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Wohnen im Forschungslabor UMAR

erschienen in
Zuschnitt 75 Potenzial Holz, September 2019

Daten zum Objekt

Standort

Überlandstrasse 129, Dübendorf/CH

Bauherr

Empa, Dübendorf/CH, www.empa.ch

Planung

Werner Sobek mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel
Werner Sobek AG, Stuttgart/DE, www.wernersobek.de,
Fachgebiet Nachhaltiges Bauen, KIT Karlsruhe, Karlsruhe/DE, nb.ieb.kit.edu

Holzbau

kaufmann zimmerei und tischlerei gmbh, Reuthe/AT, www.kaufmannzimmerei.at

Statik

merz kley partner, Dornbirn/AT, www.mkp-ing.com

Fertigstellung

2017

Typologie

Forschung

Umgeben von recycelten und recycelbaren Baustoffen

Klimaschutz ist das Gebot der Stunde, das nicht nur Schüler zu »Fridays for Future«-Demonstrationen bewegt, sondern auch Wissenschaft und Industrie verstärkt nach neuen Wegen des Bauens suchen lässt. Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) baute hierfür 2016 in Dübendorf eine offene Versorgungsstruktur aus vier aufeinandergeschichteten Plateaus, die Platz für bis zu 15 Forschungsmodule bietet. Mit Next Evolution in Sustainable Building Technologies (NEST) will man Technologien und Materialien der Zukunft erproben und einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren.

Als siebtes Forschungsmodul von NEST entstand 2018 die Urban Mining und Recycling Unit (UMAR), die als Labor und Schaufenster Materialien und Verfahrenstechniken einer nachhaltigeren Kreislauf-Bauwirtschaft gewidmet ist. Dirk E. Hebel, der sich mit seinem Team am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit nachwachsenden Baustoffen und Recyclingmaterialien beschäftigt, entwickelte das Konzept von UMAR gemeinsam mit seinem Forschungsleiter Felix Heisel und dem Architekten Werner Sobek. Dabei brachte Werner Sobek, Deutschlands wohl bekanntester Streiter für nachhaltige Architektur, sowohl seine langjährige Erfahrung mit Prototypen als auch das von ihm entwickelte Nachhaltigkeitskonzept für Gebäude ein, das definiert, welche Anforderungen in energetischer und materieller Hinsicht zu erfüllen sind, um wirklich nachhaltig zu sein. Die drei Architekten setzten dazu ganz auf neue, leicht zu trennende Materialverbindungen, neue Recyclingprodukte und kombinationen.

So wurde bei UMAR auf jederlei Verbundstoff oder Klebeverbindungen zugunsten leicht auflösbarer Schraub-, Klemm- und Steckverbindungen verzichtet. Tragwerk und Fassade des Moduls entstanden weitgehend aus unbehandeltem Holz, das nach dem Rückbau problemfrei wieder verwendet oder kompostiert werden kann. Um Abfälle deutlich reduzieren zu können, variieren beispielsweise die Dielenbreiten ihrer Holzböden zwischen 6 und 30 cm, wodurch Baumstämme optimaler und mit weniger Zuschnittverlusten verarbeitet werden konnten.

Zu einem großen Teil setzt sich UMAR zudem aus Rezyklaten zusammen, die auf ganz unterschiedliche Weise aus Altmaterialien gewonnen wurden. Ein Beispiel ist die Unterkonstruktion für die Lehmputzwände, die aus myceliumgebundenen Isolierplatten besteht. Mycel ist ein Pilz, dessen feines Netzwerk dabei als natürlicher Kleber für Stroh und andere Agrarabfälle dient. Das Produkt wächst dabei in vorgegebene Formen und wird zum Abschluss erhitzt und dadurch abgetötet.
Der fertige Bau steht nun allen Gruppen offen, die die Zukunft einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft am Stadtrand Zürichs studieren wollen. Teil des Programms waren auch Kooperationen mit vielen Partnern, woraus auch eine umfangreiche Dokumentation in Form einer zugänglichen Materialbibliothek im Dübendorfer Modul resultierte.


verfasst von

Claus Käpplinger

lebt als freier Architektur- und Stadtkritiker in Berlin und lehrt seit 2012 am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre der TU Braunschweig.

Erschienen in

Zuschnitt 75
Potenzial Holz

Wir können mehr mit Holz bauen und dabei mehr endliche Ressourcen ersetzen, wenn wir ressourceneffizientere Lösungen entwickeln, das Material länger im Kreislauf halten und auch andere Holzarten vermehrt stofflich nutzen. Das Potenzial von Holz ist längst noch nicht ausgeschöpft.

8,00 €

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Zuschnitt 75 - Potenzial Holz