Daten zum Objekt
Standort
St. Johann/AT Google Maps
Bauherr:in
Fritz Egger GmbH & Co OG, St. Johann in Tirol/AT, www.egger.com
Architektur
Arch. DI Bruno Moser Architekturwerkstatt, Breitenbach am Inn/AT, www.archimos.at
Statik
Alfred Brunnsteiner, Natters/AT, www.dibral.at
Holzbau
Holzbau Saurer GesmbH & Co KG, Höfen/AT, www.holzbau-saurer.com
Fertigstellung
2015
Typologie
Modulsystem in Holzrahmenbauweise
Hier ist die OSB-Platte das Maß aller Dinge: Beim Entwurf für das neue Verwaltungsgebäude des Holzwerkstoffherstellers Egger in St. Johann in Tirol führte Architekt Bruno Moser ein Baukonzept fort, das sich am Format der von Egger produzierten OSB-Platte mit 11,40 mal 2,80 Metern orientiert. Der Bau in St. Johann ist der vierte, der nach dem gleichen, nur in einzelnen Punkten veränderten Prinzip errichtet wurde. Erstmals wurden dabei zwei jeweils viergeschossige Baukörper durch ein Atrium mit Glasdach verbunden, neu sind auch die umlaufenden Balkone und die Fassadengestaltung mit Lärchenholzlamellen.
Entwickelt hat Moser das Modulsystem in Holzrahmenbauweise, als Egger 2009 einen geladenen Wettbewerb für ein Bürogebäude im rumänischen Radauti auslobte. Die Überlegung dabei war, so Bruno Moser, „firmeneigene Produkte zu verwenden. Der Bau sollte auch sehr flexibel in der Nutzung sein.“ Ein hoher Vorfertigungsgrad war erwünscht, sogar die Technik sollte bereits eingebaut sein. Erfüllen konnte er diese Vorgaben durch 2,80 Meter hohe Raumelemente mit 11,40 Meter breiten Wand- und Deckenscheiben, jeweils fünf davon sind zu einem Raummodul mit einer Grundfläche von ca. 160 m2 zusammengefügt und können geschossweise übereinandergestapelt werden.
Durch die großen Formate ist die Luftdichtheit in der Ebene gegeben, auch die hohe Qualität der sichtbar belassenen Oberflächen zeichnet den Baustoff aus. „Andere Vorteile haben sich erst gezeigt, als wir damit gearbeitet haben“, sagt Bruno Moser. „Der Raster, der sich aus den Maßen der OSB-Platten ergibt, ist für den Bürobau sehr gut geeignet. Die Räume sind 2,80 Meter hoch und 5,60 Meter breit.“ Alles darf ein wenig größer sein als im Bürobau üblich und kann frei gestaltet werden: In St. Johann wurden Büros, Besprechungsräume und ein Mitarbeiterrestaurant umgesetzt. Alternierend sind die Raumeinheiten einmal auf der einen, einmal auf der anderen Seite verglast, und damit sind alle sehr gut belichtet. Zugleich ergeben sich offene und geschlossene Raumsituationen, sodass auf unterschiedliche Bedürfnisse der Mitarbeiter eingegangen werden kann. Auf die Kommunikation im Haus, das hört Bruno Moser immer wieder, habe das einen sehr guten Einfluss.
Auch statisch wirkt sich der Wechsel von Holz und Glas positiv aus. In der Längsrichtung übernehmen die geschlossenen Wandscheiben, in der Querrichtung 2,80 Meter breite Schotten am Rand die Aussteifung. An der Fassade sorgen Formrohre dafür, dass auch bei den großflächigen Verglasungen Durchbiegungen der Decken vermieden werden. Vorgefertigt werden die einzelnen Elemente von Holzbau Saurer in Höfen, der bei allen bisherigen Bauten – abgesehen von Baumeisterarbeiten, Elektro- und Sanitärinstallationen – als Generalunternehmer auftrat. Haus- und Elektrotechnik sind in die vorgefertigten Elemente bereits integriert, alle Leitungen werden vertikal in den aussteifenden Schotten, horizontal in den Decken geführt. Auf der Baustelle müssen nur noch Kabel in die Leerrohre eingezogen und die in den einzelnen Elementen vorhandenen sonstigen Leitungen miteinander verbunden werden. Für Heizung und Kühlung ist das Gebäude mit einem Vierleiter-System mit Bodenkonvektoren ausgestattet: Im Winter wird die Zuluft über ein Heizregister mittels Fernwärme erwärmt, im Sommer über dasselbe Register mittels Brunnenkühlung gekühlt – ein System, das sich gerade im heißen Sommer 2015 bewährt hat.
Eine Veränderung gegenüber den Vorgängerbauten, die sofort ins Auge fällt, sind die umlaufenden Balkone. Dass die Geschossdecken auskragen, hat nicht nur ästhetische Gründe. Es dient darüber hinaus der Beschattung, erleichtern die Wartung und verhindern einen Brandüberschlag auf andere Geschosse. Sprinkler an den Innenfassaden im Atrium, zwei außen liegende Treppenhäuser aus Stahl, ein Brandmeldesystem sowie eine Brandschutzverglasung an der Vorder- und Rückseite des Atriums vervollständigen das Brandschutzkonzept. Neben Sicherheit und Raumklima wurde auch der Akustik viel Aufmerksamkeit geschenkt, um an den rund 250 Arbeits- und 50 Schulungsplätzen im Haus gute Bedingungen zu schaffen. Die Decken und Wände sind teilweise doppelt mit OSB-Platten
beplankt, die Glaswände sind aus Schallschutzglas, eine Splittschüttung in den Deckenelementen und die Wärmedämmung tun das Übrige, um Luft- und Trittschall niedrig zu halten. Nicht zuletzt wurden die Möbeloberflächen aus Akustikplatten gefertigt – eines von vielen firmeneigenen Holzprodukten im Innenausbau, die nun im Büroalltag ihre Qualitäten zeigen dürfen.