Daten zum Objekt
Standort
Zürich/CH Google Maps
Bauherr:in
Tamedia AG, Zürich/CH, www.tamedia.ch
Architektur
Shigeru Ban Architects, Tokio/JP, www.shigerubanarchitects.com
Statik
sjb Kempter Fitze AG, Herisau/CH, www.sjb.ch
Holzbau
Blumer-Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.ch
Fertigstellung
2013
Typologie
Medienhaus in Skelettbauweise
Da globale Internetkonzerne erfolgreich, aber undurchschaubar wirken, setzen regionale Medienunternehmen gerne auf greifbare Transparenz. Dem zweitgrößten Verlags- und Medienhaus der Schweiz, der Tamedia AG, gelingt dies mit der Erweiterung ihrer Geschäftszentrale, einem siebengeschossigen Bürogebäude mit prominenter Glashülle, das Einblicke in ein ungewöhnliches Holzskelett gewährt.
Elegante Architektur, ehrliche Struktur
Die Materialwahl traf der eingeladene japanische Architekt Shigeru Ban, der gemeinsam mit dem Appenzeller Holzbauingenieur Hermann Blumer bereits mehrere aufsehenerregende Bauwerke realisiert hat. Das Zürcher Verlagshaus gibt sich im Vergleich dazu architektonisch und städtebaulich bescheiden. Formal passt es sich der klassisch-urbanen Umgebung stimmig an. Umso beeindruckender ist die beinahe analoge Wirkung dieser neuartigen Holzbauarchitektur.
Das Tamedia-Gebäude ist seit Herbst 2013 in Betrieb; 400 Arbeitsplätze und mehrere Zeitungs- und Onlineredaktionen sind darin untergebracht. Die Mitarbeiter schätzen die Atmosphäre; die Bauherrschaft lobt die Kombination aus eleganter Architektur, nachhaltigem Baustoff und ehrlicher Struktur.
"... mittlerweile sind viele Mitarbeiter richtig stolz auf das Gebäude."
Christoph Zimmer, Leiter Unternehmenskommunikation Tamedia AG
Skelett ohne Schraube und Nagel
Der Baukörper besteht aus 2.000 m3 Fichtenholz aus der Steiermark. 1.400 Einzelelemente wurden daraus gefertigt und zum 38 Meter langen, 18 Meter breiten und 21 Meter hohen Gebäudeskelett zusammengefügt. Sichtbar sind gehobelte Stützen, verleimte Querzangen und ovale Längsstreben zu einer orthogonalen Matrix verbunden, deren Knoten nicht mit Schrauben oder Nägeln fixiert sind, sondern mit Zapfen aus hartem Buchenholz.
Der tragende Stützenraster lässt längs und quer eine flexible Raumnutzung zu. Loftartige Großraumbüros belegen auf allen Redaktionsetagen die mittlere Gebäudeachse; die Spannweite beträgt mehr als 10 Meter. Eine ebenso großzügige und unverstellte Atmosphäre bietet der hohe und helle Eingangs- und Empfangsbereich.
Der Seitentrakt zum Fluß hin ist als beidseitig verglaster, multifunktionaler Erschließungs- und Aufenthaltsbereich seitlich abgetrennt. Dieser beherbergt im Parterre eine Lounge; in den darüberliegenden Etagen folgen Besprechungszonen, die bei Bedarf in eine Freiluft-Empore verwandelt werden können. Die Glasfassade ist dazu mit beweglichen Toren durchsetzt, was auch die passive Gebäudeklimatisierung unterstützt.
Geringe thermische Speichermasse
Der Bedarf an Heiz- und Kühlenergie wird hauptsächlich mit Grundwasser und wenig Strom gedeckt. Das Raumklima wird in den Büros in den Deckenmodulen reguliert. Der Kühlkreislauf aus dem Untergrund sorgt im Sommer für angenehme Raumtemperaturen, bei stark belegten Büros auch im Winter. Eine hocheffiziente Wärmepumpe liefert ansonsten die benötigte Raumwärme. Als Nebenprodukt fällt Kälte an, die zur Unterstützung der aktiven Kühlung verwendet wird und dadurch die geringe thermische Speichermasse des leichten Holzbaus kompensieren kann. Stoffstores schützen vor sommerlicher Hitze, wodurch die Gebäudefassaden häufig abgedeckt sind.
Brandsicher, ohne Einkapselung
Nicht nur der Baustoffwahl wegen stellt das reduzierte Strukturskelett ein erhöhtes Brandrisiko dar. Daher waren für die Tamedia-Zentrale vielerlei Nachweise und Zusatzauflagen zu erbringen. An einem Mock-up im Maßstab 1:1 konnte bewiesen werden, dass die tragenden und verbindenden Holzbauteile aus Fichte und Buche mit einer geringen Überdimensionierung die Brandwiderstandsklasse REI 60 erfüllen. Ergänzend dazu ist das Gebäude durch eine Sprinkleranlage im nördlichen Seitentrakt und durch zwei innere Treppenhäuser aus Beton geschützt. Ausreichenden Brandwiderstand von oben und unten leisten auch die Hohldecken mit einem zementgebundenen Spanplattenboden respektive einer zweilagigen Gipsplattendecke. Zudem sind sämtliche Löcher für die Haustechnikleitungen feuersicher abgedichtet worden. Furnierte Brandschutzplatten verstärken die Abschlüsse der Glastrennwände, damit sich ein möglicher Brand nicht auf die Holzmatrix ausbreiten kann.