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Wertschöpfungskette
Waldschule Almtal

Anders als bei der Naturvermittlung, die in Nationalparks geschützte Natur vermittelt, geht es bei der Waldpädagogik zusätzlich noch um die Nutzungsmöglichkeiten des Waldes.

erschienen in
Zuschnitt 37 Im Kindergarten, März 2010
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Führungen im Mondschein und bei Schnee oder doch lieber eine ganze Woche mit Jugendlichen im Wald unterwegs sein? Eine Familienführung, bei der Groß und Klein gemeinsam den Wald erkunden, oder doch lieber eine leicht zu motivierende Kindergruppe durch den Wald führen? Fritz Wolf kann sich nicht entscheiden, was er am liebsten mag. Gerade die Vielfalt scheint ihm Spaß zu machen und mit Herz und Seele ist er sowieso immer dabei. Der Mann, der ohne Försterhut und -jacke nicht aus dem Haus geht, ist gelernter Förster, pensionierter Lehrer an der Forstlichen Ausbildungsstätte Ort sowie Waldpädagoge. Genau genommen ist er einer der ersten Waldpädagogen in Österreich. Im Zuge eines Seminars über Naturvermittlung 1994 waren er und sein Kollege Albert Botka neugierig geworden: Das müsste es doch auch für den Wald geben!

Ganz anders als bei der Naturvermittlung, die in Nationalparks geschützte Natur vermittelt, geht es bei der Waldpädagogik zusätzlich noch um die Nutzungsmöglichkeiten des Waldes: den Rohstoff Holz ebenso wie die Jagd.

Wolf und Botka schauten sich daraufhin Waldschulen im Ausland an und begannen damit, in Österreich Waldpädagogen auszubilden. Getreu ihrem Grundsatz, nichts zu lehren, was man nicht praktiziert, führen sie seitdem auch selbst Gruppen durch den Wald. Gemeinsam mit seinem Sohn bewirtschaftet Fritz Wolf im Almtal einen 55 ha großen Wald – ein Vorzeigewald, der sorgfältig und nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet wird. Fritz Wolf hält ein Schulgebäude für eine Waldschule nicht für zwingend erforderlich. Besonders sympathisch sind ihm die so genannten Rucksackschulen, die ohne ein Dach über dem Kopf auskommen. Er selbst aber hat zwei Heustadel in seinem Wald ausgebaut, um mit seinen Gruppen schlechtem und kaltem Wetter entfliehen zu können. Auf eingezogenen Galerien können die Teilnehmer auch übernachten.

Meist sind es Kindergruppen, die Fritz Wolf durch den Wald führt, an die hundert Führungen waren es im letzten Jahr. In zwei Tagen kommt wieder eine Gruppe und er muss noch einmal überprüfen, welche Bäume er mit den Kindern bearbeiten wird. Mit speziellen Sägen ausgerüstet, können die Kinder dann aktiv mithelfen.

Zur Belohnung bekommen sie im Anschluss eine typische Försterjause – Kasnudeln gekocht auf einem Schwedenofen. Auch der ist schon vorbereitet: Ein Stück eines Baumstamms, der in der oberen Hälfte viergeteilt ist und von innen heraus brennen wird.

Waldpädagogik

Heute gibt es in Österreich über 800 Waldpädagogen. Nicht nur Förster, auch viele Quereinsteiger haben sich zu Waldpädagogen ausbilden lassen. 500 von ihnen sind unter dem Stichwort Qualitätssicherung zertifiziert.

»Im Wald vom Wald lernen« lautet das Motto der Waldpädagogik. An die 100.000 Schulkinder nehmen jedes Jahr an Waldführungen teil. Die üblichen Kosten betragen rund 4 Euro pro Kind und Führung. Seit Januar 2010 wird jedoch nicht mehr wie bisher die Teilnahme von Kindern von 0 bis 18 Jahren gefördert, sondern nur noch die von Kindern der 1. bis 8. Schulstufe.

Alle waldpädagogischen Einrichtungen in Österreich sowie Infos zu Ausbildungsstätten finden sich unter www.waldpaedagogik.at.



verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 37
Im Kindergarten

Im Kindergarten sollen die Kinder reifen und wachsen wie eine Pflanze – daher auch der Name. Dabei kommt es auf jedes Detail an, auf das Licht, das Klima und den richtigen Humus.

8,00 €

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Zuschnitt 37 - Im Kindergarten