Forstpflanzenvermehrung
Es gibt zwei Arten der Vermehrung von Forstpflanzen: Bei der generativen Vermehrung werden die Pflanzen aus Samen gezogen – es entsteht ein völlig neues Individuum. In Österreich werden die Forstpflanzen fast ausschließlich generativ vermehrt. Im Frühjahr wird der Samen ausgesät, nach 14 Tagen keimen die Pflanzen und wachsen im ersten Jahr 2 bis 3 cm in die Höhe. Nach fünf Jahren haben die Fichtenpflanzen eine Höhe von 50 bis 70 cm erreicht und können in den Wald versetzt werden.
Bei der vegetativen Vermehrung werden die Baumpflanzen über Stecklinge erzeugt. Dabei entsteht ein identes Individuum, ein Klon. Die Stecklinge müssen erst Wurzeln bilden, bevor man sie einpflanzen kann. Dies geschieht im Folienhaus, in einem warmen und feuchten Klima. Noch ist der Anteil an vegetativ vermehrten Pflanzen in Österreich verschwindend gering.
Für die Vermehrung von Forstpflanzen gibt es in Österreich strenge Auflagen und Kontrollen. Es ist wichtig, die genetische Qualität und Vielfalt von Saat- und Pflanzengut sicherzustellen, um Zuwachsverluste, schlechte Holzqualitäten, Einbußen in der Stabilität und Vitalität, verbunden mit einer höheren Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen zu vermeiden – alles Folgen minderwertigen Vermehrungsgutes.
Zu Besuch im Forstgarten Pfannberg
Lutz Pickenpack, Leiter der Forstverwaltung Pfannberg und Göß, und sein Oberförster Gerhard Rath führen uns durch ihren Forstgarten. Auf 8 Hektar ziehen Pickenpack, Rath und ihre Mitarbeiter jährlich bis zu 500.000 Forstpflanzen heran. Der Forstgarten gehört Mayr-Melnhof-Saurau, einem der größten privaten Forstbetriebe in Österreich. Nur mehr wenige private Forstbetriebe leisten sich einen eigenen Forstgarten, die meisten beziehen ihre Samen von gewerblichen Anbietern. »So haben wir die Gewissheit, dass wir genetisch gutes und regional angepasstes Pflanzenmaterial bekommen«, sagt Lutz Pickenpack. Fichte, Lärche, Ahorn, Vogelkirsche und Esche, das sind die Baumarten, die hier im Forstgarten heranwachsen. Aber woher kommen die Samen? Werden zum Beispiel schöne, hochgewachsene Fichten gefällt, dann sammelt man die Zapfen ein zur Samengewinnung.
Mayr-Melnhof-Saurau ist der einzige Forstgarten in Österreich, der neben der generativen Vermehrung 10 Prozent seiner Pflanzen über eine alternative Form der Vermehrung heranzieht, die vegetative Vermehrung.
Oberförster Rath zeigt auf die Fichtenhecke, die mitten im Forstgarten steht. Stecklinge von vermehrungswürdigen Bäumen wurden herangezogen und zu einer gemeinsamen Hecke angepflanzt. Viele neue Zweige sind bereits aus dem Heckenschnitt herausgewachsen und würden sich hervorragend als Stecklinge eignen. Doch jetzt ist Winterruhe. Im kommenden Frühjahr werden die Mitarbeiter hier an der Hecke stehen, die jungen Triebe abschneiden und ins Folienhaus bringen, damit sie dort Wurzeln schlagen. Bei dieser Art der Vermehrung muss man nicht warten, bis der Baum selbst Früchte trägt. Für Forschungszwecke ist dieses Verfahren gut geeignet, weil man wesentlich schneller weiterzüchten kann. Noch ist Mayr-Melnhof-Saurau österreichweit der einzige Betrieb, der Fichten vegetativ vermehrt. Doch laut dem Bundesamt für Wald gibt es auch andernorts Bestrebungen, Forstpflanzen auf diesem Wege zu produzieren.
Generative Vermehrung: Ein Kilo Fichtensaatgut besteht aus 130.000 Fichtensamen. Aus diesen werden innerhalb von fünf Jahren ca. 30.000 versetzbare Pflanzen.
Weitere Informationen:
Forstgarten Pfannberg vom Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau, www.mm-forst.at
Bundesforschungszentrum für Wald, www.bfw.ac.at
Fotos:
© Forstverwaltung Pfannberg; Kurt Zweifel; Bundesforschungszentrum für Wald