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Außenwände im Test
Versuchshaus der Holzforschung Austria

erschienen in
Zuschnitt 43 Die Außenwand, September 2011

In Stetten bei Wien, vis-à-vis der Zweigstelle der Holzforschung Austria, steht seit Kurzem ein zweistöckiges Haus mit rotem Satteldach. Die wenigen Fensterflächen und der ungestaltete Außenraum verraten, dass es sich nicht um ein normales Wohnhaus handeln kann. Hinter einer weiß und braun gestrichenen Holzfassade verstecken sich insgesamt 65 Wandmodule, die in Holzrahmen- oder Holzmassivbauweise ebenso wie aus Stahlbeton und Hoch­lochziegeln aufgebaut sind. Im Inneren des Hauses sieht es dann wirklich aus wie in einer Versuchsanstalt. Jedes Wandmodul, genau genommen jede einzelne Lage der Wandmodule, ist verkabelt: Mehr als 150 Sensoren messen die Temperatur, 52 weitere geben zugleich die Luftfeuchtigkeit an. Mitten im Raum steht eine schwarze Kugel, das so genannte Globe-Thermometer, das die thermische Behaglichkeit des Raumes bestimmt, also den Mittelwert zwischen der Oberflächentemperatur der umschließen­den Bauteile und der Lufttemperatur im Raum.

Ziel des Projektes ist es, unterschiedliche Bauweisen miteinander zu vergleichen und Kennwerte für Simulationen zu erhalten. Inwiefern beeinflusst die Bauweise in Kombination mit Beschattungs- und Lüftungsszenarien die thermische Behaglichkeit eines Holzhauses? Wie sieht es mit der sommerlichen Überhitzung aus und welchen Einfluss hat die Bauweise auf die Phasenverschiebung in der Wand? Unter Phasenverschiebung versteht man den Zeitraum, der zwischen dem Zeitpunkt der höchsten Tagestemperatur an der Außenseite der Wand und an ihrer Innenseite liegt. Im Idealfall beträgt dieser 10 bis 14 Stunden, weil dann mithilfe einer Nachtlüftung die warme Luft wieder nach außen transportiert werden kann. Einige vertreten die Meinung, dass nur Gebäude mit hoher Speichermasse sommertauglich sind bzw. dass das Raum­klima umso besser ist, je höher die Speichermasse ist. Dies aber sei, so Martin Teibinger von der Holzforschung Austria, nicht das alleinige Kriterium. Es komme auf das Zusammenspiel aus der Bauweise mit den solaren Einträgen in Kombination mit Beschattung und Lüftung an. Grundsätzlich gilt aber: Je schwerer die Bauweise, desto wichtiger ist das Lüften. Und je leichter die Bauweise, desto wichti­ger ist es, die ­solaren Einträge zu reduzieren. Die gewählte Zusammensetzung der Wandtypen wird nun ein Jahr lang untersucht. Danach wird es eine neue geben.

Info
Holzforschung Austria 
DI Dr. Martin Teibinger 
T +43 (0)1/7982623-63 
www.holzforschung.at


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 43
Die Außenwand

Ob stab- oder plattenförmige Elemente, ob Rahmen- oder Massivbau, Bauen mit Holz bietet eine große Vielfalt an Wandtypen. Allen ist gemeinsam, dass Holz den Innenraum vor Kälte, Hitze, Lärm und dem Wetter schützt, und das mit all seinen positiven Eigenschaften.

8,00 €

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Zuschnitt 43 - Die Außenwand

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