Sechs Beispiele
Liegestuhl aus Sperrholz
Gerald Summers (1899-1967)
hatte sich voll und ganz der Moderne verschrieben und gründete für seine Experimente mit Schichtholz seine eigene Firma namens »Makers of Simple Furniture«. Als Geschäftsmann nicht halb so talentiert wie als Gestalter, gingen nur wenige seiner Entwürfe in Produktion. Sein Liegesessel aus Sperrholz, ein erstaunlicher Entwurf aus den frühen 30 er Jahren, wurde für den Gebrauch in den Tropen entwickelt, wo Metallscharniere unter der Feuchtigkeit gelitten hätten.
Sessel »Paimio« aus laminierten Sperrholz
Der finnische Großmeister Alvar Aalto (1898 - 1976 ) schuf den aus laminiertem Schichtholz gefertigten Sessel »Paimio«. Zusammen mit dem Schreiner Otto Korhonen gründete Aalto 1927 eine Möbelwerkstatt in Turku und brachte dort unter anderem den »Paimio« in seine auffällige Form, die 1933, als der Sessel in einem Kaufhaus ausgestellt wurde, für erhebliches Aufsehen sorgte. Mies van der Rohe erklärte Aaltos Faible für Holz damit, dass dieser »tief im Wald« lebe.
Sessel »Zigzag« aus Ulmenholz
Der Holländer Gerrit Rietveld (1888 -1964 ) lernte ursprünglich in der Schreinerwerkstatt seines Vaters und eröffnete schließlich 1919 ein Architekturbüro in Utrecht. Sein Name ist vor allem mit dem Rot-Blauen Stuhl aus dem Jahr 1917 verbunden. Der hier abgebildete »Zigzag« von 1934 basiert auf seinem Wunsch, einen Sessel aus einem einzigen Stück Material zu fertigen, ein Ziel, das viele Jahre später auch Verner Panton mit seinem »Panton Chair« vor Augen hatte. Realisiert wurde der markante Sessel schließlich aus vier rechteckigen Brettern aus Ulmenholz, die durch so genannte Schwalbenschwanzverbindungen Zusammenhalt fanden.
Das Büro von Charles und Ray Eames in Venice, Californien, war zunächst eine Entwicklungs- und Produktionswerkstätte der »Evans Molded Plywood Division«. Während des 2 .Weltkriegs wurden dort Versuche mit dreidimensional verformtem, schichtverleimten Sperrholz gemacht. Das erste unmittelbar verwertbare Ergebnis der Experimente stellte eine hölzene Beinschiene dar, die an die US-Navy geliefert wurde. Die bei dieser Entwicklungsarbeit gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse kamen aber schon während des Krieges auch zivilen Zwecken zugute. 1945 entwarfen und realisierten Charles und Ray Eames ihre ersten serientauglichen Möbel aus Sperrholz.
Der »LCW« (Lounge Chair Wood) aus dem Jahr 1946 ist ein Resultat der Experimente mit Formschichtholz, die die beiden absoluten Design-Superstars in den 30 er Jahren in Michigan starteten. Dieses Möbel aus ihrem gigantischen Schaffenskosmos ruht auf einem Bugholzgestell, das an drei Stellen mit Sitz und Rücken verschraubt wird.
Sessel »JH-503«
Der dänische Designer Hans Wegner, 1914 geboren, entwarf an die 500 Stühle. Darunter 1949 auch seinen »JH-503«. Vor allem seine früheren Projekte wie der »Chinesische Stuhl« oder der »Runde Stuhl« erregten als Vertreter des neuen dänischen Designs internationale Beachtung.
Sessel »Ply Chair«
Der englische Designer Jasper Morrison, 1959 geboren, entwarf im Jahr 1988 den »Ply Chair«. Der Entwurf stellt einen markanten Vertreter Morrissons schlichter Gestalterphilosophie dar. Unauffällig, aber niemals streng stehen seine Entwürfe für eine weit verbreitete Reduziertheit im Möbeldesign der 90 er Jahre. Das zierliche Möbel mit dem Zeug zum Klassiker wurde aus Schichtholz gefertigt.
Literaturhinweis
Jean Prouvé & Charles & Ray Eames
Zwei große Konstrukteure - Parallelen und Unterschiede. Möbel als Konstruktion.
Vitra Design Museum (Hrg.) 2002
80 Seiten, 9,95 Euro
Zwei der größten Gestalterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, vorausgesetzt, man sieht das Ehepaar Ray und Charles Eames als ein Team, werden in diesem kleinen Büchlein als Konstrukteure präsentiert. Parallelen und Unterschiede lassen sich in direkter Gegenüberstellung von Sitzmöbeln und Tischen der ebenso innovativen wie produktiven Pioniere der Serienfertigung ausmachen.
1000 chairs
Charlotte & Peter Fiell
Taschen Verlag GmbH, 2000
768 Seiten, 24 Euro, deutsch, englisch, französisch
1000 Stühle umfasst ein ganzes Universum verschiedenster Stühle, die zwischen 1808 und 2000 hergestellt wurden. An ihnen sind Zeitgeist, technologischer Fortschritt und Materialentwicklungen abzulesen, sie sind aber auch Ausdruck unterschiedlicher Haltungen zum Thema Sitzen. Demnach muss ein Stuhl nicht immer bequem sein und zum entspannten Sitzen einladen.