Daten zum Objekt
Standort
Lorch, Deutschland
Planung
Christoph BijokTragwerksplanung
Magnus ForsterBauherr
Hermann E. Sieger GmbHHolzbau
Frey Holzbau GmbHFertigstellung
1998
Typologie
Gewerbehalle in Lorch (D)
Ein Versandhaus für Philatelisten benötigte ein neues Lager- und Ausfertigungsgebäude. Das Planungskonzept sah einen ressourcenschonenden Bau unter Verwendung erneuerbarer Rohstoffe vor. Der Bauherr verlangte ein im Betrieb kostengünstiges sowie flexibel nutzbares Gebäude, das zunächst hauptsächlich zur Lagerung gedacht war. Holz sollte möglichst weitgehend in allen Bauteilen eingesetzt und von einheimischen Betrieben verarbeitet werden.
Die Gewerbehalle wurde als Großraum mit anpassungsfähigen Leichtbautrennwänden konzipiert. Das Bauwerk ist ein Nurdachgebäude, das außen wie innen geprägt ist von einem Tonnendach. Die wechselnden Höhen im Raum werden mit unterschiedlichen Nutzungen belegt. Sieben gebogene Brettschichtholzbinder mit einer Dimension von 20/ 58cm bilden im Abstand von 7,20m das rund 6m hohe Skelett des Tonnendaches. Die als Dreigelenkrahmen ausgeführten Bögen überspannen 29m und stützen sich auf Stahlbetonwiderlagern ab. Die Binder sind durch Brettschichtholz-Koppelpfetten miteinander verbunden. Die aussteifenden Dachelemente wurden vorgefertigt. Unter Verwendung der Schablone für die Herstellung der gebogenen Binder konnten die Rahmen der Dachschalenelemente ohne Zusatzkosten ebenfalls aus BSH vorgefertigt werden. Die Innenseiten der Dachschalen aus OSB-Platten wirken zugleich als Dampfbremse.
Als zusätzlichen Schutz der Außenseite aus DWD-Platten wurde ganzflächig eine dampfdurchlässige Folie aufgebracht. Die Dachkonstruktion ist hinterlüftet, ihre Deckung besteht aus beschichtetem Wellblech. Die Giebelkonstruktion in Holzrahmenbauweise ist innenseitig mit OSB-Platten beplankt und außen mit Massivholzlamellen verkleidet. Die Längsfront der Halle wurde im südlichen Randbereich für die solare Nutzung und Belichtung geöffnet. Zur Befestigung von Verglasung und Sonnenschutz befinden sich parallel zu den Hauptträgern Brettschichtholz-Rippen mit einem Achsmaß von 2,40m. Transparente Wärmedämmung, kapillar strukturiert, wurde in den Fensterelementen als »Direktgewinnsystem« eingesetzt.
Ein ausgeklügeltes Energiekonzept, etwa ein Hypokaustensystem, das die Abwärme der zum Betrieb gehörenden benachbarten Druckerei nutzt, und aktive wie passive Nutzung von Solarenergie reduziert den Energieaufwand gegen Null. Generell erweist sich die geringe Außenfläche beziehungsweise das günstige Außenwand-Volumen-Verhältnis der Bogenkonstruktion als energetisch günstig.
Fotos: Christoph Bijok
Nach einem Text des Architekten und einem Textauszug aus der Fachpublikation »Informationsdienst Holz« des Holzabsatzfonds der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, mit dem Titel »Industrie- und Gewerbebauten«.