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Kinder- und Familienzentrum in Poppenweiler

erschienen in
Zuschnitt 63 Holzfassaden, September 2016

Daten zum Objekt

Standort

Ludwigsburg-Poppenweiler/DE Google Maps

Bauherr:in

Stadt Ludwigsburg, Hochbauamt, Ludwigsburg/DE, www.ludwigsburg.de

Architektur

VON M, Stuttgart/DE, www.vonm.de

Statik

Dieter Kubasch, Ditzingen/DEIngenieurbüro Rainer Klein, Sachsenheim/DE

Holzbau

Holzbau Merkle GmbH, Bissingen an der Teck/DE, www.merklegruppe.deHolzbau Link Gmbh & Co KG, Ludwigsburg/DE, www.holzbaulink.de

Fertigstellung

2015

Typologie

Bildung

Fichte, vorvergraut

Poppenweiler, ein Ortsteil des bei Stuttgart gelegenen Ludwigsburg, hat seinen eigenständigen, von Landwirtschaft und Weinbau ­geprägten Charakter bewahrt. Um das Schul- und Freizeitgelände ­Poppenweilers durch ein Familien- und Kinderzentrum zu erweitern, hat die Stadt ein Wohnhaus aus den frühen 1990er Jahren gekauft. Mit dessen Umbau und dem Neubau eines Kindergartens wurde das Architekturbüro von m aus Stuttgart beauftragt.

Der Kindergarten schließt mit bündiger Traufe an den sandfarben verputzen Altbau an, dessen Erker, Loggien und Dachüberstände zugunsten einer klaren Form entfernt wurden. Diese Klarheit ­bestimmt auch den Neubau. Konstruiert aus vorgefertigten Holzständertafeln in Schottenbauweise, ist er in fünf Segmente geglie­dert, deren ­Satteldächer asymmetrisch geneigt sind. Je Segment wechseln steile und flache Neigung ab, die Fassade bindet die Segmente wieder zu einer Einheit zusammen. Holz wurde als Konstruktions- und Fassaden­material gewählt, um zum einen Alt und Neu voneinander zu unterscheiden, zum anderen wurden die Architekten von den Remisen, Anbauten und Scheunen der Bauernhöfe inspiriert, wie sie für die ­Region typisch und in der Nachbarschaft zu finden sind. Für Kindergärten ist Holz zudem ein ­beliebtes Material, sodass keine besondere Überzeugungsarbeit zu leisten war.

Nach Süden, zur Straße hin, wurde das Haus geschlossen, um die ­Anwohner direkt gegenüber nicht zu stören – auch der Eingang und die Freibereiche wurden auf die Nordseite gelegt. Man konzentrierte sich darauf, den Baukörper nach Norden mit bis zum Boden reichen­den festverglasten Fenstern zu öffnen; Öffnungsflügel liegen hinter der auf Lücke gesetzten Fassadenverkleidung. Das Holz ist im Fassadenbereich durchgehend mit einer mit Alu­miniumpartikeln versetzten Lasur behandelt, die den Eindruck des ergrauten Holzes vorwegnimmt, ohne dass die Schattierungen auftreten, die sich sonst rasch ohne Lasur ergeben würden. Gut ein Jahr nach Fertigstellung lässt sich keine Veränderung der Oberfläche ­feststellen. Die vertikale Lattung aus Fichtenleisten ist offen und vor den Fenstern auf einer Stahlunterkonstruktion befestigt, vor den Wänden hingegen als Boden-Deckel-Schalung auf einer Holzunterkonstruktion. Sie wird lediglich im Bereich der Geschossteilung unter­brochen und endet vor einem Sockel aus Betonfertigteilen, etwa 12 cm über dem Boden. Insgesamt wurden so auf selbstverständliche Weise Zurückhaltung, Abstraktion und eine auf den Ort und die Nutzung bezogene Bildsprache mitein­ander verbunden.

Vorvergraut

Als Vorvergrauung wird meist der einmalige Anstrich mit speziell ausgelegten, grau pigmentierten Lasuren bezeichnet. Dabei wird das Erscheinungsbild von natürlich abgewittertem, unbehandeltem Holz imitiert bzw. vorweggenommen. Es stehen die verschiedensten Grautöne von hellem Silbergrau bis zu dunklem Graubraun zur Verfügung. Im Zuge der Abwitterung wird so in die natürliche Vergrauung übergeleitet und ein harmonischeres Gesamtbild erzeugt. Insbesondere nicht bewitterte Teilbereiche unter Vordächern, Gebäudevorsprüngen oder Fensterbänken erhalten auf diesem Weg eine graue Farbe und ähneln damit den bewitterten, natürlich vergrauten Fassadenflächen. Nichtsdestoweniger werden sich je nach Bewitterung und Himmelsrichtung auf den einzelnen Hausseiten unterschiedliche Farbtöne einstellen. Weniger verbreitet sind chemische Verfahren, bei denen zumeist mittels Eisenverbindungen eine beschleunigte Vergrauung herbeigeführt wird. Text: Holzforschung Austria/Claudia Koch

Deckelschalung Fichte 55 mm
Lattung horizontal 24 mm
Lattung vertikal 24 mm
Winddichtung
Wärmedämmung 100 mm
Holzfaserplatte 16 mm
Holzständerkonstruktion, dazw. Wärmedämmung 135 mm
OSB-Platte 25 mm
Gipskarton 12,5 mm
Lattung horizontal 50 mm
Dreischichtplatte, lasiert 19 mm


verfasst von

Christian Holl

  • Autor und Partner von frei04 Publizistik
  • Studium der Architektur in Aachen, Florenz und Stuttgart
  • zahlreiche Lehraufträge
  • seit 2007 Kurator und Mitglied der architekturgalerie am weißenhof
  • seit 2010 Geschäftsführer des BDA Hessen

www.frei04-publizistik.de

Erschienen in

Zuschnitt 63
Holzfassaden

Ob als Brett, Leiste oder als Platte, ob unbehandelt oder beschichtet — die Gestaltungsmöglichkeiten mit Holz sind groß und die Vorteile liegen auf der Hand: Fassaden aus Holz sind schön, langlebig und ökologisch.

8,00 €

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Zuschnitt 63 - Holzfassaden

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