Bäume wachsen, entziehen damit der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid und binden auf diese Weise enorme Mengen an Kohlenstoff. Dass sie damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, ist allgemein bekannt. Wie viel Kohlenstoff die Baumarten Fichten, Buche, Eiche und Co. speichern, kann anhand einzelner Baumparameter und mithilfe mathematischer Funktionen berechnet werden. Benötigt werden diese Daten und Informationen, um die nationalen Berichtspflichten im Rahmen des Klimaschutzabkommens – wie das Kyoto-Protokoll – zu erfüllen.
Zuerst muss die ober- und unterirdische Biomasse des Baums eruiert werden, daraus kann die von Bäumen gespeicherte Kohlenstoffmenge bestimmt werden. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Baumarten hinsichtlich Wuchsform und Holzdichte voneinander. Bei gleichem Holzvolumen haben Bäume mit höherer Holzdichte wie Eiche oder Buche höhere Kohlenstoffgehalte als Bäume mit geringer Holzdichte (z. B. Fichte). Wie viel Kohlenstoff jährlich gebunden wird, hängt jedoch von der jeweiligen Zuwachsleistung eines Baums ab, und diese wird wiederum stark von der Baumart, aber auch vom Standort und den klimatischen Bedingungen beeinflusst. Je höher der Zuwachs und je höher die Holzdichte, desto mehr Kohlenstoff wird also gebunden. Ebenso verhalten sich einzeln stehende Bäume im städtischen Bereich im Vergleich zu Waldbäumen in Beständen hinsichtlich ihres Biomassepotenzials zum Teil sehr verschieden. Obwohl Stadt- oder Parkbäume mächtigere Kronen ausbilden können und damit eine höhere Biomasse entfalten, ist auf die Fläche pro Hektar gerechnet die lebende Biomasse – zu ihr gehört neben dem Stammholz, Ästen, Nadeln und Wurzeln auch der Waldboden – im Wald höher.
Die Hälfte der Gesamtbiomasse ist Kohlenstoff
Die wichtigen Messgrößen für die Berechnungen der Baumbiomasse sind daher der Durchmesser, die Baumhöhe sowie die Höhe des Baumkronenansatzes. Auf deren Basis werden mithilfe von baumartenspezifischen Volums- und Biomassefunktionen der Holzvorrat bzw. die Ast-, Nadel- und Wurzelmasse der Bäume ermittelt. Ungefähr 50 Prozent der gesamten ober- und unterirdischen Biomasse (Trockenmasse) eines Baums bestehen aus Kohlenstoff. Um nun vom Kohlenstoffvorrat des Einzelbaums auf ganze Bestände, Regionen oder das gesamte Bundesgebiet hochrechnen zu können, bedarf es einer systematischen Stichprobenerhebung der einzelnen Messgrößen. Die Österreichische Waldinventur (ÖWI) des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) liefert dafür seit 1960 die bundesweiten Datengrundlagen. In den bislang sieben Erhebungsperioden, die nächste ist ab 2016 geplant, wurden die zur Kohlenstoffberechnung erforderlichen Parameter wie die Baumart, die Höhe oder der Durchmesser unter insgesamt 200 beschreibenden Merkmalen auf 11.000 Probeflächen erfasst.
890 Mio. Tonnen Kohlenstoff sind im Wald gespeichert
Auf Basis der Daten der ÖWI 2007 – 2009 kann für die lebende Waldbiomasse ein Kohlenstoffvorrat von rund 390 Mio. Tonnen berechnet werden, weitere 500 Mio. Tonnen Kohlenstoff sind im Waldboden gespeichert. Österreich hat sich im Rahmen der Klimaschutzkonvention der Vereinten Nationen verpflichtet, jährlich einen Bericht zur Treibhausgasbilanz zu liefern. Darin sind die Veränderungen des Kohlenstoffvorrates in den fünf Kohlenstoffpools des Waldes (ober-/unterirdische Biomasse, Totholz, Humus und Mineralboden) zu berechnen. Künftig ist auch die Veränderung des Kohlenstoffpools in Holzprodukten aus heimischem Einschlag verbindlich in die nationale Treibhausgasbilanz zur Erreichung der Reduktionsziele einzurechnen. Wird also verstärkt Holz aus dem österreichischen Wald langfristig verwendet, hat dies eine positive Wirkung auf die nationale Treibhausgasbilanz. Aus dem Bericht des Umweltbundesamtes geht hervor, dass die Kohlenstoffsenke des österreichischen Waldes in den letzten zehn Jahren deutlich geringer war als noch in den 1990er-Jahren, er somit weniger Kohlenstoff gespeichert hat. Extreme Witterungsbedingungen wie im Trockenjahr 2003 sowie hohe Nutzungsmengen in der Folge großer Windwurfereignisse spiegeln sich in den Veränderungen wider.