Daten zum Objekt
Standort
Graz/AT Google Maps
Bauherr:in
BVAEB – Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau, Wien/AT, www.bvaeb.at
Architektur
Dietger Wissounig Architekten, Graz/AT, www.wissounig.com
Statik
Merz Kley Partner, Dornbirn/AT, www.mkp-ing.com
Holzbau
Kaufmann Bausysteme GmbH, Reuthe/AT, www.kaufmannbausysteme.at
Fertigstellung
2019
Typologie
Ein Haus, um gesund zu bleiben
Vor mehr als 15 Jahren baute Dietger Wissounig sein erstes Altenwohn- und Pflegeheim. Diesem Haus in Steinfeld in Kärnten folgten neben anderen das Altenwohnheim Maria Gail, das Sozialzentrum Nenzing, das Senioren- und Pflegewohnhaus Leoben und die Pflegewohnheime Peter Rosegger und Erika Horn in Graz. Alle diese Häuser wurden zumindest in Teilen mit Holz gebaut, das erste noch in Riegelbauweise. Inzwischen entwickelte sich der Holzbau rasant weiter, und so kamen beim Josefhof, dem bislang jüngsten Projekt, Massivholzmodule zum Einsatz.
Im Gegensatz zu den „klassischen“ Alten- und Pflegewohnheimen handelt es sich beim Josefhof um eine Gesundheitseinrichtung, bei der Gesundheitsfortbildung, Raucherentwöhnung und Prävention im Vordergrund stehen. Zielgruppe sind nicht etwa pflegebedürftige Senior:innen, sondern gesunde Personen. Das Raumprogramm umfasst 120 Gästezimmer, Lehrküchen und einen Speisesaal, Gymnastik- und Seminarräume, Ambulatorium und Bewegungsbereich, Schwimmbad und Sauna und die dazugehörigen Außenflächen.
Diese Nutzung erlaubte es auch, von einer möglichst kompakten Anlage abzusehen und stattdessen die landschaftliche Situation als maßgebend für den Entwurf zu betrachten. Das Gebiet am östlichen Stadtrand von Graz hat ländlichen Charakter, das Grundstück selbst liegt am Rand einer sanft gekesselten, nach Süden hin abfallenden und von Wald und einem Bestandsensemble gesäumten Streuobstwiese. Um den Eingriff in die Landschaft so schonend wie möglich zu gestalten, besteht die Anlage aus drei parallel sich an den Hang schmiegenden und jeweils um eineinhalb Geschosse höhenversetzten „Schiffen“ mit durch die Holzmodulbauweise seriellem Charakter. Die Staffelung hat gemeinsam mit den begrünten Flachdächern zur Folge, dass von jeder Ebene aus die jeweils darunterliegende quasi ausgeblendet wird und ein ungestörter Weitblick möglich ist.
Drei Schiffe im Grünen
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt von der Nordseite her über die großflächig verglaste Eingangsebene mit Foyer, Speisesaal, Bar, Küche und Verwaltung und führt über Treppen bzw. Lifte sowie normal zur Längsausrichtung angeordnete barrierefreie Rampen nach unten. In den Zonen zwischen den Trakten gibt es bepflanzte Atrien, die ebenso wie die begrünten Flachdächer Ersatz für die durch die Bebauung verlorengegangenen Wiesenflächen sind. Auch dort, wo die „Schiffe“ über der Senke schweben, zieht sich die Wiese unter dem Gebäude durch, um den Versiegelungsgrad so gering wie möglich zu halten. Die Bereiche zwischen den Schiffen und vor der Südfassade wurden dicht mit Gräsern und Blumen bepflanzt, die einerseits Sichtschutz sind, andererseits eine weiche Kante zwischen Gebäude und Gelände bilden.
Die Fassaden greifen die landwirtschaftlich geprägte Umgebung sowie die horizontale Ausrichtung der drei Trakte auf. Sie bestehen aus einer im Lauf der Zeit vergrauenden Lärchenholzverschalung, die Brüstungen der durchlaufenden Balkone sind dunkel eloxierte Aluminiumlamellen und dienen zugleich als Sichtschutz und zur Beschattung – eine Maßnahme, die dazu beiträgt, dass das Gebäude ohne Klimaanlage auskommt.
Durch und durch Holz
Doch nicht nur an den Fassaden findet sich Holz. Schon in einer sehr frühen Entwurfsphase und nach der Begutachtung eines Musterzimmers entschied man sich für eine Holzmodulbauweise, wobei die Brettsperrholz-Module inklusive Inneneinrichtung vorgefertigt wurden. Die raumabschließenden Flächen sind in Sichtqualität ausgeführt, Böden und Möbel aus Eichenholz, Wände und Decken aus Fichte. Positive bautechnische, atmosphärische, haptische und raumklimatische Eigenschaften dieser Bauweise werden ergänzt durch ihren ökologischen Aspekt. Dieser war auch bei allen anderen verwendeten Materialien entscheidungsrelevant: Es wurden durchgehend hochwertige, ungiftige (neben Holz auch Stein und Lehm) und recycelbare Stoffe verwendet, Kunststoff wurde weitestgehend vermieden.
Zusammenfassend sind es drei Faktoren, die den Josefhof zu einem Ort höchster Aufenthaltsqualität für Gäste und Angestellte machen: die landschaftliche Integration, die räumliche Konzeption und die Wahl der Materialien. Ergebnis ist ein zeitgemäßes Haus mit warmer, edler Ausstrahlung, das als Teil der Gesundheitsbildung betrachtet werden kann.