Eigenschaften haben Ursachen. Die immense Vielseitigkeit von Holz entsteht durch die zahllosen Möglichkeiten im Aufbau der Holzgewebe. In den über 350 Millionen Jahren Baumgeschichte hatte die Natur Zeit, unterschiedlichste Feinstrukturen zu erproben.
Es gibt nicht "das typische Holzgewebe", es gibt Dutzende von spezialisierten Zellen und Zellverbänden. Holz hat eine komplexe Anatomie. Man unterscheidet zum Beispiel Siebröhren, Bastparenchyme, Hoftüpfel, Harzkanäle, Meristeme, Holz, Tracheiden – um nur ein paar wenige Details zu nennen. Die Formen richten sich dabei nach den Aufgaben, ob Zellen und Gewebe Speicher-, Leit-, Wachstums- oder Festigkeitsfunktionen übernehmen.
Holz besteht aus Cellulose und Lignin; es enthält zudem Harze, Wachse, Fette, Öle, Stärke, Zucker, verschiedene Mineral-, Gerb- und Farbstoffe, sowie Alkaloide. Es ist vor allem das Lignin, das aus einer gewöhnlichen Pflanzenzelle die Zelle eines Holzes macht. Lignin (von lateinisch lignum, das Holz) ist nach der Cellulose der mengenmäßig wichtigste Rohstoff im Pflanzenreich, 20 bis 40 Prozent vom Trockengewicht des Holzes bestehen aus diesem Verholzungsstoff; bei Nadelhölzern ist der Anteil höher als bei Laubhölzern. Der komplexe und hochpolymere Stoff ist chemisch und physikalisch fest mit der Cellulose verbunden und macht sie stabil und druckfest. Durch die Ligninbildung verholzen unterschiedliche Pflanzenteile, nicht nur der Stamm. Auch feinste Triebe, Würzelchen, Nussschalen und Zapfen, überhaupt viele Früchte und Samen enthalten Lignin.
Zahlreiche Gewebe mit unterschiedlichsten Aufgaben bilden das Holz. Von außen nach innen sind dies:
Abschlussgewebe und primäre Rinde
Epidermis Den jungen Pflanzenkörper nach außen abschließende Zellschicht mit Schutzfunktion (primäres Abschlussgewebe).
Periderm (Kork) ersetzt mit steigendem Alter die Epidermis (sekundäres Abschlussgewebe) und besteht aus dem teilungsfähigen Phellogen, dem nach innen abgegebenen Phelloderm und dem dickeren, nach außen abgegebenen Kork, dem Phellem.
Borke wird oft fälschlich Rinde genannt. Mit zunehmendem Alter und wachsendem Umfang werden in den äußeren Partien, nach innen immer fortschreitend, häufig weitere Phellogene gebildet und das äußere Gewebe als Schuppen oder Ringe ab gestoßen (tertiäre Rinde).
Primäre Rinde Grundgewebe zwischen Abschluss- und Leitgewebe mit Speicher- und Photosynthese-Funktion; geht im Ver lauf des Dickenwachstums durch die Bildung der Borke verloren.
Leitgewebe mit Kambium
Phloem Leitgewebe aus lebenden Zellen, vor allem für den Ferntransport organischer Verbindungen. Im Dickenwachstum durch die Tätigkeit des Kambiums Umbau zum Bast (sekundäre Rinde); besteht aus Siebzellen für axialen Ferntransport, dem Siebparenchym zur Speicherung, den Bastfasern und Steinzellen mit Festigungs- und Schutzfunktion und den Baststrahlen für den Transport von innen nach außen und umgekehrt.
Kambium Teilungsfähige, nur aus einer Lage bestehende Zellschicht, die im Verlauf des Dickenwachstums nach außen die Zellen des Bastes, nach innen die Zellen des Holzes abgibt.
Xylem Achsiales Wasserleitgewebe aus meist toten, verholzten Zellen. Durch die Tätigkeit des Kambiums entsteht das massige Holz (sekundäres Xylem) mit engen Tracheiden, weiten und im Idealfall querwandlosen Tracheen für die Wasserleitung, Holzfasern zur Festigung, lebendem Holzparenchym mit Speicher- und Transportfunktion, sowie mit radialen Holzstrahlen, ebenfalls aus lebenden Zellen. Lebende Zellen des Holzparenchyms finden sich nur in den äußeren Partien des Stammes (Splintholz), wo auch die Wasserleitung stattfindet. In den zentralen Teilen (Kernholz) werden Harze, Gerbstoffe, Calcium, Silicium und andere Stoffe abgelagert.
Markgewebe
Mark Grundgewebe im Zentrum von Stängeln, Ästen und Stämmen. Speichergewebe, im Alter oft abgestorben, dann sind die Zellen lufterfüllt oder nur noch als Markhohlraum erhalten.
Markstrahlen Sie verbinden als primäre Markstrahlen das Markgewebe mit der primären Rinde; ihre Funktion ist die Speicherung und der radiale Stofftransport. Im Verlauf des Dickenwachstums werden im Bast die Baststrahlen, im Holz die Holzstrahlen als radiale Gewebestränge vom Kambium neu angelegt (sekundäre Markstrahlen).
Auszug aus dem Buch „HOLZ. Das fünfte Element“. Anselm Spring Maximilian Glas Frederking & Thaler, 2001