Daten zum Objekt
Standort
Innsbruck/AT
Bauherr:in
BIG Bundesimmobiliengesellschaft m. b. H., Wien/AT, www.big.at
Architektur
ao-architekten, Innsbruck/AT, www.ao-architekten.com
Statik
Alfred Brunnsteiner, Natters/AT, www.dibral.at
Holzbau
Schmid Holzbau GmbH, Frankenburg/AT, www.schmid-baugruppe.at
Fertigstellung
2021
Typologie
Holz obenauf
Die HTL Bau und Design im Westen von Innsbruck litt wie viele Schulen aus den 1970er Jahren unter akuter Raumnot und einer unflexiblen Raumstruktur und schrieb daher für eine Erweiterung einen EU-weiten offenen Wettbewerb aus. Das Siegerprojekt stammt vom Innsbrucker Büro ao-architekten, das die Aufgabe mit einer klaren, ruhigen Geste anging – eine Wohltat in der mit Baumärkten und Kleingewerbe heterogenen Umgebung: Dem viergeschossigen Haupttrakt setzte es ein weiteres Geschoss auf, abgesetzt durch ein umlaufendes Fensterband und gestalterisch eigenständig. Die dunkle Fassade aus gekantetem, eloxiertem Aluminiumblech strahlt noble Ästhetik mit industriellem Touch aus.
Die Räumlichkeiten für die Abschlussklassen im Inneren sind eine spannende Mischung aus Kreativbüro und Seminarraum, eine laut Wettbewerbsjury „geradezu ideale“ Umsetzung der „gewünschten Atelierlandschaft“. Auf 1.600 m2 erstreckt sich ein interdisziplinäres Atelier, in dem sich die fünf Fachrichtungen, von Hochbau bis Grafikdesign, begegnen können. Abgesehen von den sechs Stammklassen an den Schmalseiten des Gebäudes ist das gesamte Geschoss flexibel zum Arbeiten, für Präsentationen und Ausstellungen nutzbar. Die Schüler:innen schätzen die lockere und transparente Atmosphäre. Wie immer beim Weiterbauen am Bestand galt es auch hier, gut auf die Bedingungen des Altbaus zu reagieren. Ein Leichtbau lag wegen der begrenzten Fundamentlasten nahe. Die Vorfertigung im Holzbau ermöglichte die kurze Bauzeit, die aufgrund der Lage in der Einflugschneise des Flughafens erforderlich war. Aus statischen Gründen wurde zuerst ein umlaufender Betonring aufgesetzt, der wie ein neues Fundament wirkt und den Aufbau von jeglichen Stützen freispielt. Die Deckenkonstruktion aus Leimbindern lagert auf zwei Betonkernen und wenigen Wandelementen auf, die größten Spannweiten übernehmen einige wenige Stahlfachwerkträger. Der Schallschutz war wegen des Flugverkehrs herausfordernd, gelang aber mit einer schweren Mineralwolle-Dämmung und entkoppelten inneren Vorsatzschalen aus Holz. Zusätzlich zur automatischen Belüftung über schallgedämpfte Einströmboxen in den Klassenzimmern hat das Dachgeschoss auch ein System zur Nachtabkühlung, damit der Leichtbau nicht überhitzt. Am meisten prägt den Innenraum aber die besondere Ausgestaltung der Deckenkonstruktion: Wie helle Holzsegel durchziehen die shedartigen Lamellen den Raum und tragen mit ihrer Verkleidung aus 3 mal 3 cm Kanthölzern ebenfalls zur guten Schalleigenschaft bei. Das Licht flutet von oben gleichmäßig und indirekt das ganze Geschoss, was eine flexible Unterrichtsgestaltung zulässt. Die Oberflächen aus heller Weißtanne erzeugen eine angenehme Atmosphäre, die tiefer gezogenen Stürze in den Klassenzimmern machen den großen Bau angemessen menschlich und die Räume wohnlich. In Kombination mit den gefrästen Sichtbetonoberflächen erzeugt das Material Holz im neuen Schulbau die genau richtige Haptik und Atmosphäre für die Ausrichtung der HTL auf Bau und Design.