Nach zwanzig Jahren »Wallfahrt« nach Österreich hat der französische Holzbau eine eigene Dynamik entwickelt – ein breites Spektrum an Projekten aus Holz ist entstanden, darunter viele Schulbauten.
Die Geburtenrate Frankreichs ist eine der höchsten in Europa. Sie lag 2012 bei 2,01 verglichen mit 1,44 in Österreich. Das französische Sozialsystem unterstützt die Familien: Jedes Kind ab zwei Jahren hat Anspruch auf einen Platz im Kindergarten und auch Ganztagsschulen sind sehr verbreitet. Die Bevölkerung wächst und verlangt nach neuen Wohnvierteln, die immer öfter auf Industrie-, Militär-, Bahn- oder Hafenbrachen errichtet werden, genauso wie nach neuen Schulen. Zudem müssen jene Schulbauten, die von 1950 bis 1970 in Zeiten von Babyboom und Landflucht schnell und meist in schlechter Qualität gebaut wurden, renoviert bzw. ersetzt werden.
Das Verwenden von Holz im Bauwesen ist Teil eines Trends, der 2001 durch die Charta »Holz Bau Umwelt« (Charte »Bois Construction Environnement«) entstand und 2009 im Zuge der Loi Grenelle, dem staatlichen Engagement für die Umwelt, bekräftigt wurde. 2011 hat auch das Programm »100 öffentliche Bauten mit lokalem Holz« (www.100constructionsbois.com) von Gemeinden, die selbst Waldflächen besitzen, für neuen Schwung gesorgt. Im Jahr darauf wurde das Gütezeichen
»Bâtiment biosourcé« für Gebäude aus organischen Baustoffen geschaffen, das auch die Verwendung von Hanf, Stroh und Schilf unterstützt. Ende 2013 wurde dazu die Wald- und Holzbranche zur »Filière industrielle d’avenir«, zur Industriebranche der Zukunft, gekürt. Heute liegt der Marktanteil von Holz bei 10 Prozent für Büros und öffentliche Bauten, darunter viele Schulen, Kindergärten sowie Tagesbetreuungseinrichtungen.
Holz wird allgemein als »sanftes« Material gesehen. Daher liegt es nahe, es gerade in Bauten für Kinder zu verwenden, weil man für sie in besonderem Maße eine gesunde, warme und freundliche Atmosphäre wünscht. Für den Bau von Grundschulen und Kindergärten sind die Gemeinden verantwortlich. Wenn eine Gemeinde Holz bevorzugt, dann meist, weil sie einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit setzen will: weniger graue Energie und weniger Heizkosten dank einer besseren Isolierung. Manche Gemeinden bevorzugen zudem lokale Holzarten, davon immer öfter Laubholz, da der französische Wald aus zwei Dritteln Laubholz und einem Drittel Nadelholz besteht. Meistens sind es jedoch die Architekten, die Holz für die Tragstruktur, oft auch für Innen- und Außenverkleidung, vorschlagen. Im Vordergrund steht dabei immer das Wohl der Kinder.