Zum Hauptinhalt springen

Tafeln
Mit Holzgenuss – appetitlich, würzig, kernig

Vermehrt werden an Küchen auch repräsentative Aufgaben gestellt. Der lebendige Werkstoff Holz soll dabei eine wohnliche Atmosphäre mit gutem Raumklima schaffen.

erschienen in
Zuschnitt 9 Holz im Möbel, März - Juni 2003
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Mit Holzgenuss – appetitlich, würzig, kernig
Ein differenzierter Umgang mit Holz - unabhängig von Modeerscheinungen - ist neuerdings auch im Küchenbau wieder relevant. Die Ansprüche an ein Küchenmöbel sind überaus komplex. Neben den funktionalen und ästhetischen Anforderungen werden an die Küche vermehrt auch repräsentative Aufgaben gestellt. Dies hängt mit der jüngsten Entwicklung der Küche vom isolierten Arbeitsraum zum integrierten Kommunikations- und Lebensraum zusammen. Der lebendige Werkstoff Holz soll dabei den sterilen Eindruck des Techno-Designs wieder vergessen machen und eine wohnliche Atmosphäre mit gutem Raumklima schaffen.

Das Kunststück liegt nun wohl darin, den Spagat zwischen missverstandener Holznostalgie und sinnlich ansprechendem, alltagstauglichen Materialeinsatz zu meistern. Theoretisch kann dies die vom Schreiner als Unikat gefertigte Vollholzküche ebenso wie die von KüchenHerstellern angebotene Fertiglösung in Furnier - mit frei wählbaren Frontdessins - leisten. Ratsam ist es, den Einheitsbrei Holz zuvor auf seine Zutaten und Bekömmlichkeit zu testen. Es gibt eine Vielzahl an Holzarten mit ebenso vielen Qualitäten und Eigenschaften. Farbe, Festigkeit und Zeichnung variieren von Holz zu Holz ebenso wie die taktilen, olfaktorischen und hygienischen Eigenschaften.

Was früher zum Alltagswissen gehörte und mit der Begeisterung für neue Materialien verschüttet wurde, wird jetzt wiedergefunden. Holz und Hygiene sind nicht unvereinbar. Neueste Untersuchungen sprechen bestimmten Holzarten wie Kiefer, Lärche und Eiche weitaus bessere keimhemmende Wirkung zu, als dem bislang für »resistent« eingestuften Kunststoff (Hygienische Aspekte bei Holz, Schönwätter,1999 ). Bestimmend für das Aussehen des Holzes ist neben der Farbe die Textur oder Maserung, variierbar über die Technik der Schnittführung. Nur der kompetente Gestalter vermag über die lebendige Struktur einer rotkernigen Buche an die Herkunft eines Baumes in seiner Ästhetik zu erinnern. Gewarnt sei vor all jenen Holzküchen, wo man vor lauter Wald den Baum nicht mehr sieht.            

»Holz – richtig behandelt – greift sich samtig und warm an, schafft lebendige und vieldeutige Bilder, kann den Geruchssinn erfreuen, hat Resonanz und Klang und ver sperrt sich selbst dem Zubiss nicht. Alle Sinne sind für 's Holz gewonnen!«
Roland Gnaiger


verfasst von

Renate Breuß

freiberufliche Kunsthistorikerin, Lehrbeauftragte für Kultur, Design und Wahrnehmung an der Fachhochschule Vorarlberg. Bücher und Beiträge zur Kultur des Bauens und zum Handwerk, zur Theorie des Kochens. Bis 2016 Geschäftsführerin Werkraum Bregenzerwald.

Erschienen in

Zuschnitt 9
Holz im Möbel

Die Bedeutung von Möbeln unterliegt dem Zeitenwandel. Heute erwartet man von einem Möbel Objekthaftigkeit und dienende Funktion gleichermaßen,es soll multifunktional und mobil sein. Holz, verarbeitet in neuen Werkstoffenund neuen Technologien, bleibt bevorzugtes Material im Möbelbau fürEinzelobjekte und Serienprodukte. Wie die Möbelindustrie und der Tischlernebeneinander bestehen können, wie der österreichische Produzent auf Konkurrenzdruck reagiert, wie auf Trends und Kundenwünsche, fragt zuschnitt 9.

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 9 - Holz im Möbel