Wer wollte nicht schon einmal gerne Mäuschen spielen, um zu hören oder zu sehen, was nicht für die eigenen Augen und Ohren bestimmt ist? Diesen Sommer hatte man in London die Gelegenheit, sich zwar nicht wie ein Mäuschen, dafür aber wie eine Termite zu fühlen. Ein 6 mal 6 mal 6 Meter großer Holzwürfel stand während des International Arts Pestival vor der Royal Festival Hall. Ganz nach dem Motto des Festivals, »Insekten in der Kunst und die Kunst, ein Insekt zu sein«, handelte es sich bei dem Kubus um den Ausschnitt eines Termitenhügels. Wissenschaftler erforschten einen solchen in Namibia genauestens, indem sie Gips in den Bau schütteten, das Gipsmodell in millimeterdicke Stücke zerschnitten und es digital vermaßen. Softroom Architects wählten aus diesem 3D-Modell einen Ausschnitt und vergrößerten diesen so weit, dass anstelle der Insekten Menschen in den Bau steigen konnten. Der »Termite Pavilion« setzt sich aus einzelnen Layern zusammen, in diesem Fall aus Brettsperrholzplatten. Die insgesamt 51 hölzernen Ebenen sind jeweils 120mm dick. Sie wurden mit einer cnc-Fräse zugeschnitten, in der Werkstatt zu Sechserblöcken zusammengefasst, vor Ort übereinandergeschichtet und mithilfe von Schraubverbindungen fixiert. Während des Montagevorganges wurde die Verkabelung für Licht und Lautsprecher in die vorgefrästen Kanäle verlegt.
Termite Pavilion
Planung
Softroom, London/GB
www.softroom.com
Statik
atelier one, London/GB
www.atelierone.com
Holzbau
KHL UK, London/GB
www.klhuk.com
Fertigstellung
September 2009
Auf der anderen Seite der Themse, am Bedford Square, war während dieses Sommers ebenfalls ein Pavillon aus Holz gestrandet, der »Driftwood Pavilion«. Jedes Jahr realisieren Studenten der Architectural Association School of Architecture einen Sommerpavillon. In diesem Jahr entschied man sich für den Entwurf einer Studentin, der sich aus unzähligen Sperrholzschichten zusammensetzt und an ein Stück Treibholz erinnert. Bei der Entscheidung für das Material Holz spielten nicht nur Nachhaltigkeitsgedanken eine Rolle, sondern auch die Möglichkeit des Selbstbaus. Denn jedes Jahr ziehen die Studenten für kurze Zeit von London nach Dorset in Westengland, um dort in einer Werkstätte den Pavillon selbst zusammenzubauen. Auch wenn er mehr eine Skulptur als ein Pavillon ist, brachte der »Driftwood Pavilion« auf jeden Fall einen Hauch von Meer in die Stadt. Die Passanten konnten das Stück Treibholz nicht nur anfassen und umwandern, sondern auch unterwandern, was sonst dem Meerwasser vorbehalten bleibt. 3.000 Besucher kamen am Eröffnungstag – gleich eine ganze Flut von Menschen.
Driftwood Pavilion
Planung
AA School of Architecture, London/GB
Danecia Sibingo zusammen mit Lyn Hayek, Yoojin Kim, Teayoung Lee
www.aaschool.ac.uk
Statik
Arup, London/GB
www.arup.com
Holzbau
Selbstbau
Fertigstellung
Juli 2009
Text:
Anne Isopp
Foto:
©Joe Burns (links)
Valerie Bennett, Copyright AA School (rechts)