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Konstruktion transparent gemacht

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Das Bautechnikzentrum der TU Graz besteht aus einer zentralen Versuchs- und Prüfhalle und drei eigenständigen, an die Halle angedockten Baukörpern, die Labors und im Obergeschoß Institutsräume enthalten. Während das Bauwerk, das als universitätseigene Planung unter Mitarbeit der Institute für Hoch- und Industriebau, Holzbau und Betonbau konzipiert wurde, in seiner Gesamtform die Durchmischung von Holz- und Betonbauweise in wenig schlüssiger Weise aufweist und sich das äußere Erscheinungsbild in heterogenem, manchmal allzu modischem Formenrepertoire zeigt, außerdem Details wenig sorgfältig durchgearbeitet sind, stellt das Dachtragwerk der Halle eine bemerkenswert innovative, höchst gelungene Konstruktion dar.

Sie besteht aus einer punktgestützten, orthotropen Massivholzplatte mit ca. 22m freier Spannweite, genauer: einer räumlichen Fachwerkkonstruktion, für deren Obergurt das flächige Bauelement Brettsperrholz verwendet wurde. Die restlichen Fachwerkteile wurden als Stahlbauteile ausgeführt. Der Obergurt erfüllt mit einer Plattenstärke von nur 12,5cm eine Vielzahl von Funktionen. Die Längs- und die dazwischenliegenden Querlagen der fünfschichtigen Platten bilden gemeinsam das lastannehmende und lastabtragende Konstruktionselement der gesamten Dachfläche, die mit einer auf das Brettsperrholz aufgeleimten OSB-Platte zugleich den inneren Raumabschluss bildet.

Durch die großflächig hergestellten, vorgefertigten Plattenelemente mit einer wirtschaftlichen (Transport-)Breite von 3,2m konnte mit wenig Aufwand eine relativ starre Dachscheibe erzielt werden, mit der es möglich war, die Scheibenlasten des Daches in einige wenige Aussteifungspunkte zu leiten. Es erlaubte nicht nur ein rundum laufendes Oberlichtband. Die Wände konnten als schlanke »Pendelstützen« und die Stirnwände ganz ohne Aussteifung ausgeführt werden, wodurch die Halle in beiden Längsrichtungen erweiterbar bleibt. Durch die flächige Tragkonstruktion war es auch möglich, einen sauberen, schichtweise getrennten Dachaufbau ohne Durchdringungen und Kältebrücken ausführen zu können. Insgesamt zeigt sich die Halle als konsequent durchdachte, klare und »ehrliche« Lösung, bei der versteckt angeordnete Aussteifungen entbehrlich blieben. Die formale Ausbildung der im Wortsinn »aufgesetzt«wirkenden Lichtsheds in Plattenrichtung wurde sichtlich den konstruktiven Erfordernissen untergeordnet.