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Wertschöpfungskette
Wenn der Wald Gesichter bekommt

Der Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft ergeht an engagierte Waldbäuerinnen und -bauern. Sie sind es, die aus dem Wald einen naturverträglichen und wirtschaftlichen Nutzen ziehen.

erschienen in
Zuschnitt 36 Schnelle Hilfe, Dezember 2009
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Jährlich vergibt das Lebensministerium den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft. Bereits zum 15. Mal wurden auch heuer wieder engagierte Waldbäuerinnen und -bauern für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie sind es, die für eine nachhaltige Forstwirtschaft sorgen, aus dem Wald einen naturverträglichen und zugleich wirtschaftlichen Nutzen ziehen sowie Produkte mit hoher Wertschöpfung und damit ihr Einkommen schaffen. Ein Beispiel dafür ist die Familie Egger aus Gaming, die heuer für ihr innovatives und vorbildliches Konzept bei der Waldbewirtschaftung den Staatspreis entgegengenommen hat. Ihr 65 Hektar großer Betrieb besteht zu etwa zwei Dritteln aus Wald. Etwa die Hälfte ihres Einkommens kommt aus der Land-, die andere aus der Waldwirtschaft. Die Produkte aus dem Wald der Eggers sind vielfältig: Je nach Marktlage schlägern sie Rundholz, das sie über die Waldwirtschaftsgemeinschaft Gaming verkaufen. Mit der eigenen kleinen Hofsäge können sie den Eigenbedarf an Holz sowie den der umliegenden Nachbarn decken. Zudem verkaufen sie Brennholz. Engelbert Egger ist Obmann der Fernwärmeortsgruppe Gaming. Diese betreibt in einer Gemeinschaft von Waldbesitzern zwei Heizwerke und liefert Wärme an die Einwohner von Gaming. Egger selbst versorgt diese Heizwerke mit Hackschnitzeln, die er aus jenem Holz gewinnt, das bei den zahlreichen Pflegemaßnahmen in seinem Wald anfällt. Das oberste Credo im Betrieb der Eggers lautet: Ein stabiler Wald schafft stabiles Einkommen. Deshalb nutzen sie diesen nicht mehr großflächig durch Kahlschlag, sondern einzelstammweise. Das bedeutet, dass bei der Ernte nur jene Bäume entnommen werden, die aufgrund ihres Durchmessers erntereif sind und deren Entnahme die Schutzfunktionen des Waldes nicht gefährdet. Gleichaltrige Wälder sind durch fehlende Strukturen in ihrem Aufbau in der Regel weniger gegen Schäden geschützt als ungleichaltrige. Bei einer Einzelstammentnahme können sich zudem die Bäume vor ihrer Ernte durch abfallende Samen selbst vermehren. Diese so genannte Naturverjüngung spart Kosten und Arbeit bei der Pflege künstlicher Aufforstungen.

Familie Egger und die anderen acht Preisträger zeigen, wie wichtig engagierte Waldbewirtschaftung für die Wertschöpfungskette Holz ist. Helmut Wachernig, Vollerwerbsbauer in St. Salvator in Kärnten und ebenfalls Staatspreisträger 2009, bewirtschaftet bei seinem Hof auf 700 Metern Seehöhe 156 Hektar Land, davon 99 Hektar Wald. Schon seit 1991 will er von Kahlschlag in seinem Wald nichts mehr wissen. Er achtet auf kleinflächige Nutzung und Naturverjüngung. Wie Engelbert Egger ist auch er Obmann einer Wärmeversorgungsgesellschaft, die er mit Waldhackgut versorgt. Von einer Besonderheit seines Waldes aber kann Wachernig erzählen: Alle drei Jahre geht er in den Wald, um seinen alten Lärchen – etwa 5.000 Stück – Harz abzuzapfen. Dazu bohrt er die Bäume am Fuße des Stammes an und gewinnt so Lärchenharz, einen Grundstoff für Naturfarben, aromatische Öle und pharmazeutische Produkte. Es ist ein behutsames Abzapfen, das keine negativen Auswirkungen auf die Holzqualität hat. So bekommt der Wald Gesichter und die nachhaltige Forstwirtschaft Namen.

Weitere Informationen zum Staatspreis:
forst.lebensministerium.at

 

Text:
Gregor Grill
studierte Forstwirtschaft und ist in der Landwirtschaftskammer Österreich, Abteilung Forst- und Holzwirtschaft, Energie, tätig.

Foto:
©Kar/BMLFUW

Erschienen in

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