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Wie entsteht es? Wie kann man es verhindern?
Kondensat am Fenster

erschienen in
Zuschnitt 58 Holzfenster, Juni 2015

Kondensat entsteht aus dem umgebenden Raumklima, und dieses Raumklima hat sich mit all den Maßnahmen zur Senkung des Heizwärmebedarfs deutlich verändert.

Zwei Faktoren sind maßgebend für die Kondensatbildung: die Raumluftfeuchte und die Oberflächentemperatur. Feuchte wird beim Bauen und Sanieren in das Gebäude eingebracht – und später mehr oder weniger kontinuierlich bei der Nutzung. Manchmal dringt auch Luftfeuchte von außen ein, wenn die Luft draußen feuchter ist als drinnen, was insbesondere in der feuchtwarmen Jahreszeit der Fall sein kann. Alles, was an Feuchte eingebracht wird, muss auch wieder abgelüftet werden. Einen unnötigen Feuchteeintrag zu verhindern, trägt daher zur Verringerung des Kondensatrisikos bei. Wird zu viel Feuchte beim Bauen eingebracht und zu wenig abgelüftet, wird diese Feuchtigkeit von später eingebrachten Materialien, Möbeln und Textilien im Gebäude gespeichert, was zu einer raschen Nachlieferung von Feuchtigkeit aus diesen »Speichern« nach dem Stoßlüften führt. Ein hohes Feuchteniveau im Raum und ein erhöhtes Kondensatrisiko sind die Folge. Neben dem Feuchteniveau ist aber auch die tatsächlich an der Oberfläche vorhandene Temperatur wesentlich. Diese hängt wiederum davon ab, wie viel Wärme tatsächlich zum Fenster gelangt und wie viel Wärmetransmission die Fensterkonstruktion und der Fensteranschluss haben. Der Schwerpunkt der Kondensatbildung an Fenstern hat sich im Gegensatz zu früher, als Kondensat insbesondere am unteren lsolierglasrand und oft zusammen mit Schimmelbildung im unteren Laibungsbereich auftrat, zunehmend auch in den Funktionsfalz und in die Fugen verlagert.

Wie kommt es dazu?

Durch verstärkte Wärmedämmung, reduzierte Luftdurchlässigkeit und die damit verbundene Verringerung der Heizlast, aber auch durch die Änderung der Nutzungsbedingungen und der Standort- bzw. außenklimatischen Gegebenheiten (Nutzung von feuchten Talbereichen, Feuchtwiesen, schattigen Lagen, Hangaufwindgebieten für das Bauen) haben sich viele Parameteränderungen ergeben, die die Randbedingungen für die Funktion der Gebäudehülle in Bezug auf Kondensatbildung in Summe ungünstig beeinflussen. Die verstärkte Wärmedämmung bringt geringere Vorlauftemperaturen bei unseren Heizungen mit sich, statt 60 bis 70 °C Vorlauftemperatur betragen die Oberflächentemperaturen unserer Heizflächen oft nur mehr um die 30 °C. Die früher durch starke Konvektion in die Räume transportierte Wärme wird dadurch nur mehr in wesentlich geringerem Ausmaß vor allem in Form von Strahlungswärme abgegeben. Bereiche, die nicht im direkten Strahlungsaustausch mit der Heizung stehen, werden kaum erwärmt.

Die Konsequenz ist eine drastische Änderung der Konvektion im Raum: Während bei geringer Wärmedämmung eine Konvektionswalze, ausgehend vom Konvektor an der Außenwand, nach oben steigt, die Decke erwärmt und über die rückwärtige Innenwand des Raumes zum Boden gelangt, dreht sich dieser Vorgang bei gut gedämmten Fassaden und geringer erforderlicher Heizleistung um: Die Glasfläche wirkt wie ein Wärmetauscher. Die Luft kühlt sich an der Glasfläche ab, die nun schwerere, kühlere Luft fällt zu Boden. Dies vermindert die Temperatur insbesondere in den unteren Bereichen. Sitzt man dort, kann ein Gefühl von Zugluft die Folge sein, insbesondere bei höheren Verglasungen. Je höher die Glasfläche, desto ausgeprägter ist dieser Effekt, mit höheren U-Werten der Verglasung verringert er sich aber wieder.

Mit zunehmender Wärmedämmung der Außenwand und abnehmender Heizleistung bildet sich eine eigene Klimazone am Fenster. Tiefe Laibungen verschlechtern die Situation, da dorthin zwar wenig Wärme gelangt, sehr wohl aber die Raumluftfeuchte. Darüber hinaus führen mehrgeschossige offene Bauweisen zu erhöhtem thermischem Auftrieb und zusammen mit der dichten Außenhülle zu höheren Innenüberdrücken. Zusammen mit dem Wind entsteht ein kontinuierlicher Transport feuchtwarmer Raumluft durch die Fensterfugen, insbesondere in den oberen Geschossen und auf der windabgewandten Seite. Kondensat im Falz ist die Folge, es kann sogar, weil die thermisch optimierten Fensterprofile in den äußeren Bereichen kühler sind, bei entsprechender Witterung zu Eisbildung kommen.

Was kann man bereits bei der Planung gegen zu viel Feuchte tun?

Feuchtelast verringern

Vermeiden von zu viel Feuchte beim Bauen, Baulüftung, Erstellen eines Lüftungskonzepts für die Nutzung, keine Wasch- und Feuchträume ohne mechanische Abluft und dichte Türen im Keller bzw. in den unteren Geschossen.

Ausreichende Wärmeversorgung der Fenster

Falls nicht anders möglich, muss direkt beim Fenster beheizt werden, und zwar so, dass besonders die unten liegenden, kalten Zonen direkt erwärmt werden. Ein niedriger U-Wert der Verglasung ist unumgänglich, eventuell kann zusätzliche Konvektion erforderlich werden. Tiefe Laibungen erschweren die Erwärmung durch Strahlung, außer die Fensterbank bzw. Laibung wird direkt erwärmt. Bei kurzfristig zu hoher Feuchte reicht ein Ventilator, der Raumluft zum Fenster bläst.

Druck abbauen

Mehrgeschossige offene Raumverbände vermeiden bzw. zu solchen Räumen entsprechend dichte Türen einplanen. Abhilfe bringt z. B. auch eine einfache Abluftanlage oder Schachtlüftung, die so eingestellt ist, dass in den oberen Räumen kein ständiger Überdruck vorliegt. Ob die Anlage richtig eingestellt ist, kann man einfach durch einen Folientest sehen: klebt man in ein offenes Fenster eine Folie, sollte sich diese bei Windstille nicht nach außen wölben.

Feuchteabsorbierende Oberflächen

Gerade bei stoßartig eingetragener Feuchte können feuchteabsorbierende Oberflächen Feuchtespitzen deutlich reduzieren. Dies funktioniert aber nur, wenn diese Feuchtespeicher auch wieder durch Lüften »entladen« werden.


verfasst von

Heinz Ferk

Leiter des Labors für Bauphysik, TU Graz
www.bauphysik.tugraz.at

Erschienen in

Zuschnitt 58
Holzfenster

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Zuschnitt 58 - Holzfenster