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Eine Brettsperrholzskulptur

erschienen in
Zuschnitt 64 Laubholz, Dezember 2016

Daten zum Objekt

Standort

London/UK Google Maps

Bauherr:in

American Hardwood Export Council, London/UK, www.americanhardwood.org

Architektur

Alison Brooks Architects, London/UK, www.alisonbrooksarchitects.com

Statik

Arup Group Limited, London/UK, www.arup.com

Holzbau

Ed. Züblin AG, Aichach/DE, www.zueblin-timber.com

Fertigstellung

2016

Typologie

Sonderbauten

Amerikanisches Laubholz in London

In den letzten Jahrzehnten hat der britische Architektur- und Bausektor Brettsperrholz, das aus Nadelholz – vorwiegend aus Fichte – hergestellt wird, begeistert als Baumaterial angenommen. Nun wurde ein kleines, doch ziemlich bedeutendes Projekt in Großbritannien mit Brettsperrholzplatten aus Laubholz – amerikanischem Tulpenholz – errichtet. Die aus Kanada stammende Architektin Alison Brooks entwickelte für einen US-amerikanischen Holzimporteur die Skulptur „The Smile“ für das London Design Festival, um die Vorteile dieses in Nordamerika weitverbreiteten Holzes zu präsentieren. Brooks plante eine 34 Meter lange, 3,5 Meter hohe und 4,5 Meter breite Röhre, die in fünf Teile gegliedert ist. Der Holzbau ist an beiden Enden nach oben geschwungen und ähnelt einer braunen Banane. Die gesamte Konstruktion setzt sich aus zwölf Brettsperrholz-Elementen mit einer Länge von jeweils bis zu 14 Metern und einer Breite von 4,5 Metern zusammen. Das Brettsperrholz aus Laubholz stammt aus den USA, obwohl es auch in Großbritannien große Laubholzvorräte gibt. Die Brettsperrholz-Platten wurden per Containerschiff nach Deutschland gebracht und dort zu den Elementen zusammengesetzt.

Andrew Lawrence, der führende Holzbauspezialist des mit der Statik beauftragten Ingenieurbüros Arup, wies bei der Eröffnung des Pavillons im Rahmen des London Design Festivals auf die größte Herausforderung bei der Konstruktion dieses Holzbaus hin: Das Gebäude musste besonders hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit bei Windlast ertüchtigt werden, weshalb Wand und Decke biegesteif miteinander verbunden wurden.

Alle Beteiligten waren von den Eigenschaften des verwendeten Laubholz-Brettsperrholzes begeistert. Sein Verhältnis von Stabilität zu Gewicht ermöglicht es, deutlich dünnere Elemente einzusetzen als bei Nadelholz. Laut Brooks sind diese Aspekte, gemeinsam mit der Beschaffenheit, Farbe und Ausführung Teil der ästhetischen Anziehungskraft: „Maserung und Farbton sind wunderbar ... und der gewisse Glanz“, so Brooks in der Presseaussendung.

Das Londoner Architekturbüro dRMM, dessen Treppenskulptur „Endless Stair“ aus dem amerikanischen Laubholz schon 2013 im Rahmen des London Design Festivals zu sehen war, wird im nächsten Frühsommer sein erstes Gebäude aus Laubholz-Brettsperrholz fertigstellen: Maggie’s Oldham, das neueste Gebäude des Maggie’s Krebshilfezentrums in Oldham in der Nähe von Manchester. Während Alex de Rijke von dRMM und Alison Brooks von den „Ausdrucksmöglichkeiten“ des Materials schwärmen, betont Andrew Lawrence vom Ingenieurbüro Arup dessen Stabilität und die kurze Bauzeit. Unklar bleibt, wie es mit dem amerikanischen Laubholz und mit der Entwicklung von Brettsperrholz aus britischem Laubholz weitergeht, schließlich hat es eine gewisse Ironie, dass die Brettsperrholz-Platten aus Laubholz zuerst einmal den Atlantik überqueren müssen.


verfasst von

Oliver Lowenstein

ist Chefredakteur von Fourth Door Review, einem britischen Kultur- und Öko­logiemagazin. www.fourthdoor.co.uk

Erschienen in

Zuschnitt 64
Laubholz

Nutzen, was im Wald vermehrt wächst: Mit den Laubbäumen kommen neue konstruktive und ästhetische Möglichkeiten für den Holzbau.

8,00 €

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Zuschnitt 64 - Laubholz