Eine ganze Reihe von Vögeln und Insekten macht sich den Klang von Bäumen, morschen Ästen oder verbauten Balken zunutze. Er hilft ihnen, die Paarung anzubahnen, ihr Revier abzugrenzen oder Nahrung zu finden.
Tok-tok. Schwarzspechte klopfen an, bevor sie ihre Höhle betreten. Wenn das Spechtpaar mit der Brutpflege beschäftigt ist, ist das ihr Zeichen für den Schichtwechsel bei den Jungen. »Der ankommende Schwarzspecht klopft, um sich anzukündigen«, sagt Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. »Es ist wie das Anklopfen an einer Tür. Der eine Partner kommt danach aus der Bruthöhle heraus, der andere geht hinein.«
Der Specht ist wohl das bekannteste Tier, das sich den Klang von Holz zunutze macht. Wenn sich der Frühling ankündigt, beginnt etwa das Trommeln der Buntspechte in den mitteleuropäischen Laubwäldern. Die Männchen versuchen damit, ihr Revier abzugrenzen und um ein Weibchen zu werben. »Das Trommeln und Klopfen der Spechte hat eine ähnliche Funktion wie der Gesang bei Singvögeln«, sagt Winkler. Und nicht nur das: Mit dem Klopfen auf Holz erkennen die Tiere auch, ob das Holz hohl ist oder nicht, ob es sich also lohnt, eine Höhle anzulegen, und ob sich in der Baumrinde ihre bevorzugte Nahrung – Larven und Käfer – finden lässt.
Wie die Spechte die Schallwellen, die das Holz hohl klingen lassen, genau aufnehmen und verarbeiten, sei noch nicht genau ergründet, erklärt der Verhaltensforscher. »Fest steht, dass sie Hohlräume sogar unabhängig vom Material erkennen können. Das beweist der Umstand, dass die Tiere ihre Höhlen mittlerweile oft in hohl klingendem Styropor-Wärmeschutz bauen.«
Über 200 Spechtarten gibt es, und natürlich unterscheiden sich ihre Klopftaktiken und die Signale, die sie damit aussenden. Auch andere Vögel, etwa Kleiber, klopfen auf Holz, um mit Artgenossen zu kommunizieren. »Als Signalsystem ist das Klopfen bei Kleibern aber längst nicht so ausgeprägt wie bei den Spechten«, sagt Winkler.
Der König der gefiederten Trommler ist aber der Palmkakadu. Die Art, die in Nordaustralien und auf Neuguinea beheimatet ist, nimmt tatsächlich ein Holzstöckchen in den Schnabel, um mit diesem »Trommelschlägel« auf tote Baumstämme zu klopfen. »Es dürfte ein Signal an den Partner sein«, sagt Winkler.
Neben Vögeln verwenden auch Insekten Holzgeräusche zur Kommunikation und Orientierung. Ein Beispiel sind die Stenopelmatidae: Die bis zu 5 cm großen grillenartigen Bewohner Amerikas und Asiens kommunizieren, indem sie ihren Hinterleib auf den Boden schlagen. Über den Substratschall, also Vibrationen in Materialien wie Holz, verabreden sich die Tiere zur Paarung.
Eine besondere Fähigkeit haben australische Trockenholztermiten, wie Forscher vor wenigen Jahren entdeckten. Sie bevorzugen für ihre Mahlzeiten eher kleinere Hölzer. Die Größe eines Stückes können die blinden Tiere offenbar über den Schall wahrnehmen, der beim ersten Annagen entsteht.
Der Gescheckte Nagekäfer, auch Bunter Pochkäfer genannt, bei dem die Männchen mit dem Klopfen auf Holz Partnerinnen anlocken, fand sogar Eingang in Literatur und Musik. Er und die Gemeine Staublaus, die ein ähnliches Verhalten an den Tag legt, wurden im Volksglauben als Totenuhr bekannt. Das Klopfen, das vom Käferbefall eines Hauses zeugte, wurde einst als Anzeichen für den nahenden Tod eines Bewohners gedeutet. Die Totenuhr tickt nicht nur in Werken von Eduard Mörike, Georg Büchner und Ludwig Anzengruber, sondern auch an einer dramatischen Stelle in Anton Bruckners 8. Sinfonie in c-Moll.
sitzt auf einer Buche. Sein Klopfen erzeugt eine rasch dahinperlende, dunkel ausklingende Tonfolge.
klopft auf einen Birkenstamm: ein schnarrender hell klingender Trommelwirbel mit ca. dreißig Schlägen.