Daten zum Objekt
Standort
Feldkirch/AT Google Maps
Bauherr:in
Stadt Feldkirch, Feldkirch/AT, www.feldkirch.at
Architektur
Marte.Marte Architekten, Feldkirch/AT, www.marte-marte.com
Statik
M+G Ingenieure, Feldkirch/AT, www.m-g.at
Holzbau
Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe/AT, www.kaufmannzimmerei.at
Spannweiten
15,2 x 12 m
Fertigstellung
2014
Typologie
Fachwerkrost
Das Altstoffsammelzentrum in Feldkirch, ausgerichtet für 40.000 Kunden jährlich, wurde 2014 eröffnet und steht mit seiner wohlgegliederten Lärchenholzfassade, der geschwungenen Form und der zarten Konstruktion für Nachhaltigkeit, Flexibilität und hohe Wertschätzung für den Prozess der Abfalltrennung und wiederverwertung. Die Halle überdacht sämtliche Funktionen von der Informationsstelle bis zu den Containern für insgesamt 45 verschiedene Altstoffe.
Lichtdurchlässige Lamellenschirme zwischen den Containernischen und 24 Oberlichtkuppeln sorgen für eine luftige Atmosphäre und gute Aufenthaltsqualität für zufahrende Kunden und Mitarbeiter. Form und Dimensionierung der Anlage sind auf die Grundstücksgröße am Fuß des Ardetzenbergs sowie auf die notwendigen Fahrkurven für Pkw und Lkw sowie die Manipulationshöhe beim Hochheben und Abtransport der Container zurückzuführen.
Die Stadt Feldkirch hatte sich gemeinsam mit anderen Vorderlandgemeinden bereits länger mit dem Projekt einer Mustersammelstelle beschäftigt. Eine ihrer Vorgaben an Marte.Marte Architekten lautete, einen Holzbau mit Material aus dem eigenen Stadtforst zu errichten. Zum Einsatz kamen nun Lärchenholz für die Außenschalung und Fichtenholz für alle anderen Bauteile.
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Architekten und Bauingenieure arbeiteten von Anfang an gemeinsam an dem Projekt. Ihr Anspruch an Funktion und Gestaltung wird – im wahrsten Sinn des Wortes – getragen von einer hochwertigen und schönen Holzkonstruktion. Die Spannweiten von 15,2 und 12 Metern werden mit Fachwerkträgern überwunden, deren Stäbe mit eingeschlitzten Stahlblechen verbunden und deren Diagonalen mit Zugstangen ausgebildet sind und die auf kreuzförmigen, verleimten und in Stahlfüße eingespannten Gabelstützen aufliegen. Darauf liegt eine Brettstapeldecke, das Flachdach wurde extensiv begrünt.
Ausschlaggebend für diese Lösung in statischer Hinsicht war, dass es aufgrund der räumlichen Gebäudekonzeption und geometrie keine aussteifenden Wände gibt, über die die Horizontalkräfte abgeleitet werden hätten können. Alle Lasten werden also über die eingespannten Gabelstützen in die Fundamente abgetragen. Das hat den Vorteil, dass die Halle klar strukturiert und übersichtlich ist und ein hohes Maß an Nutzungsflexibilität zulässt.
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Das Fachwerk besteht aus vorgefertigten, in Hauptrichtung doppelt ausgeführten, parallelgurtigen Trägern, die mehrfeldrig auf Stützen aufliegen. In die Hauptträger sind in Querrichtung ebenfalls Fachwerkträger in gleicher Bauweise eingehängt. Durch ihre Überhöhung von 10 bis 12 cm und die darüber ausgeführten Stöße der Brettstapeldecke kann die Dachentwässerung durch die Stützen erfolgen. Zusätzliche Effekte dieser Lösung sind, dass die Konstruktionshöhe niedrig und die Trägergurte zart gehalten werden konnten, dass die Ausbildung nahezu quadratischer Fachwerksfelder möglich war und dass das Phänomen, dass horizontale Träger als durchhängend wahrgenommen werden, vermieden wurde. Alle diese Punkte tragen zur baukünstlerischen Qualität des Bauwerks bei – ebenso wie die Ausführung der Diagonalstreben als Zugstäbe aus Stahl, deren Durchmesser entsprechend dem statischen Kräfteverlauf in der Mitte dünner und zu den Enden hin dicker sind.
Das Ergebnis ist ein schlüssiges Gebäude, das zeigt, welch hohe funktionale und ästhetische Qualität das Ineinandergreifen von tragwerkstechnischen und gestalterischen Überlegungen sowie die Zusammenarbeit mit einer erfahrenen und kompetenten Holzbaufirma hervorbringen können.