Biwaks dienen meist auf schwierigen Touren oder, wo Schutzhütten zu weit entfernt sind, als Zwischenstationen und Notunterkünfte. Mit ihren auffälligen Formen und Materialien bilden sie, gerade im Vergleich mit den Hütten, einen erfinderischen Reichtum. Sie stechen als Tonnen, Zylinder, Vielecke aus Holz, Stahl, Aluminium, aber auch aus Kunststoffen, oft in bunten Farben, gut sichtbar aus der Landschaft heraus. An ihnen lässt sich erkennen, wie die neue Aufgabe des hochalpinen Bauens zu architektonischen Innovationen führen kann.
Während die Schutzhütten im Laufe der alpinen Erschließungsgeschichte immer größer und räumlich aufwendiger wurden, zeugt die Entwicklung der Biwaks von kontinuierlicher Optimierung. Geringste Ober- und Angriffsfläche bei größtmöglicher Nutzfläche zu erzeugen und die notwendige (konstruktive, räumliche, technische, materielle) Reduktion auf das Minimale bilden bis heute ein attraktives Feld für Architektinnen und Architekten. Die Bauaufgabe Biwak führt regelmäßig zu optimierten Ansätzen hinsichtlich Leichtbau, Vorfertigung, Serienproduktion, aber auch zu formalen Antworten auf Schutzaspekte, Wind- wie Wettereinflüsse, Energiekonzepte und die Ausnützung des Innenraums.
Ein bekanntes Beispiel ist sicher das Polybiwak. Es wurde 1970 nicht nur als serielles, sondern auch modulares System entworfen, dessen vorgefertigte Bauteile aus leichtem, glasfaserverstärktem Kunststoff bestanden.
Wenn auch der Großteil der Biwaks nach 1950 entstand, so stehen diese dennoch nicht singulär und ohne Vorläufer. Ein frühes in Serie gedachtes vorgefertigtes Biwak wurde schon 1938 und maßgeblich von einer Frau konzipiert. Charlotte Perriand und Pierre Jeanneret entwarfen mit dem »le refuge tonneau« eine achteckige Struktur, die sich um eine zentrale Tragspindel aufbaut. Acht mobile Metallspeichen bilden die Konstruktion, ummantelt mit leichten Alu-Paneelen. Der Innenraum war komplett mit Holz ausgekleidet und ausgestattet. Die Entwurfsgedanken klingen wie jene heutiger Biwaks: geringe Kosten, Gewichtslimit der einzelnen Bestandteile, kürzestmögliche Montage und serielle Produktion.
Fotos
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