicht überschritten werden sollten, und Maßnahmen, die Schallwellen zum Abklingen bringen.

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Zuschnitt 18 - Schallschwellen