Zum Hauptinhalt springen

In Planung – »Stadtbühne« Feldkirchen i. K.

Der neue Stadtplatz besteht aus einer 1300 m2 großen Fläche aus unbehandelten Lärchenholzdielen. Leicht abgehoben, ist sie vom Verkehr befreit und definiert damit den Bereich der »Stadtbühne«.

erschienen in
Zuschnitt 20 Holz urban, Dezember 2005
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Vor sieben Jahren beschloss der Gemeinderat von Feldkirchen in Kärnten, den Hauptplatz, der im Lauf der Zeit von einem klassisch klaren Biedermeier- zu einem wirr strukturierten und räumlich uninteressanten Fahr- und Parkplatz mit samstäglicher Marktfunktion geworden war, neu gestalten zu lassen. Schon damals gewann Architekt Günter Pichler den entsprechenden Wettbewerb – nächstes Frühjahr soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.

In der langen Zwischenzeit wurden Lösungen ausgearbeitet, verworfen, neu diskutiert, bis schließlich der Kontakt zwischen Gemeinde und Architekt ganz abbrach. Erst 2004 wurde wieder gemeinsam Anlauf genommen und ein neuer, anfangs ebenfalls heftig umstrittener Entwurf soll nun also umgesetzt werden.

Leitthema der Überlegungen Pichlers war der Wunsch nach einem modernen Platz, der »Zeichen für die Zukunft« sein sollte. Nicht die Bezugnahme auf die Vergangenheit stand im Vordergrund, sondern der identitätsstiftende Verweis auf aktuelle Themen der städtischen Gemeinschaft. Als einfache Mittel, diese Inhalte zu transportieren, wählte der Architekt einerseits den Begriff der »Stadtbühne«, der als konzeptioneller Hintergrund den Entwurf prägt, andererseits die materielle Oberfläche des Platzes.

Obwohl vorerst große Skepsis von Seiten der Gemeinde vorhanden war – Holz wurde als »unmögliches Material für einen historischen Platz« bezeichnet –, gelang es Pichler schließlich, die Bauherren von der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit, aber auch von den ökologischen und formalen Qualitäten eines Platzes aus Holz zu überzeugen.

Dieser besteht aus einer 1300m2 großen Fläche aus unbehandelten, heimischen Lärchenholzdielen, die leicht abgehoben ist, vom Verkehr befreit wird und damit den Bereich der »Stadtbühne« definiert. Das städtische Leben spielt sich auf dieser Bühne ab, die umgebenden Biedermeierfassaden sind dafür die Kulisse. Rund um die Holzfläche bleiben ein mit Kopfstein gepflasterter Fahrstreifen und damit die vorhandenen Anschlüsse an die Häuserkanten bestehen. Der Holzplatz folgt der vorhandenen Höhenentwicklung, knickt daher in zwei Richtungen und fällt nach Osten um eineinhalb Meter ab. Er wird im Wesentlichen frei gehalten von Aufbauten und Möblierung, lediglich sechs neue Bäume, die an Stelle der alten, kranken Kastanien gepflanzt werden sollen, die denkmalgeschützte Pestsäule und ein Brunnen–Fontänen, die aus einem rechteckigen Steinfeld aufsteigen, welches waagrecht in die abfallende Holzfläche eingepasst wird, gliedern die Fläche entlang einer Längsachse. Die Beleuchtung erfolgt über Fluter an den Hauswänden, ein Lichtband definiert die Kanten der Holzfläche, bringt diese im Dunkeln zum Schweben und beleuchtet gleichzeitig die Fahrbahn.

Neben den haptischen und technischen Vorteilen – die Bauzeit wird relativ kurz gehalten, die für unterschiedliche Marktsituationen benötigte technische Infrastruktur kann ohne großen baulichen Aufwand unter der Holzoberfläche installiert und gewartet werden, die Konstruktion ist für Marktzulieferer oder die Feuerwehr »schwerlastbefahrbar«, der ganze Platz wird durch sein Gefälle und die spezielle Ausbildung der Holzunterkonstruktion über einen Schotterkoffer entwässert – erfolgte für Pichler die Materialwahl in erster Linie aus ökologischen und gestalterischen Gründen: Heimischer Rohstoff kommt zum Einsatz, Herstellungs- und Transportenergie sind geringer als bei anderen Materialien, der Platz wird nicht völlig versiegelt und die Holzdielen können unkompliziert saniert oder – nach einer erwartbaren Lebensdauer von etwa 50 Jahren – thermisch entsorgt werden. Zugleich entfaltet die Holzoberfläche ästhetische und sinnliche Qualitäten, sie duftet, klingt, schafft Atmosphäre und wird mit der Zeit immer edler werden.

Damit – so der Architekt – sei Holz auch und gerade in der Stadt ein naheliegender und moderner Baustoff, der in Zukunft noch wesentlich an Bedeutung gewinnen werde.

Planung

pichler.architekt(en)
Arch. DI Günter Pichler
Zentagasse 45.3
A-1050 Wien
Kalwang 142
A-8775 Kalwang
T +43(0)664/4113849
pichler.architekt(at)chello.at


verfasst von

Eva Guttmann

ist Autorin, Lektorin und Herausgeberin im Fachbereich Architektur

Erschienen in

Zuschnitt 20
Holz urban

Wie Holz in der Stadt auch gestaltet wird – es bleibt ein intimes Material, wie die Kleidung der Leute auf der Strasse.

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 20 - Holz urban