Über einen Mangel an Kaffeehäusern kann Wien nicht klagen. Fast jeder Wiener und jede Wienerin hat einen Favoriten für den Genuss der Melange und meist dort sogar den eigenen Stammplatz.
Auf diesen muss man im extravaganten »moebel« verzichten, denn alle drei bis vier Monate wechselt das Café seine Einrichtung. Dabei kann es schon einmal vorkommen, dass der Gesprächspartner beim Kaffee im weichen Sofa versinkt, während man selbst, aufrecht sitzend, über Tisch und Gegenüber hinwegblickt. Nebenan wird gemütlich geschaukelt oder es hockt gar eine Reihe von Leuten auf einer Bettkante, und versucht, sich selbst, Glas und Getränk in Balance zu halten. Das Besondere: Man kann das Möbelsortiment nicht nur ausprobieren, sondern sich Tisch oder Bett gleich auf die Rechnung schreiben lassen. Denn das verspielte Ambiente täuscht nur im ersten Blick über eine clevere Geschäftsidee hinweg, die eigentlich ganz logisch und einfach klingt: jungem Design eine Plattform und eine Ausstellungsmöglichkeit zu bieten. Um österreichisches Design steht es gar nicht so schlecht, nur der Kontakt zum Markt fehlt. Das haben die drei Initiatoren Markus Luger, Margreta Schiesswohl und Lothar Trierenberg erkannt und mit dem »moebel« die Schnittstelle zu einem breiteren Publikum geschaffen. Wirtschaftlich wird das anfängliche Experiment vom Betrieb des Kaffeehauses getragen. Bestätigt hat sich das idealistische Konzept längst - für alle Beteiligten.
Die Gäste schätzen die Atmosphäre mit der sich ständig verändernden Einrichtung, sie probieren gerne die Möbel aus - eine Testphase braucht schließlich jeder Prototyp. Für Aussteller ist das auch eine gute Möglichkeit, ihre Stücke einem praxisnahen Test zu unterziehen (1 Monat Café =1 Jahr Heimanwendung). Immer öfter kommen auch »nur« Käufer und nehmen sich ein Designstückchen mit nach Hause.
»Unsere Objekte kommen von Designern, Architekten und Handwerkern«, erklärt Lothar Trierenberg. Die letzte Auswahl bestimmt allerdings der persönliche Geschmack der Lokalbesitzer. Das macht sie mittlerweile auch international zu Ansprechpartnern und Informanten für österreichisches Design. »Wir sind auch eine kommunikative Schnittstelle, die es sich herausnimmt, sehr subjektiv Empfehlungen zu geben oder individuelle Wünsche zu erfüllen«, fügt Markus Luger hinzu. Das schließt selbst Anfragen, wie kürzlich, nach einer kompletten Badezimmereinrichtung mit ein. Bei derlei Anliegen greifen sie gerne auf ihre Erfahrungen zurück, beraten und vermitteln. »Aber«, geben Trierenberg und Luger zu, »das Problem ist,dass wir Leute brauchen, die auch nach Monaten und Jahren noch liefern können. Das schaffen meist nur Handwerker wie Tischler, die gerne auch ihr eigenes Design unter die Leute bringen wollen oder Designer mit erprobten Partnern oder eigenen Werkstätten. Ein gut verkauftes Stück ist der Holztisch »Tafel« von Richard Polsterer, der Käufer aller Altersgruppen angesprochen hat und durch Einfachheit besticht. Trierenberg: »Schnörksel« bekommt man überall. Auch die Brüder Moor unter ihrem Label »moor&moor« schafften eine ideale Kombination, um die Produktion in Gang zu halten. Der Architekt der Familie entwirft die Möbel, der Tischler stellt sie her und der dritte Bruder kümmert sich um den Vertrieb. Das sind wichtige Partner, ohne die auch »das moebel« längerfristig nicht auskommt.
Doch bunt soll das Angebot auf jeden Fall bleiben und die Mischung aus Prototypen, Einzelstücken und Kleinserien öffentlich bei Kaffee und Kuchen auf seine Tauglichkeit hin überprüft werden. Wer Schwellenängste hat, kann das Angebot an erfrischendem österreichischen Design und das Sortiment des bald fünf Jahre bestehenden Lokals auch auf der Homepage durchforsten - und bestellen.
Foto: »das möbel«<
das möbel
Täglich 10.00 - 01.00 Uhr
Burggasse 10, Ecke Gardegasse
A-1070 Wien
T +43 (0)1 /524 94 97
F +43 (0)1 /524 94 97
an(at)dasmoebel.at
www.dasmoebel.at
Indoorfuck
Hersteller: Moor & Moor, Bregenz
Entwurf: Brüder Mohr
www.moormoor.com