Vier Elemente. Ein Geschenk für den Berg
Holz ist für den Bildhauer Egon Rubin der Energieträger schlechthin und diese Energie ist für ihn das wichtigste für einen Dialog zwischen Künstler und Material. Rubin ist einer der vier Bildhauer, die für den Villacher Hausberg, den Dobratsch, auch Villacher Alpe genannt, Skulpturen aus Holz geschaffen haben.
Skulpturen für einen Berg? »Wir wollten dem Berg etwas zurückgeben. Unsere Werke sollen die elementare Kraft und Schönheit des Dobratsch verstärken und bewusst machen«, argumentieren die Bildhauer. Aktueller Anlass dafür war die Tatsache, dass der Dobratsch heuer - passend zum Internationalen Jahr der Berge - offiziell als erster Naturpark Kärntens aus der Taufe gehoben wurde. Damit hat er als Nutz- und Wirtschaftsberg - vor allem für den Wintertourismus - endgültig ausgedient. Wo die Wirtschaft sich als alleiniger »Sinngeber« aus einem öffentlichen Raum zurückzieht bzw. zurückziehen muss, da hat sich die Kunst schon immer wohl gefühlt, denn hier hat sie die Möglichkeit, neue Sinne zu entdecken oder zu schaffen.
Zwei Wochen haben Rubin, Beppo Pliem, Herbert Golser und Alexander Josef Kandut auf der Kaser-Alm am Dobratsch gelebt und gearbeitet. »Wir haben sämtliches Holzmaterial dem Dobratsch entnommen und geben es ihm in Form von Skulpturen wieder zurück«, erklären die Künstler. Bei der Aufstellung der Figuren wurde weder ein Betonsockel errichtet, noch wurde das verwendete Holzmaterial - vor allem Lärche - präpariert oder haltbar gemacht. »Es war eine schöne Idee, keine Werke für die Ewigkeit schaffen zu wollen, sondern die Vergänglichkeit der Dinge zu akzeptieren und bewusst einzusetzen«, so Beppo Pliem. Seine Arbeit nennt sich Luftklang und ist eine Art Tor, an dem fünf Lärchenpflöcke hängen, die man mit einem Holzschlegel zum Klingen bringen kann.
Auch die Werke der drei anderen Künstler sind als eine Auseinandersetzung mit Elementarem, mit Feuer, Wasser, Erde und Luft, zu verstehen. Aus diesem Grund hat man auch, wie Egon Rubin erklärt, bei der Auswahl des Platzes auf seine spirituelle Kraft geachtet. »Drei der Werke stehen unmittelbar auf einer Kraftlinie, die durch die Arbeiten noch verstärkt werden soll.« Passend dazu hat Rubin in seinem Werk »Feuer« zugespitzte Stämme gegen die Laufrichtung des Hanges aufgestellt, um so die Energie des Berges aufzunehmen und zu kräftigen. Auf den Umstand, dass Wirtschaftstreibende und Touristen mitunter recht achtlos mit dem Platz umgehen, auf dem sie sich gerade bewegen, wollte Golser mit seiner Skulptur »Erdreich« aufmerksam machen, indem er ein Stück Dobratsch-Erde mit gespaltenen Lärchenstämmen eingefriedet hat. »Mir ging es darum, einen Teil aus dem Ganzen herauszuheben, um so ein Bewusstsein für den Ort zu schaffen, an dem man sich gerade bewegt«, erklärt Golser dazu. Holz stellt für ihn eine besondere Herausforderung dar, weil man viel unmittelbarer und direkter in das Material eingreifen kann.
Kandut widmete seine Arbeit »Ewig Fließendes« einer Hauptaufgabe des Dobratsch, dem letztendlich ausschlaggebenden Grund, ihn nicht mehr als Wirtschaftsberg zu nutzen: schützenswertes Wasserreservoir für die umliegenden Gemeinden zu sein. Eine dreiteilige, 13 Meter lange Skulptur aus Lärchenstämmen soll das Fließen des Wassers symbolisieren.
Herbert Golser
Geboren 1960. Studium an der Hochschule für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Alexander Josef Kandut
Geboren 1962. Studium der Bildhauerei bei Prof. Bruno Gironcoli und Studium der Philosophie und Theologie.
Beppo Pliem
Geboren 1939. Ehemaliger Leiter der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg. Lebt in St. Peter bei St. Jakob.
Egon Rubin
Geboren 1944. Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Lebt in Göltschach bei Maria Rain.