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Wertschöpfungskette
Waldinventur

2007 bis 2009 war es wieder so weit. Etwa ein Dutzend Dreiergrüppchen (bestehend aus einem Akademiker, einem Förster und einem Gehilfen) schwärmte aus, um den österreichischen Wald aufzunehmen.

erschienen in
Zuschnitt 41 landauf - landab, März 2011
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Wie viele Bäume stehen im heimischen Wald? Wie viele davon können umgeschnitten werden? Hat sich das Verhältnis von Mono- zu Mischkultur beziehungsweise von Laub- zu Nadelbäumen im Vergleich zur letzten Inventur verändert? Wie ist der Zustand der Bäume, wie der des Ökosystems Wald? Die Gruppen, die vom österreichischen Institut für Waldinventur, einem Fachinstitut des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft, losgeschickt werden, setzen sich aus jeweils einem Akademiker, einem Förster und einem Gehilfen zusammen. An einem Tag schafft es so eine Gruppe, die vier Eckpunkte eines Traktes zu vermessen. 5.500 Stück gibt es davon in Österreich. Sie alle müssen vermessen werden. An allen vier Ecken des Traktes werden eine kreisförmige, 300 m2 große Fläche und alles, was auf ihr wächst, genau aufgenommen. Als zweite Zählmethode gehört zur Waldinventur die so genannte Winkelzählprobe. Hierbei schaut man vom Mittelpunkt der Kreisfläche aus durch ein Spiegelrelaskop und wählt alle Bäume aus – egal ob auf der Probefläche oder außerhalb –, deren Durchmesser, in Brusthöhe betrachtet, mehr als 10,5 cm beträgt. Erhoben werden dabei die Baumart, der Durchmesser und die Höhe der Stämme. Mithilfe dieser Messdaten werden dann der Holzvorrat und die Stammzahl im österreichischen Wald hochgerechnet. Seit 1961 werden solche Erhebungen in Österreich durchgeführt. Um den Wald gleichmäßig erfassen zu können, hat man ein Netz über Österreich gelegt mit einer Seitenlänge von 3,89 km je Einheit. An jedem der Kreuzungspunkte liegt ein Trakt. Sind alle Trakte vermessen, geht es an die Auswertung der Daten. Ende 2010 wurden die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur, die von 2007 bis 2009 stattgefunden hat, bekannt gegeben. Diese Aussagen zur Waldentwicklung zählen zu den wichtigsten forstpolitischen Entscheidungsgrundlagen.

Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur

Der Anteil an Fichten, der Hauptbaumart der österreichischen Holzwirtschaft, nimmt ab. Die Mischbestände und der Laubholzanteil nehmen weiter zu. »Aufgrund sich ändernder klimatischer Bedingungen findet der aktive Waldumbau durch die Forstleute seit Jahrzehnten statt. Dies erfolgt mit Maß und Ziel und nicht als ,Fichtenvernichtungsfeldzug‘ wie z. B. in Deutschland«, sagt Martin Höbarth, Leiter der Abteilung Forst- und Holzwirtschaft, Energie der Landwirtschaftskammer Österreich. »Teils fällt die Fichte auch ganz aus in Gegenden, die trockener geworden sind durch den Klimawandel. Die Douglasie, hauptsächlich im Osten, und die Lärche sind Alternativen.« Derzeit steigt der Vorrat der Fichte zwar noch weiter an – von 674 Millionen Festmetern auf 695 Millionen Festmeter –, bei anhaltender Tendenz ist aber laut Höbarth ein Absinken des Gesamtvorrates der Fichte auf lange Sicht zu erwarten.

Foto

© BFW


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 41
landauf - landab

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Zuschnitt 41 - landauf - landab