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Holzbaupreis

Die besten Holzbauten Tirols

©Jakob Siessl
Aus 158 Einreichungen zum Holzbaupreis Tirol 2023 wurden 6 Auszeichnungen und 6 Anerkennungen prämiert.

Aus Sicht der Jury ist besonders die große Vielfalt an Lösungen mit Holz für unterschiedliche Aufgabenstellungen hervorzuheben. Unter den ausgezeichneten Arbeiten befinden sich überzeugende Neubauten für die Nutzungen Wohnen und Arbeiten in verschiedenen Maßstäben. Welche Schlüsselrolle der leichte Naturbaustoff bei Sanierungen und Umbauten sowie für sinnfällige Aufstockungen spielen kann, veranschaulichen eindrucksvoll die preisgekrönten Projekte im Bestand. In Bezug auf die Zielsetzung, den Bestand zu wahren sowie Abriss und Neubau zu vermeiden, wo immer es sinnvoll ist, stimmen diese Holzbauprojekte hoffnungsvoll.

Der Preis wurde von proHolz Tirol gemeinsam mit der Kammer der ZiviltechnikerInnen | Arch+Ing Tirol und Vorarlberg ausgelobt. 

Kategorie Öffentliche Bauten – Auszeichnung
HTL Bau und Design, Innsbruck

Bauherr: BIG Bundesimmobiliengesellschaft, Wien
Architektur: ao-architekten, Innsbruck
Statik: DI Alfred R. Brunnsteiner, Natters
Ausführung: Schmid Holzbau, Frankenburg

Die Erweiterung des Schulkomplexes der HTL Bau und Design ist in mehrerlei Hinsicht beispielgebend. Die benötigte zusätzliche Unterrichtsfläche wurde durch eine Aufstockung des bestehenden viergeschossigen Gebäudes ge­schaffen, neue Flächen mussten daher nicht versiegelt werden. Mit wenigen gekonnten Maßnahmen ließen die Planenden eine großzügige Unterrichtslandschaft entstehen, die Ateliercharakter besitzt. Das weitgespannte Holz-Stahl-Hybridtragwerk mit ausgebildeten Sheds, die für viel Tageslicht sorgen, bestimmt die Raumwirkung. Von außen bleibt die Aufstockung mit einer wohlproportionierten Fassade aus umlaufendem Fensterband und darüberliegender Holzverkleidung ablesbar und vervollständigt den Bestandsbau.

Kategorie Gewerbliche Bauten – Auszeichnung
Bürogebäude ASI Reisen, Natters

Bauherr: ASI Reisen, Natters
Architektur: Snøhetta Studio Innsbruck
Statik: tragwerkspartner, Innsbruck
Ausführung: Huter & Söhne, Innsbruck

Hier wurde ein Bürogebäude in Holzbauweise umgesetzt, das auf die Symbiose zwischen Natur und Mensch setzt und damit dem Unternehmensanspruch gerecht wird. Dieser spannende Bürobau überzeugt die Jury durch seine Durcharbeitung auf allen Ebenen. Der gut durchgeplante Holzbau mit innen holzsichtiger Wand und Deckenausbildung ist gepaart mit einem innovativen Bürokonzept. Der Ausblick wird durch die unabhängig davorgesetzte begrünte Fassade gerahmt, die je nach Himmelsrichtung als zusätzlicher Balkonraum genutzt werden kann und das äußere Erscheinungsbild prägt. Die Jury war von der Haptik, der Akustik und der Ganzheitlichkeit der Umsetzung sofort angetan. An diesen Ort kommt man gerne zum Arbeiten!

Kategorie Wohnbau – Auszeichnung
Anna Katharina, Fieberbrunn

Bauherrin: Katharina Trixl, Fieberbrunn
Architektur: Eckert Architekten, Zürich
Statik und Ausführung: Hannes Rettenwander – Josef Foidl, Fieberbrunn

Das Besondere an diesem Holzbauprojekt ist die von Anfang an intensive Beschäftigung mit der Kreislaufwirtschaft Holz und dem Einsatz von Holz aus dem eigenen Wald – das Holz hat das Tal nie verlassen und wurde bauteilgerecht im Wald ausgesucht und den Vorgaben des Zimmermeisters entspre­chend im Sägewerk geschnitten und vor Ort getrocknet. Die Ausführung der Decken als Holz-Beton-Verbunddecken mit Schubkerven, die statischen Lösungsansätze der Tragkonstruktion mit den versteckten Überzügen, die gewählten Schwalbenschwanzverbindungen bei der innen liegenden Schalung als Alternative zu Folienwerkstoffen und die als Viertelkreis aus den Baumstämmen herausgeschnittenen Balkonverkleidungsbrüstungen zeigen, wie durchdacht und dem Baustoff Holz entsprechend dieses preiswürdige Wohn­gebäude ausgeführt ist.

Kategorie Weiterbauen – Auszeichnung
Schupfen Gröbenhof, Fulpmes

Bauherr:in: Familie Schüller, Fulpmes
Planung: Jakob Siessl und Florian Schüller, Fulpmes
Statik und Ausführung: Zimmerei Kößler & Annabith, Tulfes

Eine kleine Aufgabe, ein junger Architekt, ein schöner Ort mit Alpenpanorama, ein unbenutzter Stadel. Diese Zutaten sind der Stoff für das Wohnbauprojekt. Dieser kleine, von außen fast unauffällige Bestandsbau wurde so gelungen als Haus im Haus weitergebaut, dass er von innen ein echtes Raumwunder ist. Begibt man sich über die Treppe ins Obergeschoss, erwartet einen eine mit Holzsichtoberflächen hochwertig ausgestattete Raumfolge aus Küche, Wohnraum, Arbeiten und Schlafzimmer – klein, aber fein. Die Fenster, ganz bewusst gesetzt, rahmen den Ausblick in die Landschaft. Dieses Projekt ist ein Kleinod und kann den Weg zeigen, welche Potenziale im Bauen im Bestand und Weiterbauen liegen.

Kategorie Export – Auszeichnung
Bahnhof und Rathaus Stadshus, Växjö/SE

Bauherr: Stadt Växjö
Architektur: Sweco Architects, Stockholm
Statik und Ausführung: Binderholz Bausysteme, Fügen
Ausführung: Skanska Sverige, Stockholm und Flexrock Sverige, Malmö

Ein überdimensionales, wetterfestes „Zelt“ – darunter ein großes Volumen aus Holz: Dies garantiert die hohe Qualität des Materials, das ohne Zeitverlust aufgrund von Wettereinflüssen rasch verbaut werden konnte. Die Holzkonstruktion hat ein elegantes, steil abfallendes Dach, wobei die Außenflächen des Gebäudes vorwiegend von Glas dominiert werden, während die Innenräume fast vollständig in Holz gehalten sind. Das Gebäude besticht nicht nur durch ein klares und sauberes Engineering der Holzkonstruktion, sondern auch in der Gesamtabwicklung durch Implementierung der technischen Gebäudeleistung mittels 3D-Modell und Building Information Modeling sowie Produktionsmodellierung.

Kategorie Export – Auszeichnung
Vindmøllebakken, Stavanger/NO

Bauherr: Kruse Smith Eiendom, Stavanger
Architektur: Helen & Hard, Stavanger
Statik: SJB Kempter Fitze, St. Gallen/CH
Ausführung: Holzbau Saurer, Höfen

Die Frage, wie ein Wohnmodell der Zukunft aussehen kann, wird mit dem Projekt Vindmøllebakken in Stavanger beantwortet. Vier Stadthäuser, acht Wohnungen und vierzig Wohngemeinschaften bilden, um einen ruhigen Innenhof arrangiert, einen vollständig aus Holz konstruierten Gebäudekomplex. Die privaten Wohnbereiche werden durch rund 500 m2 gemeinsam nutzbare Flächen ergänzt, Herzstück bildet ein Wohnzimmer mit doppelter Raumhöhe. „Gaining by Sharing“ – das Teilen liegt dem bereits vielfach ausgezeichneten Projekt als sozial nachhaltiges Prinzip zugrunde. Vindmøllebakken ist ein auf vielen Ebenen herausragendes Beispiel für den mehrgeschossigen, verdichteten Wohnungsbau mit Holz, wie man ihn sich zukünftig auch in Tirol wünschen würde.

Kategorie Öffentliche Bauten – Anerkennung
Kindergarten Silz

Bauherr:in: Gemeinde Silz
Architektur/Planung: Architekt Armin Neurauter
Statik/Tragwerksplanung: FS1 Fiedler Stöffler
Ausführung: HTB

Das durchdachte Raumkonzept und die Wahl taktiler, natürlicher Materialien machen Freude beim Arbeiten und Spielen. Der Einsatz von Holz als Baustoff für Bildungseinrichtungen soll nicht die Ausnahme sein, sondern die Regel – die Umgebung beeinflusst und prägt die Kinder. Schöne Oberflächen, haptische Materialien und natürliche Baustoffe werden geschätzt und mit Bedacht behandelt. Das durchdachte Raumkonzept freut die Pädagog:innen beim Arbeiten und die Kinder beim Spielen, die Ausblicke in die Nachbarschaft und zum Altenwohnheim gegenüber verbindet die Generationen miteinander. Auf den im Holzbau geforderten konstruktiven Holzschutz verzichtete man bei der ausgeführten Fassadengestaltung, eine Anerkennung hat sich der Kindergarten jedoch verdient.

Kategorie Öffentliche Bauten – Anerkennung
Martinsbrücke bei Zirl

Bauherr:in: Marktgemeinde Zirl und Land Tirol
Architektur/Planung: Hans Peter Gruber
Statik/Tragwerksplanung: Thomas Sigl
Ausführung: Huter & Söhne und STRABAG

Der Brückenbau gewinnt sein elegantes Erscheinungsbild durch die gekonnt funktionelle Verbindung von Holz und Beton. Der Brückenhauptträger aus einem blockverleimten Holzbalken ist als Holz­Beton­Verbundkonstruktion konzipiert. Die bauseits ergänzte Stahlbetonfahrbahnplatte wirkt statisch mit und bietet zugleich Schutz vor Witterungseinflüssen. Durch den seitlichen Anzug des Holzträgers ist einerseits der normgemäße konstruktive Holzschutz gewährleistet, andererseits gewinnt die Brücke dadurch ihr elegantes Erscheinungsbild. Aus der Kombination der Materialien Holz und Beton gestalteten Architekt und Ingenieur eine elegante und konstruktiv innovative Brücke, die eine Neuinterpretation der Gestaltung von Fuß­ und Radwegbrücken darstellt.

Kategorie Gewerbliche Bauten – Anerkennung
Hotel MalisGarten

Bauherr:in: Familie Binder-Egger
Architektur/Planung: Matteo Thun Milano und Meissl Architects
Statik/Tragwerksplanung: tragwerkspartner
Ausführung: Holzbau Schweinberger

Massivholz ist der sichtbare Hauptakteur im Innen- und Außenraum. Der Hotelbau setzt komplett auf Massivholz und trägt das sichtbare Holztragwerk bis in den Außenbereich der Balkone. Auch im Innenraum ist viel Holz sichtbar belassen, die Raumabfolgen sind interessant, in guter Zusammenarbeit von Holzbauer und Planern umgesetzt. Einzig die an der Fassade angebrachten schrägen Holzträger können die Jury nicht überzeugen.

Kategorie Gewerbliche Bauten – Anerkennung
Erweiterung Firmenzentrale Pfeifer

Bauherr:in: Pfeifer Holz
Architektur/Planung: Reitter Architekten
Statik/Tragwerksplanung: merz kley partner
Ausführung: AT-Thurner Bau

Die Gegebenheiten des Grundstücks werden geschickt für die Gestaltung des zeitgemäßen Bürokonzepts genutzt. Die Erweiterung der Firmenzentrale Pfeifer Holz wurde überzeugend aus den Gegebenheiten des zur Verfügung stehenden trapezförmigen Grundstücks entwickelt: Ein Betontisch überdeckt den bestehenden Parkplatz und bildet das Auflager für den zweigeschossigen, als Holzskelettbau konstruierten Bürobau. Die Tiefe des Innenraums wird geschickt für ein zeitgemäßes Bürokonzept genutzt, mit Rückzugsbereichen für konzentriertes Arbeiten und Kommunikationsflächen.

Kategorie Wohnbau – Anerkennung
Naturquartier Weißache

Bauherr:in: Unterberger Immobilien
Architektur/Planung: HVW Architektur
Statik/Tragwerksplanung: HANEL Ingenieure – DI Carlo Chiavistrelli und Timbatec Holzbauingenieure
Ausführung: Schafferer Holzbau

Ökologisch und wirtschaftlich, sichtbar und unsichtbar, konstruktiv und dekorativ – mehrgeschossiger Wohnbau aus Holz. Beim Naturquartier Weißache wurde der Baustoff Holz nicht nur zur Konstruktion des Gebäudes und für die Fassade verwendet, sondern im Innenbereich zum Teil sichtbar im Decken­ und Wandbereich verbaut. Neben den tragenden Bauteilen wie Wänden und Decken wurde auch der Liftschacht in Brettsperrholzbauweise gebaut. Das Projekt zeigt, dass der konstruktive Holzbau auch im mehrgeschossigen Wohnbau eine ökologische und trotzdem wirtschaftliche Gesamtlösung ergeben kann.

Kategorie Wohnbau – Anerkennung
office.p

Bauherr:in: Claudia Pfurtscheller
Architektur/Planung: Madritsch Pfurtscheller
Statik/Tragwerksplanung: Gebäude vorhanden
Ausführung: Eigenleistung Bauherrin

Die Kreislauffähigkeit im Holzbau definiert hier die sympathische architektonische Gestalt. In weiten Teilen aus Sekundärbaustoffen aus einer abgerissenen Tenne errichtet, bezieht das Gebäude von außen wie von innen seine architektonische Gestalt aus der Wiederverwendung von Materialien und Bauelementen. In Eigenleistung entstand ein sympathisches, nicht aber in allen Bereichen beispielgebendes Holzbauprojekt zum relevanten Thema der Kreislauffähigkeit im Bauwesen.