Zum Hauptinhalt springen

Johannes Schwarzenberg, Schwarzenbergische Forstbetriebe, Murau

Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Schwarzenberg: Die Idee der Nachhaltigkeit wurde von unserer Familie schon Mitte des 19. Jahrhunderts umgesetzt. Man muss wissen, dass als Folge der Eisenindustrie die Wälder im Murtal Ende des 18. Jahrhunderts völlig devastiert waren. Mittlerweile sind die Talflanken längst wieder dicht bewaldet. Aber man darf nicht glauben, dass man kontinuierlich gleich viel Holz aus den Wäldern holen kann. 2002 hatten wir einen großen Windwurf, der 10% der Fläche schädigte. Da muss man eine Weile den Gürtel enger schnallen.

Nach welcher Strategie gehen Sie vor, um Ihre Ziele punkto Nachhaltigkeit zu erreichen?

Da ist zuerst das Forstgesetz, das dem kundigen Forstmann glücklicherweise einen sinnvollen Spielraum lässt. Dann wollen wir ökologisch nachhaltig wirtschaften. Es wird weniger, aber gezielt geschlägert. Voraussetzung ist ein Überblick: Was habe ich, was kann ich schlägern und wie verhält es sich auf den unterschiedlichen Standorten? Diesem Zweck dient die Forsteinrichtung. Unter Leitung eines diplomierten Forstwirts wird der Bestand nach Alter, Qualität und Zuwachs taxiert. Das vergeben wir an externe Fachleute. Auf dieser Basis entsteht das Forsteinrichtungswerk, ein Wirtschaftsplan, der alle zehn Jahre erneuert wird. Ökologische Nachhaltigkeit heißt für uns, nicht gegen die Natur zu arbeiten. Das bedingt natürlich eine gewisse Bescheidenheit. Insbesondere bei der konkreten Umsetzung, denn was forstwirtschaftlich prinzipiell sinnvoll ist, das ist weitgehend geklärt, nachdem in den 1970er Jahren noch ein forstwissenschaftlicher Schub erfolgte. Es gibt aber auch eine gesellschaftliche Nachhaltigkeit. Wenn man hier im Tal wohnt, ist man mit verschiedenen Interessen konfrontiert. Die Identifikation mit dem Tal ist uns wichtig. So haben wir in Absprache mit Tourismusvertretern Mountainbike-Routen ausgewiesen.

Die Holzpreise sind nach jahrelanger Baisse gestiegen. Wofür verwenden Sie den zu erwartenden Mehrertrag?

Den nützen wir für notwendige Umstrukturierungen, da zuvor einiges zurückgestellt werden musste. Wir sanieren die Wegnetze, es gilt 1500ha aufzuforsten. Dann muss man aussicheln und nachsetzen, einzelne Kulturen müssen geschützt werden und auch der Gebäudebestand ist da und dort zu erneuern. Da wir für Betriebspensionen hohe wiederkehrende Ausgaben haben, versuchen wir, uns mit den Beziehern auf Einmalzahlungen zu einigen. Und nicht zuletzt nehmen wir den Einschlag etwas zurück, da unsere Gebirgswälder langsamer wachsen als jene im flachen Land.

Wie wirken sich die neuesten Entwicklungen bei der Bringung aus?

Bis in die 1950er Jahre hatten wir ja noch Holzriesen und die Rückung erfolgte händisch und mit Tierzug. Seit den 70er Jahren werden im Gebirge Seilzüge eingesetzt. Heute haben wir die Forststraßen. Das ist zwar ein Eingriff, aber für uns ist die Forststraße Produktionsort. Da steht der Seilkran, da wird sortiert, gelagert, wobei die Stämme etwas trocknen, dann erfolgt der Abtransport. Auf günstigen Flächen setzen wir Vollerntemaschinen (Harvester) ein. Etwa ein Drittel machen wir selber, zwei Drittel vergeben wir an externe Unternehmen. Mit unseren 20 Forstfacharbeitern können solche Arbeitsspitzen nicht abgedeckt werden. Sie sind beim Wegebau, der Pflanzung und mit Kulturarbeiten ausgelastet. Die Arbeit im Wald ist anspruchsvoll und erfordert meist genaue lokale Kenntnisse. Doch wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren und im Übrigen der Natur ihren Lauf lassen, dem Wald Zeit geben. Intelligente Faulheit als alte aristokratische Tugend!

Sie verfügen über einen großen Anteil Gebirgswald in Lagen über 1200m, das ergibt doch feinjähriges Fichtenholz; wie gehen Sie damit um?

Ja, das Hochlagenholz. Es gibt hier noch kleine Sägereien, die das bearbeiten. Es handelt sich klarerweise um Nischenbetriebe, die da von uns bedient werden. Sie zahlen etwas mehr und erzielen gegenüber den Massenprodukten etwas höhere Holzpreise. Überhaupt ist das Obermurtal ideal für die Fichte. Dann haben wir die Alpenlärche und in höheren Lagen die Zirbe. Das ist Wertholz und für uns ein wichtiges Segment.

Ist da die sibirische Lärche am Markt nicht ein problematischer Konkurrent?

Im Gegenteil, ihr Auftreten hat die Marktsituation für die Alpenlärche erst verbessert.

Die Familie Schwarzenberg besitzt im Betrieb Murau 18.000ha Waldfläche in Höhenlagen von 800 bis 2000 m über dem Meeresspiegel und beschäftigt ca. 20 Angestellte und 20 Forstarbeiter.