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Erweiterung der Tischlerei Mohr in Andelsbuch

erschienen in
Zuschnitt 64 Laubholz, Dezember 2016

Daten zum Objekt

Standort

Andelsbuch/AT Google Maps

Bauherr:in

Tischlerei Anton Mohr, Andelsbuch/AT, www.tischlereimohr.at

Architektur

Andreas Mohr Studio, Wien/AT, www.andreasmohrstudio.com

Statik

Merz Kley Partner, Dornbirn/AT, www.mkp-ing.com

Holzbau

Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe/AT, www.kaufmannzimmerei.at

Fertigstellung

2015

Sprengwerk aus Buche

Keine zehn Minuten Fußweg sind es von Peter Zumthors Haus für den Werkraum Bregenzerwald zur Tischlerei Mohr, die am Ortsrand von Andelsbuch liegt. Die Familie Mohr ist mit mehreren Mitgliedern in der Handwerker-Kooperation Werkraum vertreten. Anton Mohr betreibt die Tischlerei, Johannes Mohr führt einen Polstereibetrieb, gemeinsam mit den Brüdern Richard und Andreas Mohr werden unter eigenem Label hochwertige Betten produziert.

Andreas Mohr war es auch, der als Architekt den 2015 fertiggestellten Erweiterungsbau für die Tischlerei von Anton Mohr geplant hat. Die Kontur des Stammhauses, ein einfaches Werkstattgebäude, findet sich in der Satteldachform des neuen Bauteils wieder. Bereits von außen lässt die großflächige Verglasung an den Stirnseiten tief ins Innere des Hauses blicken.

Oben sind Stühle, Tische, Bänke und Kommoden der hauseigenen Ausstellungsfläche zu sehen, die zugleich als Besprechungs- und Veranstaltungsraum genutzt wird. Im Erdgeschoss liegt hinter dem Büro und Empfang der ergänzende Werkstattbereich. Alte und neue Betriebsflächen gehen barrierefrei ineinander über.


Um die optimale Verschränkung mit dem Bestand zu ermöglichen, waren die Niveaus für den Zubau im Grunde vorgegeben. Es hieß also Platz sparen und möglichst schlank zu dimensionieren, um ein Maximum an Raum herauszuholen.

Gemeinsam mit den Tragwerksplanern von merz kley partner aus Dornbirn wurde nach einer passenden Lösung gesucht. In dem zum Zeitpunkt der Planung eben erst von einer deutschen Firma neu eingeführten Furnierschichtholz aus Buche wurde sie gefunden. Durch die Festigkeit und Steifigkeit des Werkstoffs gelang es, ein äußerst schlankes Strebenwerk mit geringen Bauteilhöhen zu planen.

Das Erdgeschoss wurde damit ausreichend hoch und stützenfrei, die Balkenlagen der Decken wurden an die Zugbänder des Haupttragwerks gehängt. Die Zwischenräume der doppelt angeordneten Träger wurden verglast. So entstanden vier Lichtschlitze, die das Gebäude außen wie innen charakteristisch strukturieren.

Verstärkt wird diese Wirkung durch die Deckenfelder aus weiß beschichteten Spanplatten, die das dunkelrötliche Buchenholz deutlich hervortreten lassen. Bei näherer Betrachtung beeindrucken an dem feinteiligen Sprengwerk aus Buchen-Furnierschichtholz besonders die Verbindungen, die im Vergleich zu herkömmlichen Holzkonstruktionen annähernd ohne Metall auskommen. Die hohen Festigkeitswerte begünstigen die traditionell zimmermanns-mäßige Ausführung von Versätzen zur Übertragung der Druckkräfte. Das Detail, ein Einschnitt in geeigneten Winkelmaßen, nutzt die Stärken des Baustoffs und umgeht gleichzeitig einen Nachteil gegenüber Nadelhölzern – aufgrund der großen Härte ist das Material schwer zu bearbeiten, Bohren und Schrauben bedeuten erheblichen Kraftaufwand.


Das Potenzial des Werkstoffs ist groß, meint nicht nur Tragwerksplaner Konrad Merz. Auch Michael Kaufmann (ebenfalls Werkraum-Mitglied), dessen Zimmereibetrieb das Projekt für die Tischlerei Mohr umgesetzt hat, zeigt sich überzeugt von den Vorzügen. Einig sind sich beide aber, dass die Eigenschaften des Buchenschichtholzes ein gewisses Umdenken erfordern: Beim Konstruieren, um die Stärken des Produkts wirklich ausnutzen zu können, wie der Statiker betont, bei der Arbeit mit dem Material vor Ort, wie der Zimmerer aus Erfahrung weiß. Herausforderungen sind neben Härte und Gewicht vor allem die Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. Da verzeiht Buchenholz nichts. Absolute Trockenheit bei allen Arbeitsschritten ist unumgänglich.


verfasst von

Tobias Hagleitner

geboren 1981 in Bregenz, hat an der Kunstuniversität Linz im Fach Architektur diplomiert und promoviert. Er lebt als Künstler, Baukulturvermittler und freier Architekturkritiker in Oberösterreich.

Erschienen in

Zuschnitt 64
Laubholz

Nutzen, was im Wald vermehrt wächst: Mit den Laubbäumen kommen neue konstruktive und ästhetische Möglichkeiten für den Holzbau.

8,00 €

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Zuschnitt 64 - Laubholz