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Nachbericht Dialog Holzbau 2024

Volles Haus in der Kepler Hall der JKU Linz ©Andreas Röbl

Second Hand als Bautrend? Zirkuläres Bauen mit Holz

Am Donnerstag, 15. Februar 2024 fand in der Kepler Hall, an der JKU Linz der Dialog Holzbau statt. Diesmal stand das Thema kreislaufgerechtes Bauen mit Holz im Mittelpunkt der Veranstaltung von proHolz OÖ und der Landesinnung Holzbau OÖ. 

Braungart: „Für neutral sind wir zu Viele“

Professor Michael Braungart gilt als einer der Erfinder des Cradle to Cradle-Prinzips und ist wissenschaftlicher Geschäftsführer der EPEA, einem internationalen Umweltforschungs- und Beratungsinstituts. Er lehrt an der Leuphana Universität Lüneburg und ist zudem ein gefragter Gastlektor an verschiedenen internationalen Hochschulen zum Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft.

In seinem Vortag beim Dialog Holzbau strich er besonders hervor, dass es nicht reiche, nur Klimaneutralität anzustreben. Um die Bedürfnisse einer steigenden Weltbevölkerung zu erfüllen, wären wir zu Viele. Laut Braungart müsse es gelingen, dass wir mit unserem Handeln und dem was wir produzieren einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten. Um die großen anstehenden Herausforderungen nicht nur in Punkto Klimakrise zu meistern, wäre mehr Effektivität gefragt. Eine reine Effizienzsteigerung würde nur bewirken, dass wir weniger kaputt machen.

Bauen mit dem, was da ist: Projekt LENA, Stadl-Paura

Andrea Kessler ist Initiatorin der re:store-Plattform und Gründerin der materialnomaden. Sie studierte Architektur, digitale Kunst und Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In ihren Arbeiten legt sie großen Wert auf die Berücksichtigung des Potentials von vorhandenen Bauteilen und Materialien. In einem kurzen Impulsvortrag beim Dialog Holzbau stellte sie ihr aktuelles Projekt LENA vor. Im oberösterreichischen Stadl-Paura entsteht derzeit ein Musterbeispiel für die ressourceneffizientes und kreislauffähiges Bauen. Dass es sich dabei um die Sanierung und Nachverdichtung eines Siedlerhauses aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelt, ist nur konsequent.

Podiumsdiskussion: Welche Chancen bietet zirkuläres Bauen für den Holzbau?

Welche Chancen zirkuläres Bauen mit Holz bietet, wurde in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion besprochen. Gemeinde-Landesrat Michael Lindner betonte in seinem Statement, dass die Schaffung von gesunden Räumen bei Gebäuden für die Kinderbetreuung eine besonders große Bedeutung hätte. Holz und kreislauffähiges Bauen wäre bei Errichtung von Kindergärten, Krabbelstuben oder Schulen naheliegend.
Holzbaumeisterin Viktoria Hurth gab zu bedenken, dass Kreislauffähigkeit in den derzeitigen Regelwerken noch kaum berücksichtigt werde. Für ausführende Unternehmen wäre es deshalb schwer innovative Konzepte am Markt umzusetzen.

Der Holzbau könnte auf diesem Gebiet der Kreislaufwirtschaft aber eine Vorreiterrolle einnehmen. Der hohe Vorfertigungsgrad und die Elementbauweise bieten beste Voraussetzungen, ganze Bauelemente und Bauteile im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertbar und -verwendbar zu gestalten. Als nachwachsendes Material kann Holz nach mehreren Nutzungsphasen am Ende einer langen Lebensdauer wieder Teil des biologischen Kreislaufes werden. Die Kohlenstoffbindung des Holzes bietet einen enormen Mehrwert in Punkto Klimaschutz und CO2-Reduktion.