Daten zum Objekt
Standort
Feldkirch/AT Google Maps
Bauherr:in
Kreuzschwestern Europa Mitte GmbH, Wels/AT, www.kreuzschwestern-gmbh.at
Architektur
Johannes Kaufmann und Partner, Dornbirn/AT, www.jkundp.at
Holzbau
Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe/AT, www.kaufmannzimmerei.atKaufmann Bausysteme GmbH, Reuthe/AT, www.kaufmannbausysteme.at
Fertigstellung
2012
Typologie
Kammerspiel in Holz
Von Ferne sichtbar, in südostseitiger Hanglage Feldkirchs, an der Schnittstelle von kleinteiliger Bebauungsstruktur und freier Naturlandschaft mit Streuobstwiesen steht prominent das Antoniushaus. Seit über dreißig Jahren bereiten die Kreuzschwestern hier älteren Menschen einen angenehmen Lebensabend. Das Seniorenheim wurde aktuell nicht nur renoviert, sondern auch vergrößert. Die Verdoppelung des Bauvolumens am stadtnahen Blasenberg unterzubringen und am Bestand anzuschließen, war anspruchsvoll. Und genau mit der städtebaulichen Lösung punktete das Architekturbüro Johannes Kaufmann beim Wettbewerb: In einer Spange umgreift der Neubau nun das Bestandsgebäude und bildet damit einen funktionellen Gesamtkomplex. Das Alte wird vom Neuen regelrecht umarmt, eine Gesamtheit entsteht. Die Hanglage wird klug genutzt, die Bewohner können Terrasse und Garten von allen Geschossen barrierefrei erreichen.
»Den größten Beitrag zur Atmosphäre der Geborgenheit leisten wohl die Schwestern. Aber in Wechselwirkung mit den geschaffenen Räumlichkeiten, so lichtvoll, warm, mit viel Holz, zugleich einfach und schlicht, wie es der christlichen Gesinnung des Ordens entspricht, ist das Haus insgesamt etwas Besonderes«, sagt Karlheinz Müller, der als Betreuer im Antoniushaus arbeitet. Auch die Funktionalität und Übersichtlichkeit des Gebäudes würden ausgezeichnete Arbeitsbedingungen schaffen.
Die Pflegezimmer, die Tagesbetreuung und die Urlaubspflege sind im Neubau untergebracht, die Gemeinschaft der Kreuzschwestern, das betreute Wohnen sowie zwei Kindergärten hingegen im Altbau. Die historische Bausubstanz bleibt fühlbar, doch Gestaltungselemente und Materialisierung wie Bodenbeläge, Handläufe, Türelemente werden durchgezogen. Die Zimmer sind hell und freundlich: Decke und Außenwand wurden in Fichte gestaltet – das Holz stammt übrigens aus Feldkirchs Wäldern –, die Fußböden in Braunkernesche, ansonsten sind die Räume weiß. Die raumhohen Fenster wurden mit französischen Balkonen versehen. Die einzelnen »Haus«-Eingänge bekommen Hausnummern und sind mit kleinen Borden versehen, die persönlich gestaltet werden können. Insgesamt ist die Signaletik bemerkenswert und entspricht mit den logischen, abstrakten Schwarz-Weiß-Spiegelungen dem übersichtlichen Gesamtkonzept.
Vom lichten Speiseraum kommt man über eine Spazierstraße aus rotem Linoleum in den hinteren offenen Wohnbereich. Die Braunkernesche mit ihrem starken Hell-dunkel-Kontrast findet man hier am Boden und bei allen Türelementen. Hinzu kommt die helle sichtbare Holzkonstruktion. Ohne eine weitere Abgrenzung gelingt es dem Architekten allein durch die markante Holzoptik, die offenen Wohnräume klar von den Gangbereichen abzugrenzen. Heimelige Wärme finden die Bewohner hier auf den Lehmbänken, in denen einfach die Fußbodenheizung hochgezogen ist. Die Zirbenstube ist eine Besonderheit im ersten Stock. Das unbehandelte Zirbenholz an Wand und Decke sorgt hier für Behaglichkeit und den unverwechselbaren beruhigenden Geruch.
Beim Wettbewerbsentwurf war für Johannes Kaufmann noch nicht klar, dass es ein Holzbau wird. Aber bei Räumen mit hohem Wiederholungsfaktor bieten sich Holzboxen an, Erfahrung damit hat er ja. Durch Systembauweise reduzierte sich die Bauzeit um fünf Monate und die Anrainer wurden durch den Baustellenverkehr nicht überstrapaziert. Prinzipien des Holzbaus wie Ordnung im Rastersystem, stringente klare Grundrisse und Linearität entsprechen dem Gesamtkonzept, und dass die Ausführungsqualität durch serielle Fertigung höher ist, bezweifelt heute niemand mehr. Sechzig komplettierte Pflegezimmer stellte eine Zimmerei im Bregenzerwald her. Gute akustische Werte ergeben sich durch die Zweischaligkeit. Jedes Zimmer grenzt mit Luftzwischenraum an das andere, die tragenden Längswände stehen auf Neopren-Lagern übereinander. Lediglich Untergeschoss, Aussteifungskern und Decken sind aus Beton. Auch die Fassade kam mit bereits montierter Dämmung als fertiges Element auf die Baustelle.
Thomas Vranjes, Geschäftsführer des Antoniushaus Feldkirch
Was schätzen Sie besonders an diesem Alten- und Pflegeheim?
Dem Architekten Johannes Kaufmann ist es gelungen, aus dem Bestand, einem Ort mit viel Tradition und Geschichte, und dem Neubau eine Einheit zu schaffen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen prägt das Erscheinungsbild. Das räumliche Konzept und die Raumwirkung zeigen die gelungene Antwort auf die heutigen Anforderungen in der Altenhilfe.
Welche Rolle spielt dabei die Materialität der Oberflächen?
Unser Anspruch war, dass unser Haus ein ökologisch optimales Werk werden sollte.
Der Neubau wurde als Holz-Beton-Mischkonstruktion errichtet. Die sechzig Pflegezimmer sind in Holz ausgeführt.
Welche Erfahrungen haben Sie mit den Holzoberflächen in Bezug auf Hygiene gemacht?
In der Hygiene und Pflege des Holzes gibt es heutzutage keinerlei Einschränkungen gegenüber anderen Materialien. Unsere Bewohner und Bewohnerinnen, das Personal und die Gäste empfinden das Holz in seiner Art als sehr angenehm. Das Holz strahlt Wärme aus und der Geruch wird als wohltuend empfunden.