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Wohnhaus in Küsnacht

erschienen in
Zuschnitt 64 Laubholz, Dezember 2016

Daten zum Objekt

Standort

Zürich/CH Google Maps

Bauherr:in

privat

Architektur

Käferstein & Meister, Zürich/CH, www.kaefersteinmeister.ch

Statik

gbd ZT GmbH, Dornbirn/AT, www.gbd.at

Holzbau

Kübler AG Holzbau, Oetwil am See/CH, www.kuebler-holzbau.chOtto Bartsch Schreinerei, Trübbach/CH

Fertigstellung

2011

Typologie

Innengestaltung

Im Innersten feinstes Eschenholz

Das 2010 fertiggestellte Wohnhaus von Käferstein & Meister liegt am Waldrand von Küsnacht in leichter Hanglage. Es ist ein stattliches Steinhaus, das mit einem hölzernen Innenleben überrascht. Die Arbeit mit Holz ist ein wiederkehrendes Element im Portfolio der Zürcher Architekten. Für sie ist Holz ein natürlicher, sinnlicher Werkstoff und eng mit dem Handwerk der Holzverarbeitung verbunden. In diesem Bauwerk spielen sowohl die Materialität des Holzes als auch seine Verarbeitung eine zentrale Rolle und tragen zur spezifischen Atmosphäre des Hauses bei.

Käferstein & Meister reagieren auf die topografische Situation der Hanglage mit einem komplexen Raumprogramm aus Splitlevels, die sich um einen dreigeschossigen hölzernen Lichthof gruppieren. Diese innere Holzkonstruktion mit Treppenanlage bildet eine Art Kernstück des Hauses, von dem aus sich das Holz in die Zimmer ausbreitet. Im Erdgeschoss bilden Eichenböden und möbel eine Art Landschaft, die den räumlichen Fluss betont und den Raum gliedert. Diesem mäandrierenden Einsatz von Holz steht der Lichthof gegenüber, der wiederum die Vertikale akzentuiert. Er ist mit fein -gemaserten Eschenholzbrettern ausgekleidet, die dank einer Schattenfuge als einzelne Elemente erkennbar sind und zur haptischen Qualität der Konstruktion beitragen. Dieser Eindruck wird durch das Wechselspiel zwischen geschlossenen Holzflächen und offenen Lamellenstrukturen verstärkt. Im mittleren der drei Geschosse befindet sich eine galerieartige Öffnung, die man vom dahinter liegenden Raum mithilfe von Wandschirmen öffnen und schließen kann. Die Architekten interpretieren hier Architekturelemente der arabischen Architektur – ornamentale Holzgitter, sogenannte Maschrabiyya – neu.

Eschenholz ist dank seiner Härte optimal für eine selbsttragende Treppenkonstruktion wie diese, weil es sich kaum verzieht. Die Oberfläche der Bretter wurde an den Stellen, die häufig berührt werden, geölt. Dort ist über die Jahre eine leichte Verfärbung zu beobachten. Die roh belassenen Bretter dagegen altern ohne sichtbare Veränderung. Altes Schreinerhandwerk kommt auch bei den Massivholztüren zum Einsatz. Diese werden in der Schweiz gestemmte Türen genannt, was noch mehr den Aspekt der handwerklichen Bearbeitung betont. Dass in diesem Haus präzise Holzverarbeitung zelebriert wird, spiegelt die Haltung der Architekten wider, die im Baumaterial Holz einen wichtigen Ausdrucksträger für moderne Architektur sehen.


verfasst von

Susanna Koeberle

ist Kulturjournalistin. Sie studierte deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Zürich und Paris, arbeitet heute als selbständige Journalistin sowie als Beraterin und Kuratorin.

Erschienen in

Zuschnitt 64
Laubholz

Nutzen, was im Wald vermehrt wächst: Mit den Laubbäumen kommen neue konstruktive und ästhetische Möglichkeiten für den Holzbau.

8,00 €

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Zuschnitt 64 - Laubholz