Österreich gehört mit einer Waldausstattung von 47% zu den waldreichsten Ländern der Europäischen Union, nur Finnland (75%), Schweden (68%) und Slowenien (58%) sind mit Waldflächen noch mehr gesegnet. Derzeit nimmt die Waldfläche in Österreich um 5.100ha pro Jahr zu, das entspricht der 18-fachen Fläche des 1. Wiener Gemeindebezirks. Aber nicht nur die Waldfläche steigt, auch der Holzvorrat in Österreichs Wäldern entwickelt sich kontinuierlich nach oben. Seit dem Jahr 1961 ist er um 40% auf rund 1,1 Milliarden Vorratsfestmeter angewachsen, obwohl auch die Holznutzung kontinuierlich gestiegen ist. Ein wirklich bedeutendes Kapital auch für die Zukunft.
Aufgrund seiner unterschiedlichen Klimazonen ist Österreich von einer Vielfalt an Waldgesellschaften und Baumarten geprägt. Rund 70 verschiedene Baumarten sind in den Wäldern zu finden, unangefochtene Hauptbaumart ist mit 53,7% die Fichte. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch, dass der Anteil der Fichte zugunsten von Laubholzarten und alternativen Nadelbäumen relativ rasch abnimmt. Daran ist ablesbar, dass die Forstwirtschaft mit gezielter Baumartenwahl und -förderung auf sich ändernde Klimabedingungen reagiert. Faktum ist aber auch, dass die Fichte der »Brotbaum« der Forstwirtschaft ist. Aus ökonomischer Sicht ist sie für die Forstbetriebe nicht ersetzbar, weil die Holz verarbeitende Industrie fast ausschließlich nach Nadelholz verlangt. In Österreich werden 98% Nadelholz, aber nur 2% Laubholz in Sägewerken eingeschnitten. Der Gesamtbedarf der Sägeindustrie liegt aktuell bei rund 17 Millionen Festmetern. Zusätzlich verarbeitet die Papier- und Plattenindustrie rund 3 Millionen Festmeter Industrierundholz aus heimischen Quellen, der Bedarf ist steigend. Größter Verbraucher von Rotbuche ist eine Firma, die als Hauptprodukt Fasern für Bekleidungszwecke erzeugt. Aufgrund der stark gestiegenen Ölpreise und dem Bestreben der Politik, die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu verringern, steigt auch der Energieholzbedarf rasant. In diesem Bereich sind grundsätzlich alle Holzarten uneingeschränkt einsetzbar.
Der Holzmarkt ist ein nicht regulierter Markt, Angebot und Nachfrage bilden den Preis und ergeben Mengenflüsse. Daher wird auch Rundholz importiert. Im Jahr 2005 wurden 7,5 Millionen Festmeter Nadelrundholz und 1 Million Festmeter Laubrundholz nach Österreich importiert. Eine Unterteilung nach Holzarten kennt die Statistik nicht. Ein Großteil davon verlässt nach erfolgter Wertschöpfung wieder das Land. Die Exportquote beträgt 75%, bei Papier sogar 86%.
Die österreichische Forstwirtschaft ist alleine aufgrund der Produktionsbedingungen – die jeweiligen Bäume können erst mit rund 100 Jahren geerntet werden – und der Standortbedingungen an die Ausschöpfung einer möglichst breiten Baumartenpalette gebunden. Niemand kann sicher voraussagen, welche Holzarten in 100 Jahren tatsächlich gefragt sein werden. Modetrends – dies betrifft hauptsächlich die Farbe des Holzes – sind kurzfristig. Glücklich jener Waldbesitzer, der darauf aufgrund seiner Baumartenmischung entsprechend reagieren kann. Vor 30 Jahren hätte niemand gedacht, dass die damals nur als Brennholz zu verwendende Schwarzerle durch eine Möbelfirma zu hohem Ruhm gelangen würde. Da diese Holzart wegen der fehlenden wirtschaftlichen Bedeutung in Österreich nicht ausreichend vorhanden war, musste sie in großem Stil vorwiegend aus Osteuropa importiert werden. Genau so rasch war die Nachfrage aber auch vorbei und heute ist die Vermarktung der Schwarzerle wieder sehr schwierig geworden. Bis vor kurzem segelte noch alles auf der »blonden Welle«. Der Bedarf an Birke und Ahorn war kaum zu sättigen. Birke wird insbesondere aus dem skandinavischen Raum, Ahorn zum Teil aus Kanada importiert, ist aber auch bei uns verfügbar. Doch auch hier wendet sich das Blatt, helle Farbtöne kommen aus der Mode, dunklere sind wieder gefragt und es erfolgt eine Renaissance von Eiche, Schwarznuss und Co.
Die Nutzung von Österreichs Wäldern erfolgt nachhaltig. Dies wird belegt und ist nachvollziehbar mit Hilfe der Österreichischen Waldinventur. Sie wird durch das Bundesamt und Forschungszentrum für Wald (bfw) im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums (heute bmlfuw) seit dem Jahre 1961 durchgeführt. Aufgabe ist die laufende Beobachtung des Waldzustands unter besonderer Berücksichtigung der Zustandsveränderungen. Waren in den Anfängen Parameter wie Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs und Holzeinschlag von Bedeutung, so wurde die Waldinventur sukzessive um wichtige ökologische Fragestellungen wie Baumartenzusammensetzung, Totholzanteil oder Jungwuchserhebung erweitert.
Um Aussagen über die Entwicklung des Waldes treffen zu können, werden die Stichprobenpunkte alle fünf Jahre aufgesucht und die Erhebungen durchgeführt. Diese Methode ist sehr personalintensiv und daher teuer. Grundsätzlich sind bereits Informationssysteme auf GIS-Basis (Geografisches Informationssystem) vorhanden, wodurch z.B. Baumarten unterschieden werden können. Über Laserscannerdaten sind auch Vegetationshöhen zu ermitteln und Geländemodelle abzuleiten. Damit könnten auch Bestandsdaten wie Holzvorrat oder Stammzahlen ermittelt werden. Aufgrund der derzeit noch sehr hohen Kosten für die entsprechenden Ausgangsdaten ist dies jedoch noch Zukunftsmusik.
Die Entwicklung des Zustands des österreichischen Waldes wird seit langer Zeit beobachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Naturnähe des Waldes zunimmt und mehr Holz zuwächst als genutzt wird. Die verstärkte Verwendung von Holz kann daher mit gutem Gewissen erfolgen.
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