Nach ihrem Studium an der Architekturfakultät der Universität von Venedig und einigen Jahren im Ausland kehren Francesco Loschi, Giuseppe Pagano und Paolo Panetto nach Treviso zurück, um sich hier selbstständig zu machen. Eine nicht allzu einfache Aufgabe erwartet sie: die Sanierung einer Tabia’ bei Belluno. Von diesen traditionellen Holzhütten in der Belluneser Gegend gibt es nur mehr wenige, einige sind über 300 Jahre alt. Das typische bäuerliche Arbeitsgebäude besteht aus einem Untergeschoss aus Stein für das Vieh und einem Obergeschoss aus Holz als Kornkammer oder Heuschober. Der Bauherr will aus einer solchen Tabia’ ein Ferienhaus machen. Die Architekten sind Mitglieder der anab, dem Nationalen Verein für bioökologische Architektur, und legen großen Wert auf eine originalgetreue Wiederinstandsetzung der Tabia’ – eine Bedingung, die die Gemeindebauordnung in solchen Fällen auch vorsieht. Ein langer Forschungsprozess beginnt: Das Architektenteam beschäftigt sich mit der Vergangenheit dieses Gebäudes. Es wurde innen wie außen schon mehrmals umgebaut und hat einen Brand überstanden. Auch das Ferienhausprojekt sieht verschiedene Veränderungen vor, diese harmonieren aber mit der Struktur und respektieren den Charakter der Scheune.
Heutzutage wird das Bauen strenger geregelt und kontrolliert als früher, die Brandschutz- und Erdbebengesetzgebungen fordern höhere Sicherheitsstandards. Da die Statik ein Problem ist, beschließen die Architekten, das ganze Haus abzumontieren, die einzelnen Holzteile zu säubern, zu bürsten, zu hobeln und zu schleifen und sie dann wieder zusammenzubauen. Das Untergeschoss wird aus Beton neu, diesmal mit Fundamenten, aufgebaut. Das Gebäude ist an das örtliche Versorgungsnetz angeschlossen. Als Heizungssystem werden Unterbodenelektroteppiche verwendet, die von einem Photovoltaiksystem versorgt werden, das elegant und kaum wahrnehmbar auf dem Schindeldach angebracht wird.
Zu den zwei ursprünglichen Materialien Stein und Holz kommt nun noch der Stahl hinzu, auch wenn das in der ursprünglichen Bauweise nicht vorgesehen war – sogar die Nägel mussten damals aus Holz sein. Aber die Architekten sind aus statischen Gründen gezwungen, Stahl zu benützen und planen daraus das neue Tragwerk: Die eingefügten Stahlstützen und -träger arbeiten dabei zusammen mit der alten Holzkonstruktion. Das Architektentrio geht mit den Materialien ehrlich um und versucht, nichts zu kaschieren. So wird der Stahl das dritte Element des Hauses. Alle drei Materialien kommen in jedem Zimmer gleichermaßen vor. Sie bilden eine Einheit, ein harmonisches Gleichgewicht, das für eine gemütliche Atmosphäre sorgt und sich gut in die Landschaft einfügt.
Umbau eines Stalls bei Belluno
Standort
Selva di Cadore/I
Planung
EXiT architetti associati
Treviso/I
Statik
Alberto Soligo
Via Martin Luther King 8
I-35012 Camposampiero
Holzbau
Fabio Dell’Andrea
Via Del Molino
I-31030 Cison di Valmarino
Stahlbau
Patron s.r.l.
Belluno/I
Fertigstellung
2010
Fotos
© Teresa Cos