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Österreichische Waldstrategie 2020+
Wald – Holz – Klima

erschienen in
Zuschnitt 73 Unter Spannung, März 2019

Die Funktionen des Waldes sowie das Interesse an ihm sind vielfältig. Im Österreichischen Walddialog haben über viele Jahre hinweg alle waldrelevanten Interessengruppen Visionen, Ziele und Maßnahmen für die österreichische Waldpolitik entwickelt. Das Ergebnis ist die Österreichische Waldstrategie 2020+. Wir sprachen mit Maria Patek, Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.

Was ist die Österreichische Waldstrategie 2020+ und welche Ziele verfolgt sie?

Maria Patek Die Österreichische Waldstrategie 2020+ wurde im Rahmen des Österreichischen Walddialogs gemeinsam von über achtzig mit der Waldpolitik verbundenen Organisationen erarbeitet. Dabei spannt sich der Bogen von Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern, Nutzungsberechtigten und deren Interessenvertretungen über Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen bis hin zu Gebietskörperschaften. Das Hauptziel der Österreichischen Waldstrategie 2020+ liegt in der Optimierung und Sicherstellung aller Dimensionen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, um die multifunktionalen Leistungen des Waldes für die jetzigen und zukünftigen Generationen zu sichern. Gegliedert ist die Waldstrategie nach sieben thematischen Handlungsfeldern, wovon einige beispielsweise den Beitrag der österreichischen Wälder zum Klimaschutz, die wirtschaftlichen Aspekte sowie die biologische Vielfalt in Österreichs Wäldern behandeln. Die einzelnen Handlungsfelder können aber nicht voneinander losgelöst betrachtet oder bewertet werden, sondern ergeben nur in ihrer Gesamtheit eine umfassende Sicht auf den österreichischen Wald. Zur Umsetzung der Waldstrategie wurde dafür ein eigenes Arbeitsprogramm erarbeitet, in welchem aktuell insgesamt 215 konkrete Maßnahmen angeführt sind, um die Ziele der Waldstrategie zu erreichen. Die Maßnahmen dieses Arbeitsprogramms sind transparent und öffentlich zugänglich in einer Datenbank abrufbar.

Der Klimawandel wird voraussichtlich zu starken Veränderungen in Österreichs Wäldern führen. Welchen Herausforderungen steht die heimische Forst- und Holzwirtschaft künftig gegenüber?

Maria Patek Stabile Waldbestände sind besonders wichtig, nicht nur für die Erhaltung der Biodiversität und zum Schutz vor Naturgefahren, sondern auch dafür, dass der Wald weiterhin seine wichtige Rolle als Wirtschafts- und Erholungsfaktor im ländlichen Raum erfüllen kann. Die Innovationskraft der Branche bietet beste Voraussetzungen, dass die Forst- und Holzwirtschaft ihren Beitrag dazu leistet, künftigen Herausforderungen zu begegnen. Ebenso fokussieren Forschungs- und Bildungseinrichtungen wie das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), das Umweltbundesamt (UBA) und die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) ihre Forschungen auf den Klimawandel und bereiten ihre Ergebnisse für die Praxis auf. Es geht aber auch darum, die Verwendung des nachhaltigen, klimaschonenden Rohstoffs Holz zu stärken und zu forcieren.

Holz soll verstärkt fossile Energieträger ersetzen und ist zugleich ein wichtiger Kreislaufwerkstoff. Wie sollen energetische und stoffliche Nutzung von Holz unter einen Hut gebracht werden?

Maria Patek Sowohl die energetische als auch die stoffliche Nutzung von Holz sind wertvolle und notwendige Beiträge zu einer Dekarbonisierung unseres Wirtschaftssystems. Holz mehrfach entlang der Wertschöpfungskette zu nutzen, ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft und wirkt sich positiv auf die Treibhausgasbilanz aus. Dieser positive Gesamteffekt beruht auf den vermiedenen Emissionen, die durch den Einsatz von anderen fossilen, in der Herstellung sehr energieintensiven Materialien wie Beton oder Stahl anfallen würden. Aber auch das in den Holzbauten gespeicherte CO2 stellt eine wichtige Treibhausgassenke dar. Somit kann man durch langlebige Holzprodukte CO2 für viele Jahre dem Kohlenstoffkreislauf entziehen. Daher ist die Holzverwendung ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz.

Unter einer ressourceneffizienten Holznutzung wird die Mehrfach-Verwendung von Holz verstanden. Die Nebenprodukte, die bei der Produktion von Bau- oder Werkstoffen anfallen, werden energetisch verwertet. Somit kann mit dem geringstmöglichen Einsatz von Biomasse eine größtmögliche stoffliche und energetische Nutzung erzielt werden. Zusätzlich spielt Holz als Energieträger zur Substitution von nicht nachwachsenden Rohstoffen eine wichtige Rolle.

Wie soll das Bauen mit Holz besser gefördert werden?

Maria Patek Eine konkrete Maßnahme der öffentlichen Hand ist z. B. die Berücksichtigung des Baustoffes Holz bei Bauaufträgen mit öffentlicher Finanzierung durch entsprechende Verankerung in den Ausschreibungsunterlagen und Forcierung des »Österreichischen Aktionsplans zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung«. Ziel dieser Maßnahme ist, die bewusste Betrachtung von Holz als klimafreundlichem Baustoff zu gewährleisten.

Maria Patek
ist seit August 2018 die neue Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Davor leitete sie die Sektion Wasserwirtschaft. Maria Patek studierte Forst- und Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien.


verfasst von

Alois Pumhösel

geboren 1976, ist freier Journalist mit Schwerpunkt Wissenschaft, Umwelt und Technologie. Er verfasst u. a. regelmäßig Beiträge für die Tageszeitung Der Standard.

Erschienen in

Zuschnitt 73
Unter Spannung

Ob große Spannweiten, hohe Räume oder ungewöhnliche Kubaturen, im Holzbau kann der Ingenieur aus dem Vollen schöpfen. Spannendes und Informatives rund um den Ingenieurholzbau.

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Zuschnitt 73 - Unter Spannung