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Österreichische Waldinventur

Die Baumzähler

Jedes Jahr nimmt die Waldfläche in Österreich um 2.300 Hektar zu, der Holzvorrat um 4 Mio. Kubikmeter. Doch wie können wir das so genau wissen?

Jedes Jahr zwischen April und September schwärmt ein halbes Dutzend Dreierteams in ganz Österreich aus, um den Wald zu vermessen. Die Mitarbeiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) sind Sammler. Sie sammeln nicht etwa Steinpilze oder Eierschwammerl, sondern Daten. Von Bäumen. Als Baum gilt, was in 1,3 Metern Höhe einen Durchmesser von über 5 Zentimetern hat. In einer Vollerhebung statten die Baumzähler rund 80.000 Bäumen einen persönlichen Besuch ab.

Großprojekt Waldinventur

Seit 1961 finden in Österreich regelmäßig sogenannte Waldinventuren statt. Ziel dieser Erhebungen ist es, den Zustand des österreichischen Waldes und seine Veränderungen möglichst genau zu beschreiben. Aus den Waldinventuren stammen Zahlen zu Baummenge, Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs und Holznutzung. Die Waldinventuren beschreiben aber auch den ökologischen Zustand der heimischen Wälder. Das Ganze ist ein ziemlicher Spagat: Ein natürliches Ökosystem, bei dem ganz viele verschiedene Faktoren zusammenwirken, soll statistisch erfasst werden. Wie geht das?

Zur gleichmäßigen Erfassung des Waldes wurde ein Raster mit 3,9 Kilometern Seitenlänge über ganz Österreich gelegt. Daraus ergeben sich 5.500 Trakte. An den 4 Eckpunkten eines Traktes wird der Wald stichprobenartig vermessen. Insgesamt wären es 22.000 Stichprobenpunkte, da aber "nur" auf der halben Fläche Österreichs Wald wächst, sind es 11.000 Stichprobenpunkte, die von den Baumzählern besucht werden. Ein Stichprobenpunkt ist etwa 300 Quadratmeter groß. Was darauf wächst, wird untersucht.

Daten wie Art, Höhe und Dicke der Bäume werden registriert, Forst- und Sturmschäden notiert, Bodenvegetation analysiert und der Bestand von Totholz festgestellt. 200 verschiedene Parameter werden erhoben, die BFW-Mitarbeiter folgen einem 200 Seiten dicken Regelbuch zur Datenaufnahme. Die erhobenen Daten beschreiben zwar nur 0,08 Promille der Waldfläche in Österreich, mit modernen Methoden lässt sich daraus aber der Zustand des gesamten Waldes auf +/- 1 Prozent genau einschätzen.
 

Digitalisierter Wald

Mit Hilfe digitaler Modelle gelingt es, künftig noch aufschlussreichere Daten zum Wald anzubieten. Heute nutzt die Waldinventur zusätzlich zu den Vermessungen am Boden auch Methoden der Fernerkundung - also Bilder, die mit Satelliten, Flugzeugen oder Drohnen aufgenommen werden. Mit einer hochauflösenden Kamera werden aus 3,5 Kilometern Flughöhe und aus verschiedenen Perspektiven Luftaufnahmen des Waldes gemacht. 3 Jahre dauert es, bis ein vollständiges digitales Luftbild-Set vorhanden ist. Das Institut für Waldinventur errechnet daraus dreidimensionale Oberflächenmodelle. Wenn diese mit den Daten aus den 11.000 Stichprobenflächen verschnitten werden, können Holzvorräte in ganz Österreich geschätzt und aufgrund der hohen Qualität der Bilder sogar Höhen einzelner Bäume ausgelesen werden.

Der Wald in Dauerbeobachtung

Seit 2016 erfolgt die Waldinventur nicht mehr alle paar Jahre, sondern permanent. Dadurch wird es möglich, für verschiedene Parameter jährliche Ergebnisse zu liefern. Das ist gut so, denn die Daten sind begehrt: Die Forstpolitik nutzt die Zahlen zur Nachhaltigkeitskontrolle. Auch die Holzindustrie will wissen, wie es um ihren wichtigsten Rohstoff steht. Die EU ist an Vergleichszahlen interessiert. Und das Kyoto-Protokoll verlangt tatsächlich jährlich neue Zahlen.

Seit 2016 wird jedes Jahr ein Sechstel des gesamten Stichproben-Netzes vermessen. Ab der Waldinventur 2016/21 steht so ein volles Daten-Set zur Verfügung, das von un an jährlich um das neu erhobene Sechstel aktualisiert wird. Jährlich zur Verfügung stehende Waldinventurergebnisse liefern stets topaktuell Aufschluss über Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs, Holznutzung und vieles mehr geben.
 


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