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Vor- undNachteile
Gibt es ein von Ihnen bevorzugtes Deckensystem aus Holz?
Was sind generell die Vor- undNachteile vonDecken aus Holz?
Josef Huber
Es gibt kein von uns bevorzugtes Deckensystem aus Holz.
Die Vorteile vonDeckensystemen aus Holz liegen generell in der
schnellenMontage sowie natürlich in der angenehmenWohnatmo-
sphäre, die durch den Baustoff Holz entsteht. EinNachteil sind die
höheren Kosten gegenüber betoniertenDecken.
HermannKaufmann
Für mich gibt es kein bevorzugtes Deckensystem.
Wir entscheiden je nach Anforderungen, je nachdem, ob die Holzkon-
struktion sichtbar bleibt oder nicht, ob die Decke hohe Schallschutz-
anforderungen erfüllenmuss, ob ich unsichtbare Leitungsführungen
an der Untersicht ermöglichenmuss, welcher Fußboden vorgesehen
wird. Vorteile vonDecken aus Holz sind sicherlich die hohen Vorferti-
gungsmöglichkeiten, die trockene Bauweise, die Einsparung von Ge-
wicht und nicht zuletzt die Vorteile in der Ökobilanzierung. Nachteile
sind die Empfindlichkeit gegenüber Feuchte undNässe, das geringe
Gewicht im Zusammenhangmit dem Schallschutz, die geringeMasse
im Zusammenhangmit der Frage der notwendigen Speichermassen
sowie die fehlendeMöglichkeit einer Bauteilaktivierung.
Werner Nussmüller
Wir haben kein bevorzugtes Deckensystem,
verwenden aber meistens Brettsperrholzplatten, ab Spannweiten von
5,5Meternmeistens mit aufgeleimten Rippen. Der Vorteil ist, dass
man eine „Holzatmosphäre“ in den Raum bringt, der Nachteil liegt in
einem relativ aufwendigen Fußbodenaufbau, um den Schallschutz in
den Griff zu bekommen.
Manfred Saurer
Wir bevorzugen vor allemHohlkastendecken, der Vor-
teil besteht darin, dass der statisch nicht wirksame Teil (Hohlraum) für
dieHaustechnik genützt werden kann. Neben den bekannten ökologi-
schen Vorteilen könnenHolzdecken vor allem durchMultifunktionalität
punkten. Raumakustik, schöne sichtbareOberflächen, Feuchteausgleich
und emotionalesWohlbefindenwerden in einemAufwasch erledigt.
ReinhardWiederkehr
Es gibt kein Patentrezept. Grundsätzlich suchen
wir in Abhängigkeit von der Nutzung nach optimalen Lösungen für
das jeweilige Bauwerk. Wir sind bestrebt, die Ressource Holz so effi-
zient wiemöglich einzusetzen. Entscheidende Einflussfaktoren für die
Wahl des Deckensystems sind die Spannweite, Anforderungen an den
Schall- und Brandschutz, an dieMaterialisierung der Oberfläche und
die Produktionsmöglichkeiten der Holzbauunternehmung. Die Brett-
sperrholzbauweise ist vomAblauf und der Montage näher am Beton-
bau als Hohlkastenkonstruktionen. Die Ausführungsplanung von
Hohlkastendecken ist anspruchsvoller.
RichardWoschitz
Die Deckensysteme, die sich bei unseren Projekten
etablieren, sindmeist Tram- undMassivholzdecken in Brettsperrholz.
In jüngster Zeit finden vor allem bei DachgeschossausbautenHolz-
Beton-Verbunddecken Verwendung. Der Vorteil von reinenHolzdecken
liegt darin, dass diese sofort ihre volle statische Tragfähigkeit haben
und es keine Baufeuchtigkeit gibt. Der Nachteil liegt in der Komplexi-
tät der Maßnahmen für den Schallschutz, was aber bei intelligenter
Planung keinNachteil im Baufortschritt ist.
Schallschutz
Die Anforderungen an den Schallschutz sind allgemein sehr
hoch. Worauf kommt es hier bei der Planung und Errichtung
einer Holzdecke an?
Josef Huber
Zu beachten sind insbesondere die Schallneben-
wege bei den Anschlüssen vonWänden. Hier gibt es jedoch
bereits ausreichend Erfahrung, um durch geeigneteMaß-
nahmen einen hohen Schallschutz zu gewährleisten. Sehr
wichtig ist es, im Bereich der Ausbaugewerke auf saubere
und ordnungsgemäße Anschlüsse zu achten.
Hermann Kaufmann
Es gibt heute geprüfte oder ausge-
führte Deckenkonstruktionen, die hohen Schallschutzanfor-
derungen entsprechen. Wie bei allen anderen Bauteilen
können die notwendigen Schalldämmwerte grundsätzlich
auf zwei unterschiedliche Arten gelöst werden:
_mehrschichtiger Aufbau
_ Einbringung von Flächengewicht
Es gibt auch hier keine Patentrezepte, welcher Aufbau besser
oder schlechter ist, das hängt von den jeweiligen Bedingun-
gen vor Ort ab, also von den Produktionsbedingungen, der
Aufgabenstellung, der Wirtschaftlichkeit etc. Besonderes
Augenmerk ist auf eine exakte und sorgfältige Bauausführung
zu legen, aus unserer Erfahrung können sich Ausführungs-
fehler fatal auswirken.
Werner Nussmüller
SichtbareHolzdecken verlangen einen
Fußbodenaufbau in einer Kombination aus zusätzlicher Mas-
se und schwingenden Schichten. Bei unseren letzten Bauten
im sozialenWohnbau habenwir diese Aufbauten vor und
nach dem Einbau schalltechnisch gemessen und sehr gute
Werte erzielt.
Manfred Saurer
Der geforderte hohe Schallschutz bei Holz-
decken ist mit dem heutigenWissen bei allen Konstruktions-
varianten lösbar, vor allemMassivholzdecken undHohlkasten-
decken könnenmit Massivdecken problemlos mithalten.
Durch den hohen Anteil an perfekt ausgebildetenMitarbei-
tern und den hohen Standard in der Qualitätssicherung im
Holzbau übertreffenHolzdecken in der Praxis dieMassiv-
decken oftmals.
ReinhardWiederkehr
Eine großeMasse der Decke dient
dem Schallschutz. Dies steht in einem gewissenWiderspruch
zumWunsch der Holzanwendung. Weiters zeigt sich, dass
beimHolzbau die Nebenwegübertragung einen großen Ein-
fluss hat. Somit sind die intelligente Grundrissgestaltung
und die Detaillösungen bei den Geschossübergängen ent-
scheidend.
RichardWoschitz
ImWesentlichen sind die statisch erfor-
derlichen Verbindungen der Tragelementemit den bauphysi-
kalischenÜberlegungen in Bezug auf die Schallweiterleitung
in der Tragstruktur abzustimmen.
Es stehen uns heute zahlreiche leistungsfähige Deckensysteme
aus Holz zur Verfügung. Doch nach welchen Kriterien wählt
manwelches System aus?Wir fragten bei Architekten, Statiker
undHolzbauunternehmern nach.
Holzdecken
Worauf kommt es an?
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