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Es gibt eine traditionelle und eine moderne Methode, Boote aus Holz zu bauen. Felix Recht hat beide gelernt. Er hat seinen Betrieb in Baden bei Wien und ist auf Boots-Restaurierungen, -Instandhaltungen und Deckbeläge aus Teak spezialisiert.
Wenn Sie Boote zum Restaurieren bekommen, was muss dann gemacht werden?
Meistens geht es darum, Planken auszutauschen, Lack und Deck zu erneuern. Wir haben gerade ein Boot von 1906, das am Kiel beschädigt wurde. Jetzt muss man relativ kompliziert Teile austauschen, um die gesamte Struktur zu erhalten. Da hat die Arbeit einen restauratorischen Charakter.
Welches Holz ist das?
Teak, Mahagoni, Eiche, Lärche und Fichte – das sind die klassischen Bootsbauhölzer. Die Spanten sind meist aus Eiche. Es gab früher auch Boote, die mit Eiche beplankt waren. Da Eiche sehr stark arbeitet, hatte dies den Nachteil, dass die Boote oft undicht waren. Aber es hat nichts anderes gegeben. Ich kann so eine gebogene Planke nur aus einem astfreien, schönen, geraden Stück Holz bauen.
Welches Holz verwendet man heute für den Bau von Booten?
Mahagoni in erster Linie. Es hat das beste Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht.
Gibt es eine Alternative zu Mahagoni?
Für hochwertigere Boote gibt es kaum eine Alternative. Formverleimte Boote können aber durchaus auch aus Lärchenholz, Western Red Cedar oder Oregon gebaut werden. Bei der Lärche hat man allerdings das Problem, dass der Harzanteil relativ hoch ist und es mit dem Verleimen Schwierigkeiten geben kann.
Was versteht man genau unter der traditionellen Bauweise?
Bei der traditionellen Bauweise werden massive Planken über einem Mallengerüst aufgeplankt. Kiel und Spanten bilden das »Innenskelett«. Diese Boote sind so genau gebaut, dass sie durch das Quellen des Holzes dicht werden. Jede Planke vergrößert sich um eine Spur. Dadurch drücken sie aneinander und das Boot wird dicht.
Wie berechnet man so was?
Ja, das ist sehr schwierig. Es gab auch Boote, die nie dicht geworden sind, dann waren Nacharbeiten erforderlich. Traditionelle Boote brauchten allerdings immer einige Zeit nach der ersten Wasserung, um endgültig dicht zu werden.
Das ist aber aufwändig?
Viele wollen kein altes Holzboot, weil der Pflegeaufwand relativ hoch ist. Die Boote verrotten ja nur, weil sie nicht in Stand gehalten werden. Das älteste, das ich restauriert habe, war von 1897 – da wechselt man eine Planke oder einen Spanten aus, aber das Boot an sich bleibt so erhalten. Ein Holzboot hält ewig, wenn man drauf schaut – der Kunststoff hingegen ermüdet mit der Zeit.
Worin unterscheidet sich die moderne Bootsbauweise von der alten?
Die modernen Boote sind formverleimt. Da hat man einen Kern, ein Positivmodell und über das werden in mehreren Lagen die Furniere gelegt, jede Lage quer zur darunterliegenden. So bekomme ich die Steifigkeit. Es kann nicht quellen, nicht schwinden und nicht reißen. Die Schichten sperren sich gegenseitig ab.
Wie werden die Schichten miteinander verklebt?
Mit Vakuumtechnologie. Das Boot wird in eine Folie eingepackt, man erzeugt einen Unterdruck und wie bei einem Kaffeepackerl saugt man die Luft ab. Dann ist der gesamte Luftdruck gleichmäßig in alle Richtungen und drückt die Folie an den Kern. So kleben wir auch unsere Teakdecks.
Und wodurch wird dies dicht?
Durch die Verklebung an sich. Die Schichten werden mit Epoxydharz miteinander verklebt. Über die letzte Furnierschicht kommt meist noch eine dünne, mit Epoxydharz getränkte Glasgewebeschicht und zum Schluss ein mehrschichtiger Polyurethanlack – eine uv- und wasserbeständige Politur. Die Holzoptik bleibt erhalten, die Fasern sind aber durch den Lack perfekt geschützt. Die traditionellen Boote dagegen werden mit einem sehr elastischen Leinöllack behandelt, der die Bewegung des Holzes mitmacht. Wenn ich da ein Zweikomponentenprodukt aufbringe, was auch viele machen, dann versprödet es nach kurzer Zeit und kann die Bewegung nicht mehr mitmachen.
Was genau ist der Vorteil der modernen zur traditionellen Bootsbaumethode?
Die Leichtigkeit. Es reichen ein paar Spanten aus, um die Querfestigkeit herzustellen. Steif wird so ein Boot durch das Deck und die Inneneinbauten, aber nicht mehr durch die Schale selbst. Ich habe nicht mehr die Nachteile des traditionellen Holzbootes. Ich kann dünnere und dichtere Außenhäute herstellen.
Ist der Einsatz von Kunststoff im Bootsbau zu einer ernsthaften Konkurrenz geworden?
Unser Eindruck ist, dass die Leute eher wieder Dinge mit Geschichte suchen, dass sie etwas Besonderes haben möchten. Holz hat den Vorteil, dass es sehr exklusiv aussieht und wenn es formverleimt wird, leicht und stabil ist. Kunststoff muss immer lackiert werden. Da sieht ein Joghurtbecher aus wie der andere.
DI Anne Isopp
geboren 1972 in Köln
Studium der Architektur in Graz und Delft
ab 1999 Arbeit als Architektin in Hamburg
seit 2003 freie Architekturjournalistin in Wien, u.a. tätig für Salzburger Nachrichten, profil, Architektur & Bauforum, Baumeister
Kontakt
Felix Recht, Bootbau
Badnerstraße 35
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T +43 (0)2252/45268
www.bootbau-recht.at
Fotos
© Eva Guttmann, Anne Isopp