Die Produktion der Gebäudeteile erfolgt nicht mehr auf der Baustelle, sondern sie werden mithilfe digitaler Verfahrenstechniken und Anlagen im Unternehmen des Holzbauers komplett vorgefertigt. Dadurch ergeben sich gänzlich andere Anforderungen an das Fügen der Bauteile vor Ort und die Leistungsbilder der an der Planung Beteiligten. Der mehrschichtige Aufbau von Holzbauteilen erfordert, dass sämtliche Bauteile immer integral über alle Schichten betrachtet werden müssen. Brandschutz, Schallschutz, Feuchte- und Wärmeschutz werden fast immer von Rohbau- und Ausbauelementen gemeinsam geleistet. Die konventionelle, schrittweise und baubegleitende Planung von Rohbau, Fassade und Ausbau funktioniert im Holzbau nicht.
Konventionelle Planungsprozesse
Entgegen den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern hat sich im deutschsprachigen Raum aufgrund von Vergaberichtlinien die wirtschaftliche Trennung von Planung und Ausführung etabliert. Dadurch wird die Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen in der Planung garantiert. Beim vorgefertigten Holzbau stößt diese Methode jedoch an ihre Grenzen. Der Erstkontakt zwischen dem Architekten und der ausführenden Firma geschieht nach diesem Planungsverlauf, nachdem der Architekt bereits zwei Drittel seiner Gesamtleistung erbracht hat. In der Praxis werden die spezifischen Belange des Holzbaus oft nicht rechtzeitig und ausreichend integriert, sodass der Normalfall eine »Re-Design«-Phase ist: Nach erfolgter Vergabe kommt es häufig zur Umplanung durch den Holzbauunternehmer. Von Vorteil wäre, ein Bauprojekt von Anfang an produktionsgerecht von einem Team aus Architekten, Ingenieuren und Holzbauplanern zu bearbeiten.
Welche Hindernisse können im konventionellen Planungsprozess auftreten?
Die heute übliche Projektorganisation mit den separierten Einzelschritten Planung, Ausschreibung, Produktion und Bau bedeutet eine große Einschränkungen für den vorgefertigten Holzbau, weil dadurch in der Regel die notwendige Holzbaukompetenz zu spät in den Planungsprozess eingebunden wird und somit meist entscheidendes Wissen für eine komplette Ausführungsplanung fehlt.
Frühzeitige Integration von Holzbaukompetenz
Um die Holzbaukompetenz früher in den Planungsprozess zu integrieren, gibt es folgende grundlegende Strategien:
Frühzeitige Integration von holzbauspezifischem Fachwissen in den konventionellen Planungsprozess
Das Planungsteam bringt die notwendige Holzbaukompetenz über die Beratung durch ein Holzbauunternehmen oder einen unabhängigen Fachmann, z. B. einen Holzbauingenieur, in den Planungsprozess ein. Das Spezialwissen der Fachplaner kann so bereits in die ersten Planungsüberlegungen integriert werden. Alternativ kann für private Bauherren das sogenannte Bauteam-Modell eine Lösung sein.
Frühzeitige Integration von holzbauspezifischem Fachwissen durch Vergabe in früher Projektphase
Die Holzbaukompetenz fließt über die frühe Vergabe der Holzbauleistung durch eine Ausschreibung nach Leistungsverzeichnis mit Leistungsprogramm, häufig funktionale Ausschreibung genannt, in den Planungsprozess ein. Dabei handelt es sich um eine Art der Ausschreibung, bei der eine detaillierte Beschreibung eines Gebäudes oder einzelner Teile davon für ein Angebot abgegeben wird. Für wenig komplexe Bauaufgaben oder bei Erfahrungsdefiziten der Planer kann diese Methode eine Alternative sein, weil Raum für Firmenvorschläge zur Optimierung besteht.
Empfehlungen für einen holzbaugerechten Planungsprozess
Rechtzeitige und exakte Zielvereinbarungen
Bereits in der Phase der Projektentwicklung sollten die Anforderungen und Ziele mit dem Auftraggeber so weit wie möglich definiert werden. Budget und Terminrahmen, funktionale Anforderungen und persönliche Vorstellungen bilden wichtige Planungsgrundlagen.
Frühzeitige Festlegung des Planungsteams
Der projektspezifische Bedarf an Fachplanung sollte im Sinne eines integralen Planungsansatzes sehr früh bestimmt, das Planungsteam frühzeitig zusammengestellt und beauftragt werden. Das Spezialwissen der Fachplaner sollte bereits in die ersten Planungsüberlegungen integriert werden.
Ausreichende Planungsvorläufe
Die Ressourcenplanung aller Planer sollte auf der Grundlage eines realistischen und verlässlichen Planungsterminplans stattfinden. Zu knappe Planungszeit ist oft der Grund für Qualitätsmängel sowie Termin- und Kostenüberschreitungen.
Gut organisierte integrale Planung
Es bedarf klarer Vereinbarungen zu Planläufen und Änderungsmanagement zwischen allen Beteiligten. Es ist ein vollständiger Abschluss der Leistungsphasen in Abstimmung mit allen hilfreich. Die regelmäßige Ergebniskontrolle mit dem Bauherrn sollte zum Ziel haben, dass Korrekturen nur innerhalb der Leistungsphasen, nicht aber phasenübergreifend stattfinden und die definierten Planungsleistungen aller Beteiligten abgestimmt vorliegen.
Angemessene Planungszeit
Insbesondere im Holzbau ist eine Planungszeit, die der Komplexität der Aufgabe angemessen ist, von großer Bedeutung. Der Zeitersparnis in der Bauphase steht in aller Regel ein verlängerter Planungsprozess gegenüber. Kompetenz und Erfahrung im Holzbau sind im Idealfall auch bei der Planung der technischen Gebäudeausrüstung vorhanden. Hier ist eine klare Schnittstellendefinition wichtig. Klar definierte Qualitäten der zu liefernden Planungsleistungen in den jeweiligen Phasen sollten vereinbart werden.
Wer macht was?
In leanwood wurde eine Matrix erarbeitet, die die Zusammenarbeit des Planungsteams an der Schnittstelle von der Ausführungsplanung zur Werkstattplanung verdeutlicht. Diese Checkliste bildet die spezifischen Planinhalte, Planarten und Verantwortlichkeiten in einem Holzbauprojekt ab und soll den Planer bei seiner täglichen Abstimmungsarbeit unterstützen.