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Raabsteg, Feldbach, Steiermark
Die Systemische

Der Raabsteg stellt eine durch Materialmix und den Einsatz neuer Holzwerkstoffe (kraftschlüssig verleimte Plattenbalken im Verbund mit Brettschichtstehern) modernisierte Form überdachter Holzbrücken dar.

erschienen in
Zuschnitt 2 Brücken bauen, Juli - August 2001
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Die Brücke über die Raab bindet das jüngst errichtete Gesundheits- und Kulturzentrum an den Stadtkern von Feldbach an, das dadurch sowohl zu Fuß als auch per Rad erreichbar wird.

Charakteristik
Der Raabsteg stellt eine durch Materialmix und den Einsatz neuer Holzwerkstoffe modifizierte, modernisierte Form überdachter Holzbrücken dar. Dabei verändern die Stahlbetonstützen zur Lastabtragung und vor allem die Platten für Dach und Fahrbahn das Erscheinungsbild der Brücke im Vergleich zur traditionellen Holzbrücke wesentlich. Die kraftschlüssig verleimten Plattenbalken im Verbund mit Brettschichtstehern stellen ausreichende Steifigkeit her, sodass auf eine seitliche Verbretterung verzichtet werden konnte.
Dadurch entfällt jedoch der Eindruck von Räumlichkeit, von Abgeschlossenheit beim Queren des Flusses; die Brücke wirkt mit der Dominanz des Daches und den massigen Stützen nicht leicht, ist aber durchlässig und offen für den Blick in den Flussraum.

Tragwerk
Die stahlunterspannte Dachplatte übernimmt aus Hängerstäben die Lasten der Fahrbahnplatte. Durch das kraftschlüssige Verkleben der Hauptträger mit einer Brettsperrholzplatte wirken sowohl die Fahrbahn als auch das Dach als Plattenbalken. Die Hauptträger werden jeweils aus zwei miteinander verleimten Brettschichtholzträgern in Fichte gebildet. Sie ruhen im Widerlagerbereich auf Stahlbetonpfeilern. Die Dachplatte ist mit der Fahrbahnplatte durch Steher aus Brettschichtholz

konstruktiv verbunden. Auf die Fahrbahnplatte einwirkende Lasten werden von Zugstangen aus Stahl in ein aus Flachstahl bestehendes Zugband und weiter in die Dachplatte geleitet.

Holzschutz
Der konstruktive Holzschutz wird in traditioneller Art durch die Überdachung erreicht. Die unteren Hauptträger sind im äußeren Randbereich mit einem Kantholz

versehen, das verblecht wurde, die Fahrbahnplatte ist mit einer zweischichtigen Abdichtungsbahn und einer Verschleiß- und Schutzschicht aus 50mm Gussasphalt isoliert. Zusätzlich schützt eine mehrmals auf sämtliche Holzteile aufgebrachte Lasur vor Verwitterung

.

Montage
Die Brücke wurde in der Produktionshalle vorgefertigt und in einem Stück mittels Tieflader transportiert. Drei Autokräne setzten das Tragwerk auf die Stahlbetonpfeiler auf. Lediglich die Dachhaut und der Fahrbelag wurden vor Ort aufgebracht.

Raabsteg, Feldbach, Steiermark

Statik und Konstruktion
Lignum Consult Johann Riebenbauer

Holztechnische Beratung und Variantenstudie
Gerhard Schickhofer
Mitarbeit Manfred Augustin

Nutzung
Fußgänger- und Radwegbrücke

Fertigstellung
1998

Standort
Feldbach, Steiermark

Spannweite
35m

Breite
3,72m

Gewicht
25t

Tragstruktur
Unterspannter Einfeldträger mit abgehängter Fahrbahn

Holzmontagebau
Stingl GmbH, Trofaiach

Johann Riebenbauer
Lignum Consult Dipl.-Ing.;
Die Firma Lignum Consult bearbeitet Projekte im Bereich Hochbau, Industriebau, Hallenbau, Fußgängerbrückenbau. Zusätzlich wird Spezialsoftware für statische Berechnungen und Dimensionierungen im Holzbau entwickelt. Steirischer Holzbaupreis 2000 für Raabsteg Feldbach, Kategorie Brücken, Sonderbauten

Gerhard Schickhofer
Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.;
Studierte Bauingenieurwesen und promovierte 1994 in der Fachrichtung Holzbau an der TU Graz. Ist seitdem in den Bereichen der Forschung und der Lehre tätig. Ein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung der KLH (Kreuz- LagenHolz) Massivplatte. Universitätsdozent für Holzbau und Holztechnologie am Institut für Stahlbau, Holzbau und Flächentragwerke an der TU Graz


verfasst von

Karin Tschavgova

studierte Architektur in Graz, seit langem freie Fachjournalistin und Architekturvermittlerin, Lehrtätigkeiten an der TU Graz

Erschienen in

Zuschnitt 2
Brücken bauen

Brücken verbinden wie kaum ein anderer Bautyp technische Innovation und Ästhetik. Ingenieur und Architekt sind gleichermaßen gefragt. Sie antworten auf landschaftliche Gegebenheiten, auch wenn sie von ihnen unabhängig machen sollen. Brücken aus Holz - in der Spannweite von Fußgängerbrücken bis Straßenbrücken - etablieren sich zusehends wieder als raumgreifende Architekturen. Sie verbinden die beiden unterschiedlichen Disziplinen der Baukunst mit modernen Werkstoffen und neuen Methoden des konstruktiven Holzschutzes. Und machen den Weg frei für eine zeitgemäße Formensprache.

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Zuschnitt 2 - Brücken bauen