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Wirtschaftlichkeit
Wovon hängt dieWirtschaftlichkeit einer Holzdecke ab?
Josef Huber
Mitentscheidend ist, dass die Deckenspannweiten
auf die Leistungsfähigkeit des jeweiligenDeckensystems abge-
stimmt werden.
HermannKaufmann
DieWirtschaftlichkeit einer Holzdecke
hängt ab von der richtigenWahl des Konstruktionssystems im
Zusammenhangmit der Spannweite auf der einen Seite und der
Vermeidung von unnötigen Bauteilschichten auf der anderen
Seite. Grundsätzlich kannman feststellen, je weniger Schichten
einDeckenaufbau aufweist, umsowirtschaftlicher ist er. Im
direkten Preisvergleichmit einer mineralischenDecke ist eine
Holzdecke teurer. Solch fokussierte Betrachtungen ergeben oft
ein verzerrtes Bild, nur der Kostenvergleich vonGesamtsystemen
hat reale Aussagekraft.
Werner Nussmüller
Natürlich sind die Spannweiten ausschlag-
gebend. Wesentlich ist auch eine frühe Zusammenarbeit (im Ent-
wurfsstadium) zwischen Statiker, Zimmermeister und Architekt,
um auf das eingesetzteMaterial und dieMontage rechtzeitig
reagieren zu können.
Manfred Saurer
Wirtschaftlich sindHolzdecken vor allem dann,
wenn Siemehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen können, ange-
fangen von der Optik über die Raumakustik, die Verlegung der
Haustechnik und die Tragfähigkeit bis zum trockenen Einbau.
ReinhardWiederkehr
DieWirtschaftlichkeit einer Holzdeckewird
stark von denMaterialkosten, der Produktionszeit und der Mon-
tagezeit beeinflusst. Bei Sichtoberflächen habenwir festgestellt,
dass Brettsperrholz gegenüber einer Hohlkastenkonstruktion
preiswerter sein kann. Bei bekleidetenDecken stimmt dies selten,
weil der Minderpreis für nicht sichtbare Qualität bei Brettsperr-
holz gering ist.
RichardWoschitz
DieWirtschaftlichkeit hängt erstens vom
Tragsystem ab – vom gerichteten Systemmit linienförmigem
Auflager (klassische Tramdecke) bis zur flächigwirkendenDecke
mit punktuellen Auflagerpunkten (Brettsperrholzplatte auf
einzelnen Punktstützen) –, zweitens von der Deckenspannweite
in Kombinationmit der möglichenDeckenstärke.
Ausblick
Wo besteht bei denHolzdecken noch Entwicklungsbedarf?
Josef Huber
Entwicklungsbedarf ist imBereich des Schallschutzes,
gerade bei mehrgeschossigen Bauten zu sehen. Die Deckenauf-
bauten sind hier momentan zu aufwendig und damit zu teuer.
Hermann Kaufmann
Ein Potenzial sehe ich in der Entwicklung
von flächigen, vorgefertigten, wirtschaftlichenHolz-Beton-Ver-
bunddecken, ansonsten glaube ich nicht, dass es notwendig ist,
neue Deckensysteme zu entwickeln, sondern die bestehenden so
zu kommunizieren und darzustellen, dass alle bauphysikalischen
Eigenschaftenwie Schall-, Brand- undWärmeschutz von den
Planern, den Ausführenden und den Behörden als gesichert
angenommenwerden können. Derzeit besteht nachwie vor ein
Informationsdefizit, aber das gilt für alle Bauteile imHolzbau.
Werner Nussmüller
Bei Brettsperrholzplatten besteht im Sicht-
holzbereichwenig Erfahrung über die Qualität der Oberflächen,
vor allem bezüglich Verhalten bei geringer Raumfeuchte. Es ist
Aufgabe der Produzenten, verschiedenste Fußbodenaufbauten
schalltechnisch zu berechnen und hier auchwirtschaftliche
Lösungen zu finden.
Manfred Saurer
Aus meiner Sicht gibt es im Bereich Schallschutz
noch Entwicklungsbedarf, vor allemwas den flankierenden Luft-
schallschutz im Bereich der Wandanschlüsse zu denDecken
betrifft. Auch der Wetterschutz dieser wunderschönen, in der
trockenenWerkstatt hergestelltenOberflächenwährend der Bau-
phase ist immer wieder ein Thema.
ReinhardWiederkehr
Wir sehen Potenzial bei vorgefertigten
Holz-Beton-Verbunddecken und bei ganz leichten Aufbauten
mit optimierten Schallschutzmaßnahmen. Zudem habenwir die
Hoffnung, dass aufgrund des vermehrtenHolzeinsatzes inmehr-
geschossigenGebäuden andere Fachplaner (z.B. Bauphysiker,
Haustechniker) sich des Themas Holzbau annehmen und somit
Vorurteile wie auchwidersprüchliche Aussagen abgebaut werden
können. Jemehr Personenmitdenken, desto größer ist der Ideen-
pool.
RichardWoschitz
Hybriddeckenmit anderenMaterialienwie
Kombinationenmit Beton beeinflussen durch denMaterialmix
die Eigenschaften des Bauteils und ermöglichen somit neue
Einsatzgebiete. Da sind ausführende Holzbauunternehmen auf-
gerufen, nicht nur inHolz zu denken. Beim zuletzt umgesetzten
siebengeschossigenHolzbauprojekt in der Wagramer Straße hat
sich die Holz-Beton-Verbunddecke als gute Lösung erwiesen.
Der Denkansatz, eine Holz-Beton-Verbunddecke als vorgefertig-
tes Deckenelement auszuführen, ist sicherlich die Zukunft für den
mehrgeschossigenWohnbau.
HermannKaufmann
Architekt in Schwarzach
Werner Nussmüller
Architekt inGraz
Manfred Saurer
Holzbau Saurer inHöfen
Josef Huber
HolzbauHuber & Sohn in Bachmehring
ReinhardWiederkehr
Statiker in Beinwil am See
RichardWoschitz
Statiker inWien und Eisenstadt
zuschnitt
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Holzdecken
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