Dass ein von Fichten dominiertes Portfolio ein erhebliches Risiko birgt, haben viele Waldbesitzer in den letzten Jahren erleben müssen. Deshalb lautet auch die meistgestellte Frage dieser Tage: Welche Baumart soll man nun anpflanzen? Das ist laut einer Studie der TU München eine Frage von Rendite und Risiko.
An die Stelle der Fichtenmonokulturen sollen resilientere Mischwälder treten, was die Forstwirtschaft jedoch um ihre Umsätze fürchten lässt. Eine Studie der TU München geht nun der Frage nach, welche Mischung von verschiedenen Baumarten angesichts der sich verändernden klimatischen Bedingungen optimal wäre. Thomas Knoke, Professor für Waldinventur und nachhaltige Nutzung, und seine Kollegen stellten umfassende Modellrechnungen an. Diese fokussieren auf den bayerischen Raum, der dem österreichischen sehr ähnlich ist. Einerseits kalkulierten sie eine Waldzusammensetzung, die den finanziellen Ertrag optimiert, andererseits aber auch eine, die »multiple Funktionen« des Waldes optimiert, also neben wirtschaftlichen auch ökologische Gesichtspunkte in den Mittelpunkt stellt(siehe Grafik). Die Ertragseinbußen dieser Ökologisierung liegen dann bei etwa 40 Prozent.
Beim Umbau des Waldes in Richtung Mischwald wird oft zu Laubbäumen geraten. Sie bringen ökologische Stabilität, aber zum Preis schlechter Wirtschaftlichkeit. »Der Nachteil ist, dass die Holzindustrie nicht darauf eingestellt ist«, sagt Knoke.
»Fichte und Laubholz alleine werden nicht ausreichen. Deshalb gehen wir stark in die Richtung, auch alternative Nadelholzarten zu verwenden, die sonst oft vergessen werden.« Zum einen setzen die Wissenschaftler auf die Tanne, die auch von Naturschutzseite gut akzeptiert ist, zum anderen auf die Douglasie, deren Zusammenspiel mit heimischen Ökosystemen bereits gut erforscht ist.
Zentral für das Errechnen optimaler Waldzusammensetzungen ist für Knoke die Risikobewertung einzelner Baumarten. Neben dem Marktrisiko steht das Naturalrisiko im Vordergrund – also dass ein Bestand durch Borkenkäferbefall, Feuer, Wind oder Schneebruch entwertet wird. Tanne und Douglasie benötigen gerade in der ersten Zeit mehr Aufmerksamkeit. Der Tanne setzt der Wildverbiss zu, die Douglasie ist dagegen besonders anfällig für Frost und Dürre.
Während die Tanne im Mischwald ähnliche Deckungsbeiträge wie ein Bestand aus 80 Prozent Fichte und 20 Prozent Buche – bei ähnlicher Risikobewertung – erreicht, steigen bei der Douglasie sowohl Ertragsmöglichkeit als auch Risiko stark an. »Bei der Douglasie kommt es durch Ausfälle bei der Anpflanzung zu hohen Schwankungen«, sagt Knoke. »Hohe Flächenanteile ergeben also auch ein hohes finanzielles Risiko. Es geht darum, den Bestand verantwortungsvoll auszubalancieren.« Dennoch ergeben die Modelle, dass selbst bei geringer Risikobereitschaft noch immer ein Douglasien-Anteil von 25 Prozent sinnvoll ist.
Ein derartiger Umbau des Waldes geht nicht von heute auf morgen. »Die Modelle sind Visionen, die man über siebzig, achtzig Jahre hinweg verfolgen kann«, sagt Knoke. Erste Schritte sollten durchaus bereits gesetzt werden: »Auf Flächen mit intakten Fichtenbeständen würde ich bei der Verjüngung gezielt Tanne beteiligen. Bei Schadflächen ergibt es Sinn, auf Douglasien zu setzen.«
Baumartenzusammensetzung ökonomisch optimiert
Deckungsbeitrag 305 Euro (pro ha/Jahr)
Baumartenzusammensetzung ökonomisch und ökologisch optimiert
Deckungsbeitrag 174 Euro (pro ha/Jahr)
Literatur:
- Betriebswirtschaftliche Chancen und Risiken der Fichtenwirtschaft im KlimawandelThomas Knoke, TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan