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Hybridkonstruktionen

Hybridkonstruktionen aus Holz und Stahl kommen als Hybridträger, hybride flächige Module oder Gebäudehybride vor. Stahl als Verbindungsmittel (Nägel, Schrauben, Bolzen) stellt das einfachste Hybrid dar.

erschienen in
Zuschnitt 40 Holz und Stahl, Dezember 2010
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Stahl als Verbindungsmittel

Der heutige Holzbau ist ohne Stahl als Verbindungsmittel kaum denkbar. Nägel, Schrauben, Bolzen mit und ohne Stahlblechformteile gehören zu den gängigen Holzverbindungen. Beim Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte in Dachau tragen Stützen aus grau lasierter, sägerauer Douglasie eine 40 cm starke Dachscheibe aus Beton. Speziell entwickelte, verstellbare Stahlteile erlauben den aus herstellungstechnischen Gründen notwendigen Einbau der Stützen nach dem Betonieren der Dachscheibe. Der gleiche Stahlteil konnte sowohl bei den geraden als auch den schräg gestellten Stützen eingesetzt werden. Der Verstellmechanismus erlaubt es zudem, die teilweise der Witterung ausgesetzten Stützen jederzeit auszuwechseln.

Hybridträger

Eine logische und sehr gängige Kombination von Holz und Stahl sind Hybridträger, bei denen Holz auf Druck und Stahl auf Zug beansprucht wird. Dies kann ein Fachwerkträger aus Holz sein, der mit Zugstangen aus Stahl komplettiert, oder ein Holzträger, der mit Stahl unterspannt wird.

Das Dach der Reithalle der Propstei St. Gerold wird von unterspannten Hauptträgern, auf welchen die Brettschalung ohne weitere Pfettenlage direkt aufliegt, getragen. Die Unterspannungen aus Rundstahl sind in doppeltem Raster angeordnet. Im Knickpunkt eines jeden Zugbandes laufen sechs räumliche Streben zusammen, die auch die »Luftstützung« der Brettschichtholzbinder im Halbraster ermöglichen.

Hybrides flächiges Modul

Nach dem Prinzip der Spantenbauweise bei Flugzeugtragflächen werden Brettschichtholzträger und Stahlträger miteinander verbunden und verkleidet. Es entstehen integrale und multifunktionale Elemente, die zugleich tragen, aussteifen, Raum bilden und verkleiden.

Das Tribünendach des Bodenseestadions in Bregenz besteht aus zwölf hybriden Elementen. Diese setzen sich aus Brettschichtholzrippen zusammen, die zuvor linsenförmig zugeschnitten, mit Querholmen aus Profilstahl versehen und dann mit Holzwerkstoffplatten verleimt wurden. Diese einzelnen Dachelemente liegen auf der eigentlichen Tragstruktur aus Stahl nur an jeweils vier Punkten auf.

Gebäudehybrid

Der Holzbau hat sich mittlerweile vom Stab zur Fläche entwickelt. Dies lädt zu Mischkonstruktionen ein, bei denen der Stahl trägt und das Holz hüllt bzw. mitträgt. Das Hugo Boss Competence Center im Schweizer Coldrerio ist ein solcher Gebäudehybrid. Hier wirken Holz, Stahl und Beton im Verbund: Auf den hea-Träger ist eine 12 cm dicke Brettstapeldecke aufgelegt, darüber wurde eine 12 cm starke Betonschicht gegossen, die mit dem Stahl und dem Holz im Verbund wirkt. Um den Schubverbund zwischen Holz und Beton sicherzustellen, wurden vorher in regelmäßigen Abständen Stahlbleche in die Holzelemente eingeschlitzt.

Fotos

© merz kley partner


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 40
Holz und Stahl

Holz und Stahl sind wie Geschwister. Jedes hat sein eigenes Wesen mit charakteristischen Stärken und Schwächen, und doch haben sie einiges gemeinsam. Zusammen sind sie stark und machen Unmögliches möglich.

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