Tarnen und täuschen
Seit August wird in der ehrwürdigen Eingangshalle des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum scharf geschossen. Auf zwei Ebenen kann man eintauchen in die Welt der Wilderer: Vom romantisch-verklärten Wildschütz über berühmte Wildererdramen bis hin zu modernen Varianten illegaler Tierjagd wird der erzählerische Bogen gespannt. In facettenreicher, zum Teil ironischer Vielfalt spielt der Ausstellungsgestalter Gerhard Mitterberger mit Bildern und Klischees, aber auch mit einer Ausweitung des Themas in die Bereiche Grenzüberschreitung, Naturerfahrung, soziale Kontrolle, Zerstörung und Ausrottung. Wie ein Abenteuerparcours entwickelt sich der Rundgang durch die große Halle. Auf den ersten Blick unübersichtlich, erschließen sich die einzelnen Stationen entlang eines abstrahierten Waldweges, der durch die Verwendung von Zirbenholz für »Hochstände« olfaktorisch an Authentizität gewinnt. Die »Beute« – also die entsprechenden Vertreter aus dem Tierreich in Form von Präparaten – besetzen die Halle auf allen Ebenen bis hin zum Luftraum, ihre Anordnung wechselt von der persiflierten Trophäensammlung bis zur scheinbar chaotischen Unordnung in der Natur. Neben diesen Inszenierungen sorgen Texte und Ferngläser (!) für zusätzliche Information.
Info
Wilderer – Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Museumstraße 15
A-6020 Innsbruck
www.tiroler-landesmuseen.at
bis 11. Januar 2009
Planung
Arch. DI Gerhard Mitterberger
Glacisstraße 7, A-8010 Graz
T +43 (0)316/381580
mitterberger(at)aon.at
Architektur erschließt Raum
1954 wurden das Bregenzer Palais Thurn und Taxis und sein denkmalgeschützter Park durch die Entfernung zweier Verbindungstreppen räumlich und funktional voneinander getrennt, auf Höhe des Stiegenpodests wurde ein neues Fenster eingebaut. Dieses unterbricht als einziges Element die symmetrische Gliederung der Fassaden und wird, mehr als fünfzig Jahre später, im Rahmen der Ausstellung »Architektur« als Ausgangspunkt für eine Installation von Andreas Cukrowicz und Matthias Hein genutzt, welche die Einheit von Palais und Park wiederherstellt: Ein Steg aus Tannenholz führt vom Haus auf eine Plattform unter dem Blätterdach einer nahen Blutbuche und erschließt damit einen »Baumraum«, der als Synonym für unendlich viele existierende, jedoch nicht erfahrbare räumliche Situationen in unserer Umgebung steht. Er ist insofern ein »Sehbehelf«, als er die Besucher zwischen Haus und Park »pendeln« lässt und ihre Wahrnehmung der Umgebung, ihren Blick für Räume und Details verändert und schärft. Das organische Holz des Baums und das perfekt verarbeitete, abstrahierte Holz des Stegs schmiegen sich eng aneinander, unterstreichen den Unterschied zwischen künstlicher Intervention und Natur und betonen zugleich Licht- und Farbenspiele, Geruch und Geräusch der Buche im Wandel der Jahreszeiten.
Info
Architektur Ausstellungsbeitrag: architektur erschließt raum
Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis Bregenz
Gallusstraße 10
A-6900 Bregenz
www.kuenstlerhaus-bregenz.at
Planung
Mag. Arch. Andreas
Cukrowicz
www.cn-arch.at
Arch. DI Matthias Hein
Bregenz/A
www.hein-troy.at
Statik
merz kley partner
Gordian Kley
Dornbirn/A
www.mkp-bauingenieure.com
Holzbau
oa.sys Systemhaus
Vertriebs- und
Entwicklungsgmbh
Alberschwende/A
www.oa-sys.com
Text:
Eva Guttmann
Leitende Redakteurin der Zeitschrift »zuschnitt«
redaktion(at)zuschnitt.at
Fotos:
© Zita Oberwalder (li) , Robert Fessler (re)