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Gedämmte Baukosten

erschienen in
Zuschnitt 17 Holz +, März 2005
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Altenheim Landeck

Mit dem Einsatz eines modularen Holzbausystems verpassten gharakhanzadeh sandbichler architekten aus Wien dem Altenheim Landeck in nur zehn Wochen ein funktionales wie auch bautechnisches Update. Während einer intensiven Entwicklungs- und Testphase entstand aus der ursprünglich ausgeschriebenen Fassadensanierung ein umfassendes Verbesserungskonzept für den in vielerlei Hinsicht überholten Altbestand.

Bauphysikalische Mängel hatten die Sanierung des Altersheimes Landeck, ein Terrassenbau aus dem Jahr 1976, unumgänglich gemacht. Aufwändige Reparaturarbeiten und schwere Energiedefizite führten zu hohen Betriebs- und Erhaltungskosten, die alljährlich das Gemeindebudget belasteten. Das Isolieren der Ostfassade und eine Gesamterneuerung der Heizungsanlage konnten als Erste-Hilfe-Maßnahme die Ausgaben während der vergangenen Jahre zwar senken, langfristig zufrieden stellende Bedingungen waren damit jedoch nicht geschaffen. Bautechnische Schwächen wies vor allem die Westfassade auf: Neben einer mangelhaften Isolierung beinhaltete diese auch ein desolates, in die Betonbauteile integriertes Entwässerungssystem. Da das Heim auch in funktioneller Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach, reagierten die Verantwortlichen: Sanierung und Umstrukturierung des Bestandes in ein zeitgemäßes Pflegeheim für Senioren wurden Gegenstand eines Architekturwettbewerbs, aus dem gharakhanzadeh sandbichler architekten als Sieger hervorgingen.

Nach der Wettbewerbsentscheidung gaben die Bauherren ihr Einverständnis, das Siegerprojekt in eine laufende Forschungsarbeit der Architekten zu sogenannten »Synergie aktivierenden Modulen (s.a.m.)« aufzunehmen. Die Studie zielte auf die Optimierung modularer Holzsysteme ab, die bei einer größtmöglichen Breite an sanierungsbedürftigen Bauten zum Einsatz kommen sollten. »Ziel unserer Forschung war es, durch die Revitalisierung mit ,s.a.m.‘ Betriebs- und Erhaltungskosten zu senken, und gleichzeitig die Nutzbarkeit der Objekte subjektiv und objektiv zu verbessern«, erklärt Bruno Sandbichler. Da die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle bei den Sanierungskonzepten einnimmt, kommt der vermehrte Einsatz von Holz den Ansprüchen der Architekten bei der Systementwicklung sehr entgegen: »Aufgrund seiner idealen Werte in bauphysikalischer und konstruktiver Hinsicht ziehen wir Holz als erstes Material in Betracht.« Nach den Kriterien der s.a.m.-Studie unterzogen die Architekten das Altersheim Landeck einer umfassenden Bestandsanalyse. Neben den bereits bekannten bautechnischen Mängeln zeigten sich dabei noch weitere veränderungsbedürftige Aspekte betreffend die soziale Situation der Bewohner und die im Heim gebotene Wohnqualität. Ausgehend von diesen Erkenntnissen erarbeiteten die Wiener Planer ein umfassendes Verbesserungskonzept für das Altenheim, das in seinem Umfang weit über die im Wettbewerb geforderte Aufgabe hinausging. Dank hoher Effizienz in konstruktiver Hinsicht und Materialwahl entsprachen die Kosten des erweiterten Entwurfs dem vorgegebenen Budgetrahmen.

Um die geforderte Größe der Bewohnerzimmer zu erlangen, wurden raumerweiternde Elemente aus vorgefertigten Holzmodulen in die vorhandene Betonstruktur eingepasst. Die Dimensionen dieser boxenartigen Module entsprechen dem vorgegebenen Konstruktionsraster, der Beton übernimmt weiterhin die tragende Funktion, während das Holz für die bauphysikalische Aufwertung des Gebäudes zuständig ist. »Die Montage von selbsttragenden Leichtbauelementen ohne vorherige Errichtung einer Primärkonstruktion spart Zeit und Kosten und optimiert den ökologischen Materialeinsatz«, so die Architekten. Die Übernahme des Rastermaßes führte zu einer gestalterischen Neuinterpretation der vorhandenen Fassade, erhöhte aber vor allem die Kosteneffizienz des Entwurfs. Außerdem erlaubte das Modulsystem durch seine Flexibilität, die Zimmer in ihrer Größe zu vereinheitlichen. Mit dem Einbau der Raumzellen mussten charakteristische Elemente des ursprünglichen Terrassenbaus der Erweiterung der Zimmer weichen: »Da es nicht möglich war, die Zimmer nach innen zu vergrößern, bestand die einzige Möglichkeit darin, sie nach außen zu erweitern. Daher beschlossen wir, die Balkone zu eliminieren, die von vielen pflegebedürftigen Bewohnern ohnehin nicht selbständig benutzt werden konnten. Dafür wurden im Erdgeschoss leicht erreichbare Aufenthaltsbereiche mit direktem Zugang zum Park geschaffen«, erklärt Feria Gharakhanzadeh die planerische Überlegung.

Die Raumzellen selbst waren ursprünglich als »Holzkisten« konzipiert. Ein Gutachten des Bauphysikers brachte jedoch die geplante Zellenbauweise zu Fall: Zur schalltechnischen Verbesserung der Zimmertrennwand wurden die seitlichen Holzelemente durch zweischalige Leichtwände ersetzt. Nur ungern verwarfen die Architekten ihre dreidimensionale »Kistenidee« zugunsten eines modularen Systems aus Wand-, Decken- und Dachelementen, doch die deutlich niedrigeren Bau- und Transportkosten der neuen Lösung bekräftigten diese Entscheidung. Zur Auftragsvergabe wurden Firmen gesucht, die in der Lage waren, die vorgefertigten Elemente schon im Werk weitestgehend auszustatten. Wand- und Dachelemente sollten inklusive Dämmung, Fenster und Türen, Dachabdeckung, Entwässerungselementen, Fassadenverkleidung und aller Anschlussdetails »aus einer Hand« gefertigt werden.

Um sämtliche konstruktiven Fragen mit den ausführenden Firmen zu klären, gaben die Architekten die Anfertigung eines Prototyps für das Raummodul im Maßstab 1:1 in Auftrag. Schließlich kam es in der Werkstatt der beauftragten Firma sogar zum Probelauf eines Montagezyklus, der die Optimierung des Bauablaufs ermöglichte. Darauf basierend erstellte die Bauleitung ein Zeitschema und berechnete genau, wie lange jeder Arbeitsschritt dauerte. Die gewonnenen Erfahrungen und Messungen führten zu einer zeitlich genauestens abgestimmten Abfolge sämtlicher Gewerke. Jeweils drei übereinander liegende Wohneinheiten wurden zugleich umgebaut. Die Arbeitsschritte – Abriss, Rohbau, Ausbau, Montage bis zur Endreinigung – waren so präzise kalkuliert, dass der Umbau dieser Einheiten in nur drei Tagen abgeschlossen werden konnte.

Schrittweise wanderte der Bautrupp in nur zehn Wochen über die gesamte Fassade, während im Gebäudeinneren der Pflegebetrieb fast ungehindert fortgesetzt werden konnte. Da sich die schnelle und kostengünstige Holzleichtbauweise fast ausschließlich auf Trockenbauarbeiten beschränkte, konnten sämtliche Sanierungs- und Umbauarbeiten in einem einzigen Bauabschnitt vollzogen werden. In gestalterischer Hinsicht entspricht der Bau im Wesentlichen dem Wettbewerbsentwurf. Eine Änderung erfolgte lediglich hinsichtlich der Fassadengestaltung. In Übereinstimmung mit den Bauherren und den ausführenden Firmen entschieden sich die Architekten gegen die ursprünglich geplante Holzfassade und für eine Fassade aus Kupferblech. Das war ideal, weil damit Dach, Fassade und Entwässerung aus einem Material gemacht werden konnten. Den Architekten gefiel auch die charakteristische Patina, die sich auf der Kupferoberfläche bildet. Die Verkleidungspaneele wurden vorpatiniert und beleben nun abwechselnd mit den Markisen, deren Farbgestaltung der Künstler Peter Sandbichler entworfen hat, die Fassade.

Foto:
©
Rupert Steiner


verfasst von

Nora G. Vorderwinkler

  • studierte in Wien und Innsbruck Architektur und Tourismus
  • arbeitete in Architekturbüros in Spanien bei rcr- Aranda, Pigem Vilalta (Olot) und Fuses-Viader (Girona), in Frankreich bei Dominique Perrault (Paris) und Österreich (Antonella Rupp, Bregenz)
  • tätig im Archiv für Baukunst des Instituts für Baugeschichte und Denkmalpflege an der Universität Innsbruck

Erschienen in

Zuschnitt 17
Holz +

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