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Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg

erschienen in
Zuschnitt 64 Laubholz, Dezember 2016

Daten zum Objekt

Standort

Mannenbach-Salenstein/CH Google Maps

Bauherr:in

Hochbauamt Kanton Thurgau, Frauenfeld/CH, www.hochbauamt.tg.ch

Architektur

Staufer & Hasler Architekten AG, Frauenfeld/CH, www.staufer-hasler.ch

Statik

Conzett Bronzini Gartmann AG, Chur/CH, www.cbg-ing.ch

Holzbau

Knecht AG, Oberwil-Dägerlen/CH, www.knecht-ag.ch

Fertigstellung

2014

Typologie

Bildung

Repräsentativ, robust und tragfähig

Im Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg im Kanton Thurgau werden Landwirte aus- und weitergebildet. Da der Bereich der Beratung eine immer größere Bedeutung gewinnt, wurde hierfür der Gebäudebestand um ein neues Beratungszentrum erweitert. Der viergeschossige Holzbau mit Satteldach und großzügigen Fensterflächen des Architekturbüros Staufer & Hasler ist bis auf den massiven Sockel mit einer lasierten Fichtenholzfassade verkleidet, die nach unten hin abgetreppt ist. Schon von außen erblickt man hinter den Fenstern dicke, dunkle Eichenholzstützen. Betritt man das Haus, steht man gleich vor einer ganzen Reihe dieser Holzstützen, die mittig im breit angelegten Gang stehen. So farblich dezent sich das Haus nach außen gibt, so präsent wirkt seine hölzerne Konstruktion im Inneren. Das hölzerne Tragskelett ist hier nicht hinter Gipskartonwänden versteckt, die Stützen stehen frei im Raum, die Raumeinteilung ist davon unabhängig. Während die Stützen in der Fassadenachse von Geschoss zu Geschoss um jeweils einen halben Querschnitt nach innen versetzt übereinanderstehen, werden die Stützen in der Mittelachse von einem Querbalken aus Eiche, dem sogenannten Sattelholz unterstützt.

Das dunkle Holz der Eiche betont die tragenden Elemente des Skelettbaus – die Stützen und die Sattelhölzer –, während die lastenden Elemente – die Decken mit einer Untersicht aus Lärchen- und Douglasienstäben – hell und leicht wirken. Die Decken bestehen aus Brettsperrholzplatten und einer Ortbetonschicht, wobei es sich hier um keine klassische Holz-Beton-Verbunddecke handelt, weil es keine Schubverbindung gibt. Während die Sattelhölzer wegen der hier auftretenden hohen Druckkräfte aus massivem Eichenholz sind, kam bei den Stützen Fichtenholz zum Einsatz, das lediglich mit einem 4 mm dicken Eichenholzfurnier ummantelt wurde. Drei wesentliche Gründe nennt Architekt Thomas Hasler für den Einsatz der Eiche: Gestaltung, Robustheit und Tragfähigkeit: „Die Eiche wirkt härter, sie unterstreicht die Physis des Tragwerks. Außerdem ist sie in so einer exponierten Lage widerstandsfähiger als Fichte.“ Aus Eiche sind auch die Trennwände und Bürotüren.

Auch Ingenieur Jürg Conzett betont, dass der Einsatz der Eiche bei den Sattelhölzern wegen der Querdruckfestigkeit technisch gut begründet ist und dass sich architektonisch das T aus Sattelholz und Stütze gut vom Rest abhebt. Eiche hat mit 0,5 mm/min eine geringere Abbrandzeit als Fichte mit 0,8 mm/min, doch ist der brandschutztechnische Vorteil bei den Mittelstützen gering. Bei den Fassadenstützen hingegen, so Conzett, spiele der langsamere Abbrand beim Deckenauflager eine Rolle: „Das Deckenauflager ist wegen der Versetzung der Stützen relativ klein und erzeugt lokal hohe Schubspannungen in der Brettsperrholzplatte. Hier ist es wichtig, dass das Deckenauflager auch beim Brand nicht zu klein wird.“

Architekten und Ingenieuren ist hier ein Spiel mit den Holzarten gelungen, das nicht nur gestalterischen Gesichtspunkten folgt, sondern alle den Holzarten immanenten Eigenschaften miteinbezieht.


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin. Sie studierte Architektur an der TU Graz und TU Delft und Qualitätsjournalismus an der Donau Universität Krems. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt.

Erschienen in

Zuschnitt 64
Laubholz

Nutzen, was im Wald vermehrt wächst: Mit den Laubbäumen kommen neue konstruktive und ästhetische Möglichkeiten für den Holzbau.

8,00 €

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Zuschnitt 64 - Laubholz